Aus Tuchfabrik wird Bildungscampus in Wittstock

Der künftige Bildungscampus in Wittstock soll 2021 einen sichtbaren Schritt nach vorn gebracht werden. Denn das Dach des Sechsgeschossers wird erneuert. Das kündigt Bernd Kelly an. Er ist Projektleiter beim zuständigen Architekturbüro Numrich Albrecht Klumpp aus Berlin. Das große marode Gebäude ist zentraler Bestandteil des ruinösen ehemaligen Tuchfabrik-Ensembles an der Walkstraße. Bildungscampus bis 2025: Es soll bis zum Jahr 2025 zu einem Bildungscampus hergerichtet werden. Er wird die Diesterweg-Grundschule, die Polthier-Oberschule und den Hort der Kita „Kinderland“ zentral beherbergen. Hinzu kommen Volkshochschule und Musikschule. Damit stellt sich die Stadt Wittstock einer Mammutaufgabe. Immerhin ist der Anfang getan. Die Entwurfsplanung ist in Arbeit. Eigentlich sollte sie schon Ende 2020 vorliegen, aber das Ganze dauert nun doch etwas länger. Bernd Kelly geht davon aus, dass es etwa Mitte 2021 so weit sein wird. Die Entwurfsplanung legt die Gestaltung des Bauprojektes fest – samt der vorgesehenen Nutzung. Zeit der Ordner ist vorbei: Es ist ein umfangreiches Stück Arbeit, bei dem eng mit der Stadt und den involvierten Schulen zusammengearbeitet wird. „Vor zehn Jahren wären es etwa zehn Ordner gewesen – mit gefalteten Plänen mit Beschreibungen und Berechnungen aus jedem Fachbereich. Heute ist das alles auf CD oder in einer Cloud gespeichert“, sagt Kelly. Der Entwurfsplanung folgt später eine Ausführungsplanung, die noch einmal detaillierter ist und zum Beispiel festlegt, wo geschraubt oder geschweißt werden muss. „Sie ist so gestaltet, dass sie direkt auf der Baustelle verwendet werden kann.“ Wann diese vorliegen wird, lasse sich zurzeit noch nicht abschätzen. Indes haben im vergangenen Jahr bereits Sicherungsmaßnahmen an den Gebäuden stattgefunden. Auch wurden eine alte Rampe und Fahrstuhlschächte abgerissen. Erstmals wird Neues geschaffen: Doch mit der Erneuerung des Daches des Sechsgeschossers wird am Objekt erstmals Neues geschaffen. Und: „Es ist kein Provisorium. Das Dach wird komplett erneuert“, sagt Bernd Kelly. Er ist froh darüber, dass die Stadt dabei so gut mitzieht. Nach Lage der Dinge könnten die Arbeiten am Dach im Juni oder Juli beginnen, teilt dazu Stadt-Sprecher Jean Dibbert mit. Zeitplanungen seien grundsätzlich schwierig. Das liege auch daran, dass es nicht einfach sei, passende Handwerksfirmen zu finden. Die Ergebnisse aus Ausschreibungen blieben mitunter hinter den Erwartungen zurück. Stahlkonstruktion noch gut in Schuss: Erstaunlich für die Architekten: „Die Stahlkonstuktion mit Holz im Dachbereich ist in besserem Zustand als wir erwartet hatten. Das Holz wird natürlich komplett erneuert. Aber wir hatten größere Rostschäden am Metall vermutet“, sagt Bernd Kelly. Als Grund für den noch recht guten Zustand vermutet er die Tatsache, dass die Konstruktion durch das weitgehend offene Dach gut durchlüftet ist. Während weiter geplant wird, bemüht sich die Stadt nach wie vor um Fördermittel. Kurz vor Weihnachten erhielt Wittstock die Zusage über insgesamt 3,2 Millionen Euro aus den Bund- und Länderprogrammen „Lebendige Zentren“ und „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“. 1,5 Millionen Euro davon fließen in das Projekt Bildungscampus. Zweiter Anlauf in Richtung Fördermittel: Außerdem wurde ein zweiter Anlauf unternommen, um an Mittel aus dem Topf „Nationale Projekte des Städtebaus“ heranzukommen. Der erste Versuch war gescheitert. Voraussichtlich im Frühjahr 2021 soll über die Anträge entschieden werden. Darüber hinaus hofft die Stadt auf Mittel aus dem Kommunalinvestitionsprogramm (KIP II). Verkehrskonzept in Arbeit: Parallel arbeitet ein externes Büro bereits am neuen Verkehrskonzept. Denn der Bildungscampus wird für ein erhöhtes Verkehrsaufkommen sorgen – schon allein wegen der Schulbusse. Es geht darum, wie die Verkehrsströme am besten geführt werden können, aber auch um Parkflächen und ähnliche Fragen. Außerdem sollen die Schulen in die Gestaltung der Außenanlagen mit einbezogen werden, teilt Jean Dibbert mit. Als es um die Gestaltung und Nutzung der Räume des künftigen Campus’ ging, waren sie bereits involviert. Für die neue Aufgabe könnte sich die Stadt einen Workshop mit den Schulen vorstellen. Konkret steht das noch nicht fest. Ein außergewöhnliches Projekt: Das Projekt Bildungscampus in Wittstock ist eine Herausforderung. „Für jeden, der daran beteiligt ist, ist es etwas Außergewöhnliches. Deshalb sind alle sehr motiviert. Das ist schon spannend“, sagt Bernd Kelly. Zwar seien Neu- und Umbauprojekte von Schulen nichts Ungewöhnliches, so der Projektleiter. „Aber ein Gebäudeensemble zu einer Schule umzubauen, das gar nicht als Schule geplant war, ist etwas ganz Besonderes, einfach faszinierend. Die großen Räume haben ein unglaubliches Potenzial.“ Hinzu komme die zentrale Lage, die das gesamte Objekt für die Stadt so interessant macht. Von Björn Wagener