Corona: Kitas in Rheinsberg nehmen keine neuen Kinder an

Nur die Kinder, die jetzt schon einen Kitaplatz haben, werden in den nächsten Wochen auch betreut. Diese Devise gilt für die städtischen Kitas von Rheinsberg. Das bedeutet im Umkehrschluss: Alle anderen weist die Kommune ab, so Bürgermeister Frank-Rudi Schwochow. Das gilt selbst dann, wenn die Eltern einen berechtigten Anspruch auf Notfallbetreuung haben sollten, weil sie einen systemrelevanten Beruf ausüben oder alleinerziehend sind. Das tägliche MAZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Brandenburg täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Und auch die Vorschüler werden in städtischen Kitas in Rheinsberg nicht, wie es das Land fordert, in den letzten Wochen vor dem Schulstart betreut. Bei der Awo gibt es jetzt wieder größere Gruppen: Der Grund sind die Hygiene- und Abstandsvorschriften, die wegen Corona in den Kindertagesstätten derzeit gelten. Aus ihnen resultieren kleinere Kita-Gruppen, denen jeweils bestimmte Erzieher sowie Räume zugeordnet sind – das verursacht einen erhöhten Platz- und Personalbedarf pro Kind. „Bei uns geht dadurch nichts mehr“, so Bürgermeister Schwochow. Auch in den Rheinsberger Kindergärten der Arbeiterwohlfahrt ist die Lage angespannt – allerdings nicht mehr so schlimm, wie noch vor ein paar Tagen angenommen. Nach einem Besuch von Mitarbeitern des Jugend- und des Gesundheitsamtes des Landkreises dürfen die Gruppen dort nun größer ausfallen als gedacht, berichtet Carmen Lungfiel, Leiterin der Kita Spatzennest.„Das hilft uns ungemein“, sagt sie Denn dadurch können die verschiedenen Awo-Kitas im Rheinsberger Stadtgebiet zumindest alle aktuellen Wünsche nach Notbetreuung erfüllen. „Vorher mussten wir manche Eltern abweisen“, erzählt Lungfiel. Bei neuen Anträgen – die derzeit so gut wie täglich ankommen – sieht sie aber schwarz. Denn noch mehr Kapazitäten haben die Kitas nicht. Die Reglementierung, wer von den Anspruchsberechtigten einen Platz bekommt und wer nicht, ist dabei streng. Wer zum Beispiel im Homeoffice arbeiten darf, bekommt keinen Kitaplatz, selbst wenn er im systemrelevanten Beruf arbeitet. Vorschüler werden jetzt jeden Tag betreut: Immerhin: In der Rheinsberger Kita „Märchenland“ wurden jetzt auch alle diejenigen Vorschüler untergebracht, die noch nicht in der Notbetreuung waren. Und zwar nicht nur an einem Tag der Woche für vier Stunden, was das Land als Mindestanforderung ausgab, sondern täglich. Am Freitag hatten die rund 30 künftigen Erstklässler in Rheinsberg ihren ersten Tag nach der Corona-bedingten Kita-Pause der vergangenen Wochen. „Und sie haben sich riesig gefreut“, erzählt Carmen Lungfiel. Erzieherzahl auf Kante genäht: Dass die Rheinsberger Awo-Kitas aber demnächst auch noch andere Altersgruppen aufnehmen, das schließt sie aus. Auch wenn das der Wunsch des Landes war, auch ihnen noch vor den Sommerferien an mindestens einem Tag der Woche vier Stunden Kitazeit zu ermöglichen. Für mehr Kinder reichen in Rheinsberg weder Räume noch Erzieher. Denn schon bei dem jetzt gestrickten Plan sind alle Betreuer restlos eingebunden. „Der Personalplan funktioniert – aber es darf keiner krank werden.“ In einem solchen Fall müsste sie alle Kinder der betroffenen Gruppe zu Hause lassen, da die Erzieher auch nicht die Gruppen wechseln dürfen. Wöchentlicher Besuch nichts für Krippenkinder: Für jüngere Kinder sei die Notlösung, die Kinder besser einmal pro Woche kommen zu lassen als gar nicht, ohnehin nicht geeignet, findet die Pädagogin. „Das kann ich weder den Kindern noch den Erziehern zumuten.“ Denn durch die langen Pausenräume fremdeln die Kleinkinder jede Woche aufs Neue mit ihrer Kita. Carmen Lungfiel weiß, dass einige Eltern die immer noch begrenzte Öffnung wundert. Schließlich scheint das Land mit der Rede vom „eingeschränkten Regelbetrieb“ mehr Betreuung für alle versprochen zu haben. „Wenn man es ihnen aber erklärt, dann verstehen es die meisten“, sagt Lungfiel nach einem Anrufmarathon bei den Eltern am Freitagnachmittag. Kommune bekommt „massiven Unmut“ der Eltern ab: Frank-Rudi Schwochow empfindet die Versprechen der Landesregierung als „unverantwortlich“. Den Familien werde dabei etwas vorgemacht, was so oft nicht eingelöst werden kann. Tatsächlich berichten auch andere Kommunen von extremen Problemen in dieser Frage (die MAZ berichtete). „Das führt zum massiven Unmut bei den Eltern, die dann doch nicht zum Zuge kommen.“ Der Zorn entlade sich dann bei den Kitabetreibern und eben nicht in Potsdam. Schwierig findet der Rathauschef die Aussagen des Landes auch, weil die Stadt die zusätzlichen Aufwendungen wegen Corona-Auflagen aus eigener Tasche bezahlen müsse. Jetzt schon beschäftige Rheinsberg einen Erzieher mehr als sonst, damit alle Kinder in den nunmehr kleineren Not-Gruppen beaufsichtigt werden können. Für den vom Land geforderten „eingeschränkten Regelbetrieb“ mit der wöchentlichen Vier-Stunden-Regelung müsste die Kommune aber insgesamt sechs Pädagogen zusätzlich einstellen, hat die Stadtverwaltung ausgerechnet. „Diese Mitarbeiter müssten wir zu 100 Prozent selbst bezahlen“, sagt Schwochow. Lesen Sie mehr unter: Zurück zum Regelbetrieb: Ostprignitz-Ruppiner Kita-Betreiber am Limit Neuruppin fährt Kita-Betrieb wieder hoch So unterschiedlich entscheiden Landkreise bei Kita-Öffnungen Von Celina Aniol

Aufnahmestopp wegen Corona-Regeln - Kitas in Rheinsberg nehmen keine Kinder mehr auf