Neuruppiner mahnen schnelle Hilfe für Flüchtlinge an

Das Aktionsbündnis „Neuruppin bleibt bunt“, der Verein Esta Ruppin und die Neuruppiner Ortsgruppe von „Fridays for Future“ warnen davor, die Flüchtlinge, die den Weg über das Mittelmeer riskieren, zu vergessen. „Je mehr Menschen sterben, desto weniger fühlen wir uns betroffen“, befürchtet Beate Schädler vom Aktionsbündnis „Neuruppin bleibt bunt“. Schon im Mai hatten etwa 50 Ruppiner auf dem Neuruppiner Schulplatz gegen die Kriminalisierung der Seenotrettung protestiert. Ende August hatte der Potsdamer Landtag das neue Landesaufnahmeprogramm beschlossen. Demnach sollen ab 2021 jährlich 200 besonders schutzbedürftige Flüchtlinge in Brandenburg aufgenommen werden. Katastrophale Bedingungen: Das Aufnahmeprogramm richtet sich jedoch nicht an die Geflüchteten, die derzeit unter katastrophalen Bedingungen in den griechischen Lagern festsitzen. „Für diese Menschen verweigert das Bundesinnenministerium weiterhin die Zustimmung zu Landesaufnahmeprogrammen“, sagte die asylpolitische Sprecherin der Grünen, Marie Schäffer. Bereits Ende April hatten die Neuruppiner Stadtverordneten beschlossen, dass sich die Stadt dem Bündnis „Seebrücke – Schafft sichere Häfen“ anschließt. Im Juni erklärte sich auch der Landkreis bereit, bis zu 75 Flüchtlinge aufzunehmen und der Seebrücke beizutreten. Sichere Häfen für Geflüchtete: Zwar können Stadt und Kreis nicht autonom über die Aufnahme von Geflüchteten entscheiden. Dennoch sei das Bekenntnis ein sicherer Hafen sein zu wollen, nicht bloß ein Symbol, sagt Stefan Fulz von Esta Ruppin. „Im Landesaufnahmeprogramm ist festgeschrieben, dass Flüchtlinge vor allem an Kommunen verteilt werden sollen, die sich als sichere Häfen erklärt haben.“ Im für etwa 3000 Menschen ausgelegten Lager Moria leben derzeit etwa 20000 Menschen unter schlimmsten Umständen. „Es wäre europäische Pflicht, diese Menschen aufzunehmen“, sagt Beate Schädler. „Doch Europa duckt sich weg.“ Längst gebe es auch im Lager Corona-Fälle. „Aber Ärzte ohne Grenzen mussten ihre Station schließen.“ Nicht nur der Schutz von Geflüchteten sei während der Corona-Pandemie vergessen worden, sagt Emma Kiehm, Sprecherin von „Fridays for Future“. Auch der Klimawandel sei als Thema verdrängt worden. „Doch die Probleme sind nicht weg – sie werden nur ignoriert.“ Klimawandel führt zu noch mehr Flüchtlingen: Der Klimawandel werde noch mehr Menschen zur Flucht zwingen, sagt Kiehm: „Es werden noch mehr Fluchtgründe geschaffen.“ Am Freitag, 25. September, wird der nächste globale Klimaprotest stattfinden. Auch die Neuruppiner Ortsgruppe von „Fridays for Future“ hat schon eine Demonstration angemeldet. Prinzipiell, so glaubt Kiehm, sei Neuruppin beim Thema Klimaschutz gut aufgestellt. So hätten die Neuruppiner Stadtwerke sich als Ziel gesetzt, ab dem Jahr 2035 klimaneutral zu sein. Bürgermeisterwahl ist richtungsweisend: Klar sei aber auch, dass die Neuruppiner Bürgermeisterwahl im November richtungsweisend sei. „Die nächste Person, die das Amt hat, wird maßgeblich dafür verantwortlich sein, dass Neuruppin klimaneutral wird“, sagt die Schülerin. Von Frauke Herweg