Zernitz: Pfarrer Brückner schenkt der Kirche zum Abschied Fensterbilder

Es schien alles wie immer, als Pfarrer Jürgen Brückner vor den Zernitzern in der Kirche stand. Aber „ich stehe nur ausnahmsweise heute hier“, sagt er. Denn eigentlich ist er schon seit einigen Wochen im Ruhestand. Brückner und seine Familie wollten es sich aber nicht nehmen lassen, ihr Abschiedsgeschenk für die Zernitzer und ihre Kirche persönlich zu übergeben: die neuen Fensterbilder. Idee entstand vor fünf Jahren: Vor etwa fünf Jahren zum 60. Geburtstag des Vaters war in der Familie Brückner die Idee entstanden, nach 30 Jahren Dienstzeit etwas Bleibendes, Sichtbares zu hinterlassen. „Als Dankeschön für eine erfüllte und gute Zeit in Zernitz“, so Jürgen Brückner. Tochter Elisa, die als Künstlerin arbeitet, hatte die Idee, die Scheiben eines Kirchenfensters künstlerisch zu gestalten. Erste Entwürfe folgten, wurden verändert und teilweise auch wieder verworfen. Langer Weg zum Ergebnis: „Es war ein langer Weg zum Ergebnis, das heute in der Kirche zu sehen ist“, so Brückner. Auch der Denkmalschutz hatte dabei ein paar Worte mitzureden. Von dort hieß es, nachdem Elisa Brückner zunächst geplant hatte, alle kleinen Fenster zu bemalen, dass die Malerei sich demütig zur Kirche verhalten müsse. Sollte heißen: Die Künstlerin sollte nicht zu viele der kleinen Glasscheiben gestalten. Sie selbst beschreibt den Weg zum Ziel als weitere Reise. „Ich musste mich nicht nur mit dem Denkmalschutz, sondern auch mit dem Thema Glasmalerei auseinander setzen“, erzählt Elisa Brückner. In Tangerhütte fand sie eine Brennerei, die ihre Malerei perfekt machte. Die Veränderung der Farben dabei sei für sie Neuland und absolut spannend gewesen. Vater hat die Geschichten aus der Bibel vorgegeben: „Papa hatte mir die Geschichten aus der Bibel vorgegeben, die ihm wichtig sind und die ihn stark berührt haben“, so die Tochter. Gemalt hat Elisa Brückner die kirchlich geprägten Motive im Frühjahr im Garten ihres Ateliers in Berlin. Es war während der Coronakrise geschlossen und so blieb viel Zeit. Bilder fügen sich in die Umgebung ein: „Die Erzählweise der Bilder ist naiv, im Sinne einer einfachen kindlichen Bildsprache“, so Brückner. Er ist beeindruckt vom Zusammenspiel der Bilder mit dem Hintergrund vor der Kirche, der Natur. „Die Bilder fügen sich perfekt in die Umgebung ein“, sagt er und sieht das Fenster als Bindeglied zwischen drinnen und draußen. Brückner stellte zu jedem der sechs Bilder die Geschichte aus der Bibel vor, die ihm im Laufe der Jahre wichtig geworden waren. Dargestellt sind das „Paradies“, „Jakobs Traum von der Himmelsleiter“, „Sintflut“, „Sinkender Petrus“, „Taufe Jesu“ und der „Wahre Weinstock“. Und natürlich erzählte der Pfarrer im Ruhestand, was er mit den Geschichten verbindet. Familie Brückner fühlt sich noch als Teil der Zernitzer Gemeinschaft: Abschließend sagte er: „Unsere Familie fühlt sich noch immer als Teil der Gemeinschaft, obwohl wir schon länger nicht mehr da sind.“ Es sei ein gutes Gefühl, durch Zernitz zu gehen und dabei die Erinnerungen wieder wach werden zu lassen. Zusammen mit den Zernitzern feierte Familie Brückner mit ihren Kindern und Enkelkindern Abschied im Kirchgarten. „Es wird sicher nicht der letzte Besuch in Zernitz gewesen sein“, so Brückner. Von Sandra Bels