Besuch von Grimbart: Warum auch ohne Spielbetrieb auf dem Fußballplatz in Zernitz viel zu tun ist

Pfingsten in einem Jahr soll groß gefeiert werden in Zernitz. Die beiden Anlässe lauten 110 Jahre Feuerwehr und 70 Jahre Sportverein. Dass dann auf dem Rasen der Fußballer jeder Halm erst recht in Reihe und Glied steht, ist heute schon so gut wie sicher. Schließlich heißt der Platzwart Wilfried Schütz. Er hat auch in diesen Tagen und Wochen mal wieder beweisen, wie gut er sich kümmert: trotz des wegen der Corona-Krise ausgesetzten Spielbetriebs, trotz der schon im dritten Jahr in Folge viel zu hartnäckigen Sonne bei ausbleibendem Regen – und auch trotz eines Dachses. Vermutlich sind es mehrere. Platzwart kommt aus dem Nachbardorf Schönermark: „Ich bin der Gemeinde sehr dankbar“, sagt der 66-Jährige und stellt einen Rasensprenger nach dem anderen an eine neue Stelle: „Ich mache das nämlich richtig gerne.“ Schütz ist seit geraumer Zeit angestellt bei der Gemeinde Zernitz-Lohm, wobei er einst über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme dort angefangen hatte. Zehn Jahre sind es mittlerweile, dass er sich um den Sportplatz des SV Zernitz kümmert. Seit drei Jahren ist er zugleich der Hausmeister für den Dorfkindergarten. Dafür kommt Schütz täglich mit dem Fahrrad ins Dorf. Denn zu Hause ist er im benachbarten Schönermark. Gelernter Schäfer stellte Elektrozaun wegen Grimbart auf: Schafe hielt er dort einst, zuletzt auch noch ein Pferd. Doch seitdem er diese Hobbys nicht mehr hat, sei er erst recht froh über seine Beschäftigung in Zernitz. „Alleine der Platz hier, der braucht schon den halben Tag“, erzählt der Mann, der mit Fußball sein Lebtag lang sonst „nie viel am Hut“ hatte. Neben dem Rasengrün stehen immer auch Reparaturen an und andere unerwartete Dinge. Der Elektrozaun zum Beispiel. An diesem sieht das Kennerauge nicht nur, dass Wilfried Schütz gelernter Schäfer ist, sondern dass es wegen Wildtieren Handlungsbedarf gab. „Ich habe hier ein Problem“, erzählt Schütz und verweist auf viele vom Dachs verursachte Löcher im Rasen. Seine Vermutung: Grimbart locken Maikäfer-Engerlinge an. „Ob er das hört oder wittert, dass diese Larven hier zugange sind und schlüpfen?“ Irgendwie muss der Dachs es jedenfalls mitbekommen und drauflos gewühlt haben. Er „sticht“, sagt der Fachmann, weshalb die Schadstellen von keinem anderen Tier stammen können. Froh darüber, das der Platzwart stets ein Auge auf das Gelände behielt: Andreas Heidrich, der Vereinsvorsitzende, atmet also auf. Seinen Platzwart wegen der durch die Corona-Krise vorzeitig beendeten Saison und dem nun wohl erst im August wieder aufnehmbaren Spielbetrieb freizustellen, hätte für die Anlage längst schon einen großen Schaden bedeutet. Zudem: „Es musste ohne den Spielbetrieb zwar weniger gemäht werden, aber dafür ist der große Knackpunkt ja schon wieder die Trockenheit“, erklärt Andreas Heidrich. Trainingsbetrieb könnte wiederaufgenommen werden: Und weil die Rasenpflege nicht ausgesetzt wurde, könne von heute auf morgen auch der Trainingsbetrieb wieder aufgenommen werden. „Wir sind in den Vorbereitungen, damit es bald wieder losgehen kann“, sagt Heidrich mit Blick auf Überlegungen zu Abstandsregeln und ein Hygienekonzept. Allerdings: Aus Sicht der Sportler würde statt einem Trainingsneustart normalerweise bald die Sommerpause anstehen. Sporthaussanierung könnte noch dieses Jahr beginnen: Und bei alledem sind für die Zernitzer noch ganz andere Vorbereitungen wichtig: für die Komplettsanierung und teilweise Vergrößerung ihres Sporthauses. „Die Baugenehmigung haben wir schon. Wir warten jetzt nur noch auf den Fördermittelbescheid“, sagt der Vereinschef. Klappt dann auch alles rund um die Ausschreibung der damit verbundenen Arbeiten, könnten diese noch in diesem Jahr beginnen. Rund 360 000 Euro beträgt die Investitionssumme laut Bürgermeisterin Sigrid Schumacher. „Ich hoffe, dass nun alles so gut verläuft wie zuletzt beim Umbau unseres Gemeindezentrums.“ Bis zu den Feierlichkeiten Pfingsten 2021 fertig zu werden, wäre allerdings etwas zu sportlich gedacht oder gar „Wunschdenken“, sagt Andreas Heidrich. Und wie man dann wohl zurückblickt auf diese Corona-Zeit? Nach wie vor ist Wilfried Schütz schließlich Einzelkämpfer auf dem Spielfeld, an dessen Eingang noch immer der laminierte A-4-Zettel des Amtes Neustadt hängt mit den großen roten Buchstaben: „Gesperrt.“ Von Mathias Anke

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