Gabriele Lettow vom Förderverein Siechenhauskapelle hat das Jazzfest abgesagt. Der wesentliche Grund: Ohne die Neuruppiner Swingtime-Dixieband funktionieren die Dixietage nicht, ist sie überzeugt: "Die Swingtime-Band ist eindeutig das Zugpferd." Und da die Musiker beschlossen haben, nicht mehr zusammen aufzutreten, ist damit auch das Musikfest aufgelöst.
Die Neuruppiner Dixietage sind eine Institution in Neuruppin. Aus ganz Deutschland und aus den Nachbarländern kamen Bands nach Neuruppin, um ein paar Tage New-Orleans-Feeling zu versprühen. Lange fanden die Musiktage auf dem Neuruppiner Schulplatz statt, bevor sie vor einigen Jahren auf den idyllischen Innenhof zwischen Uphus und Siechenhauskapelle umgezogen sind.
Das Festival ist fest mit der Swingtime Dixieband verbunden. Die Männer um den früheren Musikschuldirektor, Saxofonisten und Klarinettisten Peter Brüssow haben die Musiktage einst ins Leben gerufen und jahrelang selbst organisiert. Seit einigen Jahren hilft ihnen Gabriele Lettow dabei. Mit der Organisation von Veranstaltungen kennt sie sich bestens aus: Ihr gehören Kapelle und Uphus, in denen jedes Jahr Dutzende Konzerte stattfinden. Unterstützung bekommt Gabriele Lettow vom Förderverein. Auch die Aequinox-Musiktage zur Tag-und-Nacht-Gleiche im März gehen maßgeblich auf ihre Kappe.
Vor einem Monat hatte Peter Brüssow dann überraschend bekannt gegeben, dass sich die Swingtime-Dixieband nach 26 Jahren auflöst. Er selbst hat noch immer mit den Folgen eines Schlaganfalls zu kämpfen, der ihn vor anderthalb Jahren traf. Saxofon und Klarinette zu spielen, fällt ihm schwer. Auch andere Bandmitglieder können nicht mehr. Also haben sie sich entschlossen, einen Schlussstrich zu ziehen.
Gabriele Lettow wurde von der Nachricht völlig überrumpelt. Auf die spontane Frage, ob die Dixietage trotzdem stattfinden, war ihre Antwort ein klares "Ja". Auch, weil sie gehofft hatte, die Band würde vielleicht doch noch weitermachen. Doch daraus wird nichts, das ist inzwischen klar.
Sie fühlt sich überfordert damit, das Festival komplett selbst zu organisieren. "Alleine kann ich das nicht leisten", sagt sie ganz klar. "So war das auch nie gedacht." Die Swingtime-Band hatte sie um Unterstützung gebeten und nicht gesagt, dass sie die Musiktage ganz abgeben will. Dass sich die Band auflöst, hat Gabriele Lettow erst durch die Nachfrage der MAZ erfahren.
Auch Neuruppins Kulturmanager Mario Zetzsche wurde davon gestern überrascht - ebenso von der Absage der Dixietage. "Das wäre ein Riesenverlust", sagt er mit eindeutigem Bedauern. Die Tage waren gerade wegen der besonderen Musik und der unabhängigen Organisation außergewöhnlich. Zetzsche: "Das war wirklich einmalig." Dass Gabriele Lettow diese Tage nicht auch noch allein organisieren kann, versteht er jedoch gut.
Was sie ein wenig ärgert: Auf den frisch gedruckten Flyern mit dem Jahresprogramm der Siechenhauskapelle stehen die Dixietage für den 18. und 19. Juli drauf. Der Termin muss auf jedem einzelnen gestrichen werden.
Von Reyk Grunow