Urteil: Bewährungsstrafe für Versenden von kinderpornografischen Bildern

Ja, er habe Bilder kinderpornografischen Inhalts bekommen und sie auch weiter geschickt. Das hat ein 33-Jähriger am Donnerstag vor Gericht unumwunden zugegeben. Aber, schränkte er ein, „ich stehe nicht auf Kinder.“ Angeklagter gab Taten zu: Weil er nachweislich kinderpornografische Bilder in 23 Fällen über den Nachrichtendienst Whatsapp an unbekannte Empfänger verbreitet hat, verurteilte das Neuruppiner Amtsgericht den Familienvater zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr, die es zur Bewährung aussetzte. Es ging um 23 Bilder, die der sichtlich nervöse Angeklagte zwischen dem 11. Juli und dem 5. September 2015 bekommen und weitergeleitet hat. Auf ihn war die Polizei durch einen anderen Verdächtigen gekommen. Daraufhin wurde seine Wohnung im Oktober 2018 durchsucht – und entsprechende Datenträger wie USB-Sticks, eine SD-Karte und DVDs gefunden. Angeklagter war täglich auf Alkohol und Drogen: Zur Tatzeit lebte er im Bereich des Amtes Temnitz. Wie er sagte, konsumierte er im Alter von 16 Jahren das erste Mal Cannabis. Dabei blieb es nicht. Amphetamine und Alkohol kamen dazu. Trotz der Drogen schaffte er seinen Schulabschluss, beendete seine Lehre und ging arbeiten. Das ging einige Jahre gut. Dann schaffte er den Alltag nicht mehr. Zwei Flaschen Schnaps, vier bis fünf Gramm Haschisch und ein Gramm Amphetamin waren nach seinen Angaben seine Tagesration. Das ist Vergangenheit. 2017 wandte er sich an eine Selbsthilfeeinrichtung, lebte 14 Monaten in einer betreuten Wohngruppe, um „an seiner Nüchternheit“ zu arbeiten, wie es sein Verteidiger ausdrückte. Das hat er geschafft und sich ein stabiles Umfeld geschaffen, mit Familie und Arbeit. Nur Interesse an Frauen, nicht an Mädchen: Was ihn damals dazu getrieben habe, sich derartige Bilder schicken zu lassen und zu verschicken, fragten Staatsanwältin und Gericht. Achselzucken. Er habe nach Bildern von Frauen gefragt und habe welche von Mädchen erhalten. „Sie sagen, Sie stehen nicht auf Kinder. Wenn ich nicht darauf stehe, lasse ich mir nichts schicken und versende auch nichts. Zwei oder drei Bilder – geschenkt“, sagte die Staatsanwältin. Er könne es sich auch nicht erklären. Wie genau das abgelaufen sei, dass wisse er nicht mehr – ebenso wenig, an wen er die Bilder weitergegeben habe. Sein Verteidiger sagte, sein Mandant distanziere sich ausdrücklich davon, eine entsprechende Neigung zu haben. Außerdem sei nie wieder etwas Derartiges passiert. Angeklagter bisher unbescholten: Für den Angeklagten sprach, dass er bisher nicht vorbestraft ist, ein umfassendes Geständnis abgelegt hat, die Taten über fünf Jahre zurückliegen und sie sich auf einen kurzen Zeitraum von zwei Monaten konzentrierten. Das Gericht konnte ihm jedoch nicht ganz glauben, dass die Bilder rein zufällig dort gelandet seien. In der Regel würde man nach wenigen Bildern, wenn man sie nicht haben wollte, den Chat beenden. Dann bekäme man auch keine weiteren mehr – schon aus Angst des Absenders, möglicherweise angezeigt zu werden. Außerdem „je mehr solcher Bilder konsumiert werden, umso mehr werden hergestellt“. Er habe, so die Staatsanwältin, dazu beigetragen, dass sich andere an diesen Bildern „erfreuen“ können. „Das, was gefilmt wurde, ist ein Verbrechen“: Die Nachfrage bestimme das Angebot, desto mehr werde produziert, so das Gericht. „Das, was dort gefilmt wurde, ist ein Verbrechen“, sagte die Vorsitzende Richterin. Erschwerend kam aus Sicht des Gerichts hinzu, dass es sich bei einigen Bildern um schwersten sexuellen Missbrauch von Kindern handelte. Die Richter nahmen dem Angeklagten ab, dass er damals zusehends abgedriftet sei und in dieser Phase die Bilder bekommen hätte. Aber, so die Vorsitzende Richterin, „da waren Momente, wo man hätte aussetzen können.“ Was er nicht gemacht hat. Das Gericht ging davon aus, dass sich der Angeklagte inzwischen berappelt hat und feste soziale Bindung besitzt. Positiv bewertete es auch, dass er im Vorfeld von sich aus versucht hatte zu klären, ob er ein behandlungsbedürftiges Problem hat. Er bekam als Auflage, eine entsprechende Beratungsstelle aufzusuchen, um abklären zu lassen, ob eine Therapie notwendig ist. Von Dagmar Simons