So war das Wetter 2020 in Neuruppin, Kyritz, Wittstock

Deutschlandweit war das vergangene Jahr mit einer Durchschnittstemperatur von 10,4 Grad Celsius das zweitwärmste Jahr seit 1881. Ab diesem Zeitpunkt konnte man von flächendeckenden Wetteraufzeichnungen reden. Etwas wärmer war es nur noch im Jahr 2018, nur wenig kälter in den Jahren 2019 und 2014. Damit sind vier der wärmsten Jahre allein im Zeitraum der letzten Dekade aufgetreten. Die Meteorologen errechneten für das Gebiet von Neuruppin über Kyritz bis nach Wittstock sogar noch eine etwas höhere Jahresmitteltemperatur als deutschlandweit, nämlich 10,7 Grad. Die hiesige Region lag damit um 2,4 Grad über dem Referenzwert der langjährigen Klimareihe. Deutlich zu warm: Alle Monate bis auf den Mai waren mal mehr oder weniger deutlich zu warm. Besonders warm wurde es im Februar. Mit plus 5,7 Grad Celsius gab es den zweitwärmsten Februar seit Beginn der Messungen. Kälte und Schnee fanden im Jahr 2020 hierzulande nicht zueinander. Ausgerechnet der 24. Dezember brachte dem Ruppiner Land verbreitet über 10 Grad plus. Am kältesten wurde es nicht im Januar oder Februar sondern erst am 24. März. Um die minus 6 Grad wurde es in und um Wittstock oder auch Neuruppin, nicht ganz so kalt war es in Kyritz. Heiße Tage von über 30 Grad Celsius gab es in der Region reichlich, meistens waren es 16 Tage. Allein 13 dieser Tage hatte der August während einer Hitzewelle zu bieten. Darunter war der heißeste Tag des Jahres: der 8. August, mit Werten von über 35 Grad oder gar 36 Grad. Die Rekordwerte für die Region wurden jedoch nicht angetastet und liegen weiterhin bei plus 38 (30. Juni 2019) und nahe minus 24 Grad (27. Februar 1986). Zu sonnig: Deutschlandweit war es zu sonnig, und zwar um etwa 20 Prozent. Das gilt auch für das Ruppiner Land. Nur drei Monate, der Februar, der Juli und der Oktober, konnten die Erwartungen hinsichtlich des Sonnenscheins nicht erfüllen. Besonders auffällig war der April mit seinen 306 Sonnenstunden – normal wären rund 160 Stunden gewesen. Insgesamt glänzte des vergangene Jahr mit knapp 2000 Sonnenstunden im Raum Kyritz, Wittstock und Neuruppin. Etwas zu trocken war es in Deutschland, wenn man alle Niederschläge gleichmäßig verteilen würde. Und genau hier liegt der Haken: Die Verteilung war ungerecht. Der Jahresverlauf in der Region war geprägt durch einige markante Niederschlagsereignisse oder auch Phasen ohne Niederschlag. So gab es von Mitte März bis Ende April eine mehrwöchige Trockenphase – Frühjahrstrockenheit, ein seit Jahren zu beobachtender Trend in der Region. Von Mitte Juli bis weit in den November hinein gab es ungewohnt lange trockene Phasen. Diese Perioden wurden in der warmen Jahreszeit durch Starkregenereignisse unterbrochen. Der für die Region günstigere langanhaltende Landregen blieb aus. Zu trocken: Die Zahlen des Jahres lauten dieses mal: 43, 40, 39, 27, 26 oder auch mal nur 10 bis 20 Liter pro Quadratmeter. All diese Mengen fielen an einzelnen Tagen in kurzer Zeit in unterschiedlichen Gebieten des Ruppiner Landes vom Himmel – kein Vergleich zu dagewesenen 60 oder gar 80 Litern Regen am Tag. Eindeutiger Gewinner in diesem Regenroulette waren die Wittstocker. An der dortigen Station „Rote Mühle“ summierte sich der Niederschlag des Jahres 2020 auf 649 Liter, an den Messstationen in Kyritz und Alt Ruppin auf 516 und 507 Liter. Die Normalwerte wurde damit noch erreicht. Kurios, ausgerechnet im üblicherweise trockenste Monat des Jahres, dem Februar, war es besonders nass, im eigentlich eher nassen November dagegen besonders trocken. Noch ein Vergleich: Im Jahr 2003 und 1996 regnete und schneite es in der Region vielerorts nur magere 360 Liter pro Quadratmeter. Im bisher niederschlagsreichsten Jahr 2007 waren es 760 Liter in Neuruppin oder gar 960 Liter in Kyritz. 13 Nebeltage: Das Wetter ist ein chaotisches System. Wetterwechsel, manchmal auch rasant, gehören zum normalen Ablauf in Mitteleuropa. Oftmals ist es aber auch ruhig und die Region liegt im Dauergrau. Wer gerne im Nebel unterwegs ist, hatte an 13 Tagen des Jahres 2020 die Gelegenheit dazu. Wer Blitz und Donner bevorzugt, wurde an elf Tagen glücklich. Nichts mit Blitz und Donner zu tun, hat das Sprichwort „Der Januar muss krachen, soll der Frühling lachen“, oder: „Im Januar viel Regen und wenig Schnee tut Saaten, Wiesen und Bäumen weh.“ Was sagen die Langfristmodelle der Experten? Sie zeigen keinen ausgeprägten Hang zu besonders kalter oder warmer Witterung. Aber Achtung: Auch noch im März wurden Temperaturen von minus 20 Grad in der Region registriert wie beispielsweise 1965. Von Thomas Hinz