Neuruppin will neues Gutachten zur Hauptwache für die Feuerwehr

Die Feuerwehrleute in Neuruppin brauchen noch Geduld. Erst Mitte 2021 wird wohl klar sein, ob und wo eine neue Hauptwache für die Feuerwehr der Fontanestadt genau werden soll. Nachdem im vergangenen Jahr ein Gutachter den Bau einer neuen zentralen Feuerwache am Bahnhof West vorgeschlagen hat, soll die Stadt jetzt ein weiteres Gutachten beauftragen. Mehrere Stadtverordnete und auch die Wehrführung haben Zweifel, ob der Standort am Bahnhof wirklich der beste ist. Zwar gibt es dort genügend Platz für eine moderne Feuerwache mit bis zu 30 Stellplätzen für Fahrzeuge, Rettungsboote und andere Technik. Vom Bahnhof West aus wäre ganz Neuruppin auch relativ schnell zu erreichen. Aber die neue Feuerwache würde direkt an einem Bahnübergang liegen. Dessen Schranken sind jetzt schon mehrere male in der Stunde geschlossen. Sie werden es künftig sehr viel öfters ein, sollte der Prignitz-Express irgendwann im Halbstundentakt nach Berlin fahren. Im Notfall müsste dann auch die Feuerwehr vor der geschlossenen Schranke warten. Zweifel gibt es bei Stadtverordnete aber auch wegen der hohen Kosten für einen Neubau. Schätzungen von deutlich über 20 Millionen Euro kursieren, ohne dass es bisher schon konkrete Pläne gibt. Auf Antrag der SPD hatten die Stadtverordneten deshalb schon vor etliche Monaten gefordert, die Stadtverwaltung solle prüfen, ob nicht zwei kleinere Feuerwachen billiger wären als eine große. Könnte zum Beispiel die jetzige Hauptwache an der Schinkelstraße ausgebaut und modernisiert und durch einen kleineren Neubau an anderer Stelle ergänzt werden? Das Neuruppiner Ordnungsamt sieht sich nicht in der Lage, das selbst zu klären. „Das ist ein sehr umfangreicher Prüfauftrag, der auch so einfach nicht umsetzbar ist“, sagt Amtsleiterin Annette Friedrichs. Die Stadt will sich deshalb auch dafür wieder Rat von außen holen. Sie hofft, dass eine Expertise dazu Anfang 2021 vorliegen könnte. Bis die Stadtverordnete endgültig entscheiden, dürften dann noch einige Monate vergehen. Bürgermeister Jens-Peter Golde warnt allerdings schon, bei der Entscheidung nur aufs Geld zu schauen. Er weiß, dass die meisten Feuerwehrleute, die jetzt in der Hauptwache ihren Dienst tun, sich nicht vorstellen können, dass sich das Haus mit seinen sehr beengte Verhältnissen noch einmal sinnvoll umbauen lässt. Die Hoffnung auf eine neue Wache ist groß. Nur auf das Gutachten zu schauen hält er deshalb für falsch. „Wir müssen auch die Kameraden mitnehmen“, sagt der Rathauschef. Sie müssten schließlich ihren Dienste in dem Haus tun – und die allermeisten tun das freiwillig und ohne Bezahlung für die Allgemeinheit. Drei mögliche Standort soll der Gutachter prüfen. SPD-Fraktionschef Nico Ruhle hatte allerdings darauf bestanden, auch einen möglichen Neubau auf dem ehemaligen Flugplatz zu prüfen, selbst wenn die Fläche dort nicht der Stadt gehört und notfalls erst angekauft werden müsste. Die Prüfung müsse gründlich erfolgen, sagt Golde, sie muss aber auch schnell gehen. Die bisherigen Förderprogramme des Landes kommen für einen solchen Bau nicht infrage. Das hatte Staatssekretär Uwe Schüler aus dem Innenministerium den Neuruppinern vor wenigen Tagen bei einem Besuch bescheinigt. Wenn Neuruppin auf Zuschüsse hoffen kann, dann nur aus einem eventuellen Sonderprogramm. Doch dafür müsste die Stadt dann fertige Pläne in der Schublade haben. Golde warnt auch vor zu großen Erwartungen. Dass die Bedingungen in der Hauptwache so kaum länger tragbar sind, ist unbestritten. Eie Investition wird in jedem Fall sehr teuer. „Selbst wenn wir eine relativ große Förderung vom Land bekommen würden, ist das nicht in drei oder vier Jahresscheiben zu schaffen“, sagt der Bürgermeister. Wir müssen auch die Kameraden mitnehmen. Jens-Peter Golde Von Reyk Grunow