Neuruppins Rathaus soll moderner werden und bürgernäher

Daniela Kuzu will die Stadtverwaltung von Neuruppin moderner machen und sie will ihr Image aufpolieren. Das hält Neuruppins neue Beigeordnete für zwei der dringendsten Probleme. Seit 1. März ist sie als Stellvertreterin von Bürgermeister Jens-Peter Golde im Amt. Als Beigeordnete und Vize-Bürgermeisterin leitet sie auch die innere Verwaltung und hat in zehn Monaten gelernt, dass dort viel im Argen liegt. Bürgermeister Jens-Peter Golde hatte sich ganz bewusst für die 37-Jährige entschieden, als er den Stadtverordneten vorschlug, das Beigeordnetenamt wieder einzuführen. Daniela Kuzu, so seine Hoffnung, kann die Verwaltung sicher weiterführen, wenn viele der altgedienten und erfahrenen Mitarbeiter demnächst in den Ruhestand gehen. 60 Mitarbeiter der Stadt Neuruppin gehen bald in den Ruhestand: „Ich bin auch gewählt worden, um den Generationenwechsel zu begleiten“, sagt sie und sieht das als große Herausforderung. Allein in der Stadtverwaltung werden in absehbarer Zeit 60 Mitarbeiter in den Ruhestand gehen: Sachbearbeiter, Amtsleiter, Dezernenten. Aber deren Arbeit fällt nicht weg, nur weil es die Mitarbeiter dort nicht mehr gibt. Die Stellen müssen neu besetzt werden. Bei der Suche nach geeigneten Mitarbeitern steht die Stadt vordem selben Probleme, dass viele andere Arbeitgeber auch kennen. Es fehlen zunehmend qualifizierte Fachkräfte. Neuruppins Rathaus soll digitaler werden: Wer fitte und gut ausgebildete Mitarbeiter sucht, muss ihnen auch etwas bieten. Wer will schon eine Stelle mit eher miesem Ruf? Selbst dann, wenn sie vergleichsweise gut bezahlt wird. Mit neuen Technologien und veränderten Abläufen im Rathaus soll die Verwaltung moderner werden. „Wir müssen auch lernen digitaler zu sein“, sagt die Neuruppiner Beigeordnete. Dazu gehört für sie auch, das Wissen, das die vielen Mitarbeiter über Jahre in ihren Fachbereichen angehäuft haben, so zu speichern, dass es an andere, neue Kollegen weitergegeben werden kann, wenn die Mitarbeiter irgendwann de Stadtverwaltung verlassen. Und dazu gehören auch elektronische Kommunikationsmittel. Müssen wirklich immer Unterlagen aus Papier von Amt zu Amt geschickt werden, um Informationen auszutauschen? Daniela Kuzus eigener Schreibtisch ist nahezu leer, Aktenstapel gibt es dort nicht. Sie versucht, so viel wie möglich in digitaler Form, also im Computer, zu erledigen. Viele Mitarbeiter sind skeptisch, wenn sie davon hören oder das sehen. Aber das findet Kuzu nicht schlimm. „Das ist ein Experiment nur für mich“, sagt sie. Offen sein für neue Wege: Sie erwarte gar nicht, dass die gesamte Verwaltung ihre Papiere abschafft. Aber schon, dass die Mitarbeiter der Stadt offen sind für neue Wege. Für neue Wege im Umgang miteinander und auch im Umgang mit den Bürgern. Bis Ende des nächsten Jahres soll die Stadt Neuruppin eine Personalentwicklungskonzept bekommen. Das soll aber nicht von oben aufgesetzt werden. Alle Mitarbeiter sind aufgerufen, daran mitzuarbeiten. Das hat Daniela Kuzu nicht ohne Widerstand, aber mit Rückendeckung des Bürgermeisters durchgesetzt. In einem Online-Fragebogen konnten sämtliche Mitarbeiter der Stadt sagen, was sie von ihrer Arbeit halten, was sie gut finden, was weniger gut, was sie sich anders wünschen würden. In den beiden Häusern der Stadtverwaltung standen zudem über Wochen anonyme Briefkästen, in denen Angestellte und Beamte Zettel mit Anmerkungen, Vorschlägen und Ideen einwerfen könnten. Die Mitarbeiter sollen mitreden: Eine Gruppe aus 40 Mitarbeitern aus dem Rathaus, den Kitas, Schulhorten und den anderen Einrichtungen der Stadt wird die Anfang 2020 auswerten und die Erkenntnisse in ein neues Konzept für die Zukunft der Stadtverwaltung einfließen lassen. Teil der Reform wird auch sein, die Bürger stärker einzubeziehen. Geht es nach Daniela Kuzu, könnte es künftig öfter Befragungen zu speziellen Themen geben. Was wünschen sich die Neuruppiner oder was wünscht sich eine besonderer Gruppe von Einwohnern von der Stadt? Die Stadt soll öfter ihre Bürger fragen: Die Internetseite der Stadt soll modernen werden und den Neuruppinern mehr aktuelle Informationen bieten. Daniela Kuzu wünscht sich, dass ab 2021 ein eigener Mitarbeiter nur für die Präsenz der Stadt im Internet und in den sozialen Medien zuständig ist. Auch für den Austausch mit den Bürgern dort. Kuzu ist bewusst, dass nicht jeder in der Stadtverwaltung begeistert ist von ihrer Art, die Dinge anzupacken. Eine Stadt zu modernisieren ist nicht leicht. „Das wird eine Mammutaufgabe“, sagt sie. Für acht Jahre ist Kuzu in ihr Amt gewählt. Von Reyk Grunow

Stadtverwaltung - So soll Neuruppin moderner werden