Einen „ungeahnten“ Erfolg nannte Direktor Stefan Tratz die 25-jährige Geschichte der deutschen Richterakademie Wustrau. Der Geburtstag war für den Direktor am Donnerstag Anlass, mit Mitarbeitern und geladenen Gästen zu feiern. Ein Großteil der ehemaligen Direktoren waren der Einladung gefolgt und aus dem ganzen Bundesgebiet angereist.
Großartige Werbung für Brandenburg
Als ein „Aushängeschild der deutschen Justiz und eine großartige Werbung für Brandenburg und die Region“ sieht Staatssekretär Ronald Pienkny die Einrichtung. Sie nahm im März 1993 ihren Betrieb auf. Durch die Wiedervereinigung war ein zusätzlicher Bedarf an Fortbildungen für Richter und Staatsanwälte gegeben. Es bestand die Idee, die bereits vorhandene Einrichtung im rheinland-pfälzischen Trier zu erweitern. Auch die Möglichkeit eines Neubaues in einem zentraler gelegenen Bundesland wurde diskutiert. Die Wahl fiel auf das Zietendorf Wustrau.
Wustrau zeigte sich mutig
„Zu allem Großen ist der erste Schritt Mut“, zitierte Stefan Tratz Johann Wolfgang von Goethe. Und Wustrau war mutig. Dabei war anfänglich nicht klar, ob die Tagungsstätte im Ruppiner Land auch gut angenommen werden würde. Trotzdem stimmte die Mehrzahl der Bundesländer, darunter auch sein Heimatland Bayern, wie Tratz stolz sagte, für diesen Standort. „Perle der Deutschen Richterakademie, so kann man Wustrau nennen.“ Die Einrichtung habe im vergangenen Jahr eine Auslastung von 95,6 Prozent erreicht. Das liege auch am Einsatz der Mitarbeiter, die für eine angenehme Atmosphäre sorgen. „Jeder hat für sich einen großen Anteil am Erfolg dieses Hauses.“
Vieles ist erreicht, aber es ist noch viel zu tun
Das hat sich in den vergangenen Jahren herausgemacht. Das Schloss und ein Gästehaus sind mittlerweile barrierefrei. Jetzt stehen wieder große Baumaßnahmen an: Im Dachgeschoss entstehen zwei Lehrsäle, des weiteren etliche Kleingruppen- und Workshopräume. Für die Zukunft stehen die Erneuerung der Küche, Elektrik und Heizung auf dem Programm. Staatssekretär Pienkny setzt volles Vertrauen darauf, dass der „ambitionierte Umbau“, der mit großem finanziellen Aufwand einhergeht, gelingt. Für ihn bietet die Tagungsstätte eine einzigartige Möglichkeit des „von Juristen geschätzten Erfahrungsaustauschs“.
5000 Teilnehmer nutzen die Richterakademie jährlich
Diese Chance nutzten etwa 5000 Teilnehmer jährlich an beiden Tagungsorten, die allen Aufgaben einer modernen Fortbildung gerecht werden. Die Wahl für Wustrau als zweiten Standort hielt Ute Behnicke, Bürgermeisterin der Gemeinde Fehrbellin, für richtig und gut. Es sei ein Glücksfall für das Schloss, das so für die kommenden Generationen erhalten bleibe, aber auch für Wustrau und die Region. 29 Mitarbeiter seien in der Tagungsstätte tätig. „Das ist eine beachtliche Zahl von Arbeitsplätzen“, sagte sie. Der Karwer Verleger Günter Rieger lobte die Einrichtung als „offenes Haus“, dessen Historie und Lage viele anziehen würden.
Bald übernehmen die Bauarbeiter
Nach den Reden stießen alle mit einem Glas Sekt an. Dann wurde die eigens für diesen Tag gebackene Torte angeschnitten. Mit einem anschließenden Gartenfest klang der Tag aus. Ab der kommenden Woche übernehmen die Bauarbeiter das Haus.
Von Dagmar Simons