Neuruppiner Schlachthof Färber stellt Schlachtungen vorerst ein

Nach Bekanntwerden schwerer Vorwürfe gegen den Schlachthof Färber in Neuruppin hat der Betrieb die Schlachtungen vorerst eingestellt. Das Unternehmen habe dem Veterinäramt mitgeteilt, dass im Januar keine Schlachtungen angesetzt seien, teilte Kreissprecher Alexander von Uleniecki mit. Zudem arbeite der Betrieb mit dem Amt an einem Konzept zur Verbesserung der Schlachtbedingungen. Das Deutsche Tierschutzbüro wirft Mitarbeitern des Schlachthofes Tierquälerei vor, weil Schweine unsachgemäß betäubt und brutal behandelt worden sein sollen. Die Tierschützer belegen ihre Vorwürfe mit Bildmaterial, das im August 2020 in Neuruppin entstand. Das Veterinäramt des Kreises hat daraufhin zwei Mitarbeitern die Schlachterlaubnis entzogen. Falscher Einsatz der Elektrozange: Die Tierschützer hatten unter anderem kritisiert, dass Tiere bei der Betäubung nicht fixiert wurden – die Elektrozange sei deshalb in vielen Fällen nicht richtig angesetzt worden, sodass die Tiere unnötige Qualen beim Schlachten erlitten. Das Veterinäramt fordert insbesondere, den Betäubungsbereich besser auszustatten. So dürfe auf eine Fixiermöglichkeit bei der Betäubung der Tiere künftig nicht mehr verzichtet werden, sagte von Uleniecki. Inzwischen hat der Standort auch sein Prüfsiegel Qualität und Sicherheit (QS) verloren. Bereits zu Wochenanfang sei der Betrieb für das QS-System gesperrt worden, teilte QS-Pressesprecherin Kathrin Voskuhl mit. Der Schlachthof darf damit keine Lebensmittelhändler beliefern, die an dem Prüfsystem teilnehmen. Unternehmen droht Geldstrafe: Das QS-Zertifikat ist ein freiwilliges Prüfsiegel. QS-Prüfer kontrollieren unter anderem, ob die am System teilnehmenden Schlachthöfe, vorgegebene Hygiene-Standards und Tierschutzrichtlinien einhalten. Das Bonner Unternehmen hat auch ein Sanktionsverfahren gegen den Neuruppiner Schlachthof eingeleitet. Damit ist unter anderem eine Geldstrafe möglich. Auch die Initiative Tierwohl hat den Neuruppiner Schlachthof inzwischen gesperrt. Bis Ende 2020 hatte der Schlachthof an der Initiative teilgenommen. Die jetzige Sperrung sei vorsorglich erfolgt, sagte Pressesprecher Patrick Klein. Von Frauke Herweg