Ruppiner Kliniken schicken Neuruppiner Seniorin mit Corona nach Hause

Für große Irritationen sorgen die Ruppiner Kliniken: Das Neuruppiner Krankenhaus hat am Gründonnerstag, 1. April, eine 89-jährige Patientin nach Hause geschickt, obwohl sich die Neuruppinerin Gisela K. während ihres Klinikaufenthaltes mit dem Coronavirus angesteckt hat und zehn Tage in Quarantäne bleiben muss. Gisela K. und ihre engsten Angehörigen sind irritiert, dass die Kliniken die Verantwortung für die Quarantäne an den Pflegedienst weiterreichen, der Gisela K. täglich am Abend besucht. „Das Risiko, dass Pflegekräfte das Virus weiter verbreiten, ist hoch, weil sie jeden Tag noch zu viel mehr Senioren fahren“, sagt ihr Schwiegersohn Klaus S., der als kaufmännischer Angestellter in der Fontanestadt arbeitet. Von einer Station auf die nächste verlegt: „Es wäre viel einfacher gewesen, wenn ich die zehn Tage Quarantäne im Neuruppiner Krankenhaus hätte verbringen dürfen“, ist auch Gisela K. überzeugt. Sie war Mitte März nach einem Zusammenbruch, der vermutlich auf Kalziummangel zurückzuführen ist, in die Ruppiner Kliniken eingewiesen und zunächst eine Woche auf der Intensivstation behandelt und wieder aufgepäppelt worden. Doch danach wurde sie innerhalb weniger Tage von einer Station auf die nächste verlegt, von der B1 auf die A1 und auf die A2. „Allein dadurch ist es immer wieder zu neuen Kontakten gekommen“, vermutet ihr Schwiegersohn. Ihn wundert es deshalb wenig, dass am Sonntag, 28. März, ein Corona-Test bei Gisela K. positiv ausfiel. „Ich hatte den Eindruck, die nehmen mich nicht ernst“: Erstaunt war er aber, dass seine Schwiegermutter dennoch bereits zwei Tage später nach Hause entlassen werden sollte. Klaus S. wandte sich an den Arzt und die Beschwerdestelle in den Ruppiner Kliniken – und erreichte einen Aufschub. Keine Rolle spielte dabei offensichtlich, dass Gisela K. sowohl einer Schwester als auch dem Arzt vor ihrer Entlassung sagte, dass ihr seit zwei Tagen etwas schwindlig sei. „Ich hatte den Eindruck, die nehmen mich nicht ernst.“ Es sei lediglich ihr Blutdruck gemessen worden, der wohl in Ordnung war. Die Ruppiner Kliniken verteidigen ihr Vorgehen: Ein Krankenhaus könne nicht die Unterbringung von Patienten leisten, wenn kein Grund für eine stationäre Behandlung vorliege, sagte Kliniksprecherin Verena Clasen. Ein Patient mit einer Covid-19-Erkrankung, der nicht stationär behandelt werden müsse, werde deshalb in die häusliche Quarantäne entlassen. Kliniken: Pflegedienste sind versiert: Dadurch entfalle für die Patienten auch die belastende Situation, „in einem Krankenhaus in fremder Umgebung isoliert ohne Behandlungsnotwendigkeit untergebracht zu sein“. Vielmehr könne der Patient problemlos in seiner gewohnten Umgebung die Quarantäne verbringen. „Vor einer Entlassung prüfen wir bei jedem Patienten, ob eine Entlassung in die Häuslichkeit möglich ist“, betont die Kliniksprecherin. Dass es bei infizierten Patienten, die regelmäßig von einem Pflegedienst betreut werden, ein erhöhtes Ansteckungsrisiko geben könnte, das glaubt das Krankenhaus offenbar nicht. Die ambulanten Pflegedienste seien auch in die Versorgung von Covid-19-Patienten eingebunden „und im Umgang mit der Pandemie versiert“, so Verena Clasen. Ein Termin für den Impfbus in Gildenhall: Gisela K. ist nun bis Dienstag, 6. April, in häuslicher Quarantäne und darf ihre Wohnung nicht verlassen. Ihre Tochter und ihr Schwiegersohn versorgen sie mit dem Nötigsten – ohne direkten Kontakt. Der Pflegedienst darf ihr nur helfen, wenn die Mitarbeiter durch eine FFP2-Maske geschützt sind. Am Dienstag wird der Pflegedienst zudem Gisela K. auf das Coronavirus testen. „Ich hoffe, ich habe das dann überstanden“, sagt Gisela K. Ohne ihren Krankenhaus-Aufenthalt hätte die Seniorin bereits ihre erste Schutzimpfung gegen Corona erhalten. Ihre Tochter hatte sie für den Neuruppiner Impfbus angemeldet, als der vor wenigen Tagen wieder mal Station in Gildenhall gemacht hat. „Ich will mich impfen lassen“, sagt Gisela K. Doch nun müsse sie erst einmal abwarten. Britische Forscher empfehlen auch nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung eine Schutzimpfung – weil diese den Schutz nochmals verstärkt. Von Andreas Vogel