Post-Zusteller und Musiker: Marcelo Paffenholz schreibt Corona-Mut-mach-Song

Ein Song, der Mut machen soll: „Wir werden niemals mehr dieselben sein“, singt Bruno Marcelo Paffenholz. Und: „Wir übersteh‘n auch diese Krise / sie wird uns näher zusammenbringen / wir setzen auf Neuanfang, damit die Welt aufatmen kann / Wir stehen zusammen, wir geben nicht auf / und wenn es vorbei ist, dann feiern wir draußen …“ Rockig rau und manchmal auch mit Schmelz – der 46-Jährige, der seit einem Jahr in Zechlinerhütte lebt, singt mit Kraft und Emotion. Die Stimme verrät Erfahrung. Hat Bruno Marcelo Paffenholz, der seit vielen Jahren „mit Herz und Leidenschaft“, wie er sagt, als Post-Zusteller arbeitet, ein geheimes Leben als Musiker? Er lacht am Telefon. Eigentlich habe er erst spät zur Musik gefunden, berichtet er, obschon er aus durchaus musikalischen Verhältnissen stammt. „Bei uns war die Musik allgegenwärtig – mein Bruder ist Jazz-Gitarrist.“ Viele Musiker sind in der Familie ein- und ausgegangen. Er selbst habe sich immer gern zur Musik bewegt. In frühen Jahren habe er mit Percussion und Trommeln angefangen. „Brasilianische und afrikanische Rhythmen sind meine musikalischen Wurzeln.“ Passionierter Mantra-Sänger: Überraschend: Wenn man auf seiner Homepage blättert, findet man ihn als Mantra-Sänger. Eine völlig andere Art von Musik. Wie passt das zusammen? „Ich bin Seminarleiter für Meditation“, erklärt er die Liebe für die ruhigen, kontemplativen Mantras. Das Mantra-Singen sei eine Leidenschaft von ihm, bekennt er. „Eine wundervolle Methode zur inneren Einkehr und Beruhigung des Geistes.“ Auch als Yoga-Lehrer ist er tätig. Seit er Musik macht, habe er sich mit deutschsprachigem Pop-Rock beschäftigt. „Mit ernsthaften Inhalten.“ Er schreibt sowohl die Texte als auch die Musik selbst – in seinem Home-Tonstudio. Manchmal holt er sich Musiker für die Gitarren-Parts – manchmal macht er alles allein, „von null bis hundert“, sagt er. „Es gibt Musik-Programme, mit denen man die Titel wunderbar allein produzieren kann.“ Insofern sei der PC wertvolles Werkzeug, um E-Gitarren, Drums und Bass zu komponieren. Singen tut Bruno Marcelo Paffenholz natürlich selbst. Song schlummerte lange in einem PC-Ordner: Gibt er Konzerte? Ja, er sei als Sänger auch schon öffentlich aufgetreten. „Aber das ist lange her.“ Er hat auf Hochzeiten gesungen und in kleineren Berliner Clubs. „Zumeist selbst gemachte Songs“, erinnert er sich. „Ich bin ja eigentlich ein eigenständiger Künstler mit eigenem Repertoire. Aber auf Wunsch covere ich auch.“ Sein größter Auftritt war 2017 beim Grefrather Hallengaudi. Und der Mut-mach-Song? Eigentlich war es ein Song, der im PC-Ordner des Neu-Rheinsbergers seit Jahren einen Dornröschenschlaf schlummerte, verrät Paffenholz. „Zu schade, dass der da verstaubt. Zeit, ihn in die Welt zu tragen“, befand er deshalb und passte den Text kurzerhand behutsam auf die Corona-Krise an. Mut-mach-Song für Paffenholz eine Youtube-Premiere: Suchte sich einen Musiker als Mitproduzenten. „Der Keyboarder von Ute Freudenberg“, verrät er. Er hat ihn vor vielen Jahren einmal in der Kölner Ecke kennengelernt, beim Produzenten Dieter Dierks, dem Entdecker der Scorpions. Der Musiker habe damals bei Dierks als Toningenieur gearbeitet. „Ich hatte mich bei Dierks als Singer/Songwriter beworben.“ Er bekam einen Vertrag. Paffenholz schrieb dann vorwiegend für andere Bands und Interpreten – etwa für die Band Six. „Keine Riesenhits“, sagt er. Für den Mutmach-Song, der damals noch anders hieß, habe er zwar keine Band gefunden aber viel positives Feedback bekommen. Das habe ihn nun auch bewogen, den Song neu aufzunehmen und bei Youtube hochzuladen. Das erste Mal übrigens, sagt er – als Songschreiber sei er ja meist hinter den Kulissen tätig. Das Resultat ist ein kraftvolles Singer/Songwriter-Stück, mit einer Prise Wehmut überstäubt. Mitbegründer eines Yoga-Festivals: Mit dem Mut-mach-Song will er einen Hoffnungsschimmer transportieren. Aber auch zugleich darauf hinweisen, sich der Situation bewusst zu werden. „Und unserer Lebensweise – wir sollten dankbar sein und uns klarmachen, was wir alles haben. Und wie wichtig es ist, wie wir mit unserer Erde und der Umwelt umgehen.“ Und wie geht es ihm nun in seiner neuen Heimat Rheinsberg? Das Yoga United Festival, das er 2018 mit gegründet hat und seitdem auch mitorganisiert, wird in diesem Jahr wohl nicht stattfinden können. Eigentlich hat er sich, erklärt er, von der Post vor einem Jahr eigens für dieses Projekt aus Nordrhein-Westfalen nach Rheinsberg versetzen lassen. Traurig ist er darüber aber nicht: „Heimat ist, wo man gerade lebt“, sagt er. Als Zusteller lerne er Land und Leute kennen – auch in Corona-Zeiten, wo die Post inzwischen in zwei Schichten die Post austrage. „Ich bin inzwischen fester Bestandteil der Region“, sagt er. Apropos Postler – auch die machen Musik: Marcelo Paffenholz etwa hat 2017 beim offiziellen Song für den Sportverein FC Deutsche Post „Aus Kollegen werden Freunde“ mitgesungen. Neben Lucy von den No Angels. „Einer für alle … kein Weg ist zu weit“, heißt es im Lied treffend. Einmal im Jahr wird es zu einem Post-Großevent vor 5000 „gelben Kometen“ gespielt. Die Musik spielt für Marcelo Paffenholz eben immer eine wichtige Rolle. Nicht nur der Mut-mach-Song beweist es. Lesen Sie mehr zu Künstlern in Corona-Zeiten: Unsichere Zeiten für Künstler im Ruppiner Land und in der Prignitz Wie kommen Künstler und Veranstalter mit der Zwangspause klar? Corona: 25 junge bolivianische Musiker in Rheinsberg gestrandet Von Regine Buddeke

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