Ausstellung zum Militärflugplatz Alt Daber

Bis zu 7000 Menschen waren einst auf dem Militärflugplatz in Wittstock tätig. Damit existierte im vergangenen Jahrhundert eine Parallelstadt vor den Toren Wittstocks. Bis heute zeugen die Ruinen von Funktionsgebäuden und Hangars von dieser militärischen Vergangenheit. Sie sind die Narben der Geschichte. Die Museumsleiterin Antje Zeiger eröffnete am Dienstagabend die Sonderausstellung „Vom Kriegstraining zur Energieerzeugung - Der Flugplatz Wittstock 1939 - 1945 - 1994 – 2019“ in den Kreismuseen Alte Bischofsburg in Wittstock. Mehr als 70 Besucher folgten der Einladung. „Es gibt so viele Jubiläen um dieses Areal, davon kann man nicht genug bekommen“, sagte sie. Dies spiegelt sich auch in der Aneinanderreihung der Geschichtsdaten im Titel der Ausstellung wieder. Zwei Frauen in der Männerdomäne: Bei Militärthemen handelt es sich um eine männlich besetzte Domäne. Das nahm Antje Zeiger zur Steilvorlage und sagte: „Heute stehen hier zwei Frauen, um die Militärdomäne zu verteidigen.“ Denn neben dem Vortrag der Museumsleiterin hielt Sigrid Nau, Vorsitzende des Kreistages Ostprignitz-Ruppin, ein Grußwort. „Dieses Jahreszahlen fordern zu Ausstellungen heraus“, sagte Sigrid Nau. Im Juni 1934 richteten die Segelflieger auf dem Gelände in Alt Daber erstmals einen Flugtag aus. Der Flugplatzbau begann 1937 unter den Nationalsozialisten. Bei dem 410 Hektar großen Flugplatz handele es sich um eine ästhetische und großzügige Anlage. „Es entstand eine einzigartige Fallschirmschule mit Fliegerhorst“, so Antje Zeiger. Von 1939 bis 1944 wurden dort Soldaten im Sprungdienst und im Absetzen von Lastenseglern ausgebildet. Die ersten MiG 29 in Deutschland: Der Platz wurde bis 1994 militärisch genutzt und ausgebaut. Die 2000 Meter lange Start- und Landebahn wurde betoniert und später um 400 Meter verlängert. Von 1961 bis 1994 war das 33. Jagdfliegerregiment aus der Sowjetunion in Alt Daber stationiert. 1985/1986 erhielt das Regiment als erste Einheit der Westgruppe die Jagdflieger vom Typ MiG 29. Sonnenenergie statt Düsenlärm: Im Juni 1994 verließen die letzten MiG-Jagdflieger Alt Daber in Richtung Heimat. Kurz danach wurde die Gesamtliegenschaft an die deutschen Behörden übergeben. Sie beseitigten die Gefahren im Zuge der Konversion – dabei werden militärische Flächen oder Gebäude umgenutzt. Heute befindet sich auf dem Gelände ein Meer von Solarpanelen. Die Ausstellung lebt von 300 originalen Dokumenten und Objekten. „Ein Dank geht an die vielen Leihgeber“, sagte Antje Zeiger. Einige Ausstellungsstücke waren zuletzt im Herbst 2015 Teil der Sonderausstellung „Sperrgebiet II – Aus der Geschichte der Kyritz-Ruppiner Heide.“ Dazu zählen Kleiderständer mit Uniformen vom Militär, ein Pilotendruckanzug, Propagandaplakate in Comicmanier oder scheinbar druckfrische Zeitungen der sowjetischen Presse, die in einem Regal liegen. Reinhild Berlin wurde im Oktober 1944 in Wittstock geboren. „Ich war schon vor meiner Geburt auf dem Gelände, denn meine Mutter war auf dem Flugplatz in der Tischlerei tätig“, sagte sie beim Rundgang. Bis heute hält Reinhild Berlin Kontakt zu einem ehemals zivilen Angestellten aus Russland, der in Alt Daber stationiert war. „Wir haben alle zwei Wochen Kontakt und schicken uns Fotos“, sagt sie. Marion Wolgem verbindet mit dem ehemaligen Flugplatz ganz andere Erinnerungen. „Wir sind 1994 nach Wittstock gezogen, und im Kindergarten mussten wir die Kinder immer beruhigen, wenn die Tiefflieger über die Region flogen. Das fand ich sehr erschreckend und hatte mich gefragt, wie die Menschen hier mit dieser Situation früher gelebt haben.“ Info Die Sonderausstellung „Vom Kriegstraining zur Energieerzeugung - Der Flugplatz Wittstock 1939 - 1945 - 1994 – 2019“ steht bis 19. April in den Kreismuseen in Wittstock für Besucher offen. Von Christamaria Ruch

Museum in Wittstock - Narben der Zeit: Ausstellung zur Geschichte des Flugplatzes