Steht die Pro-Klinik-Holding mit dem Neuruppiner Krankenhaus vor einschneidenden Änderungen? Diese Frage beunruhigt derzeit viele Beschäftigte des Unternehmens, das mehr als 2200 Mitarbeiter zählt. Der Grund: Zum ersten Mal in seiner Geschichte hat das größte Unternehmen des Landkreises Ostprignitz-Ruppin im vergangenen Jahr ein Defizit erwirtschaftet, und das gleich in Millionenhöhe. Knapp 2,5 Millionen Euro fehlten am Ende für ein ausgeglichenes Ergebnis. Dabei wartete die Holding bislang nur mit positiven Zahlen auf.
Die Gerüchteküche brodelt
„Die Unruhe ist groß, die Gerüchteküche brodelt“, sagt der Neuruppiner Kreistagsabgeordnete Siegfried Wittkopf (BVB-Freie Wähler), der seit Jahren die Entwicklung in der Holding verfolgt. Wittkopf vermutet, dass sich das Unternehmen angesichts des schlechten Jahresergebnisses von einigen ihrer Tochtergesellschaften trennen und sich auf das sogenannte Kerngeschäft, die Gesundheitsversorgung, konzentrieren wird. Das hieße, dass beispielsweise das Catering, die Gebäudereinigung und der Wachschutz ausgelagert werden. Auch die Gärtnerei würde dann wohl bluten, obwohl sich das Neuruppiner Krankenhaus in einer wohl einmaligen Parkanlage mit gut einem Dutzend denkmalgeschützten Gebäuden befindet.
„Alles steht zur Disposition“, befürchtet Wittkopf, der davon ausgeht, dass fast 400 Leute von einer Umstrukturierung der Holding betroffen wären – und sich schon allein deshalb wünscht, das Geschäftsführung und Aufsichtsrat „die Leute vernünftig informieren und damit die Gerüchte aus der Welt schaffen“.
Klinikchef: Eine Neuordnung ist nicht geplant
Ralf Reinhardt (SPD) ist zwar als Landrat zugleich Chef des Aufsichtsrates des Klinik-Holding, gleichwohl wollte er sich in dieser Woche nicht zu den Fragen zu einer möglichen Umstrukturierung äußern. Stattdessen betonte Klinikgeschäftsführer Matthias Voth am Donnerstag, dass die Holding nicht vorhabe, sich von Teilen der Gesellschaft zu trennen. Obwohl es Handlungsbedarf gebe, sei eine Neuordnung weder vorgesehen noch geplant.
Zugleich verwies Voth darauf, dass sich die Holding bereits jetzt „im Wesentlichen“ auf die Gesundheitsversorgung konzentriere. „Alle Dienstleistungen, die in den jeweiligen Gesellschaften erbracht werden, dienen unmittelbar oder mittelbar der Gesundheitsversorgung.“ Ausgenommen davon sei lediglich der Bereich Asyl und Migration.
Klagen vor dem Arbeitsgericht
Auf Wunsch des Kreises hatte das Neuruppiner Krankenhaus vor fünf Jahren das Betreiben der Flüchtlingsunterkunft in Treskow übernommen. Das Haus musste umfassend modernisiert werden und hat jetzt eine Kapazität von rund 200 Plätzen, von denen derzeit gut die Hälfte belegt sind.
Auch dort gibt es Unruhe – weil Sozialarbeitern angeboten worden sein soll, sich als Pflegekraft umschulen zu lassen. Das würde Verluste von bis zu 500 Euro im Monat bedeuten. Grund: Zum Jahreswechsel will der Kreis das Heim betreiben. Nach MAZ-Informationen wehren sich mehrere Mitarbeiter gegen ihre Kündigung zum Jahresende vor dem Arbeitsgericht.
Mehr Klarheit bei den Klinikbeschäftigten wird es vielleicht Ende des Monats geben. Dann will die Geschäftsführung bei einer Versammlung die Mitarbeiter über aktuellen Pläne für die Holding informieren.
Von Andreas Vogel