Ostprignitz-Ruppin: Kreis will gut 100 Flüchtlinge in Neuruppin testen

Die Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten Personen in Ostprignitz-Ruppin ist den zweiten Tag in Folge um neun Personen gestiegen, damit gibt es im Landkreis nun 62 Corona-Infizierte. Darunter befinden sich 18 Menschen aus Rheinsberg, sagte am Donnerstag Vizelandrat Werner Nüse (SPD). Da bei den Rheinsbergern mehrere Familien betroffen sind, die in einem Wohnverbund leben und dort engen Kontakt miteinander haben, sollen diese möglichst schnell woanders untergebracht werden, wo die häusliche Isolation eingehalten werden könne, sagte Sozialdezernentin Waltraud Kuhne. Wo das sein wird, das ließ Kuhne offen. 106 Personen in Rheinsberg getestet: In Rheinsberg waren am Mittwoch insgesamt 106 Personen durch zwei Teams der Ruppiner Kliniken getestet worden. Nun will der Landkreis auch in Neuruppin gut 120 Flüchtlinge testen, da wohl mehrere von ihnen Kontakt zu den Rheinsbergern hatten, sagte Vizelandrat Nüse. „Alle können Corona bekommen. Italiener, Amerikaner ebenso wie Syrer und Deutsche“, so Nüse. Das Besondere ist, dass viele Flüchtlingsfamilien auf engem Raum leben. Das tägliche MAZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Brandenburg täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Deshalb überlegt die Rheinsberger Wohnungsgesellschaft (Rewoge), wie sie mit der gehäuften Zahl von Coronafällen in ihren Mietwohnungen umgeht. Laut Rewoge-Chef Stephan Greiner-Petter sind insgesamt vier Hauseingänge betroffen. „Wir bieten schon seit Wochen einen Einkaufsservice sowie das Abholen von Medikamenten an.“ Mit diesem Service soll der Kontakt unter Mietern und Freunden auf ein Minimum reduziert werden. Rewoge-Chef war selbst zwei Wochen in Isolation: Neben der virologischen gebe es aber auch eine emotionale Ebene, so der Rewoge-Chef. Greiner-Petter weiß, wovon er spricht: Weil er Kontakt zum Rheinsberger Bürgermeister hatte, der mit dem Coronavirus infiziert war, befand sich Greiner-Petter selbst für zwei Wochen in häuslicher Isolation und hat sich zweimal auf das Virus testen lassen. „Die Leute dürfen sich nicht allein gelassen fühlen.“ Greiner-Petter wartet deshalb auf Vorschläge vom Gesundheitsamt aus Neuruppin, was die Rewoge als Vermieter noch tun kann, um die Gefahr einer Ansteckung zu minimieren. Mit den Haushandwerkern hat die Rewoge schon gesprochen, ebenfalls mit dem Unternehmen, das regelmäßig die Hauseingänge reinigt und dabei auch die Treppenläufe desinfiziert. „Was geht, werden wir machen“, so Greiner-Petter – auch wenn kein Freund von Aktionismus sei. Der Rewoge-Chef hat am Freitag noch einmal ein Gespräch mit dem Gesundheitsamt. Kreis hofft weiter auf Hilfe von Reservisten: Möglicherweise wird die Rewoge die geplante Mieter-App, die eigentlich erst im August in Betrieb gehen sollte, vorziehen, um damit wichtige Informationen für die Mieter schnell weitergeben zu können. Einen genauen Termin dafür gibt es aber noch nicht. Insgesamt wurden in Ostprignitz-Ruppin bisher 1075 Personen getestet. Die sogenannte Positiv-Rate liegt bei knapp fünf Prozent. 21 Personen gelten inzwischen wieder als geheilt, sechs werden stationär im Krankenhaus behandelt, einer muss beatmet werden, so Vizelandrat Nüse. Der Kreis hofft weiter, dass er bald Unterstützung von Reservisten der Bundeswehr erhält, um möglichst schnell die Corona-Infektionsketten zu ermitteln. Bei der ersten Runde war Ostprignitz-Ruppin nicht berücksichtigt worden. Von Andreas Vogel

Covid 19 - Ostprignitz-Ruppin will 120 Neuruppiner Flüchtlinge auf Corona testen