Bauer aus Wulfersdorf baut Superfood Gerstengras an

Eine Darmerkrankung seiner Mutter hat den Wulfersdorfer Bauern Matthias Kollhoff 2019 auf die Spur des „Superfoods“ Gerstengraspulver gebracht. Superfood heißt es deshalb, weil es zahlreiche Vitalstoffe wie Antioxidantien, Vitamine und Mineralien in sich vereinigt. „Die Ärzte haben uns Gerstengraspulver zur Behandlung empfohlen“, berichtet Matthias Kollhoff. Was ihm bei der Bestellung des Nahrungsergänzungsmittels dann geliefert worden ist, bezeichnet der Bauer als bewusste „Verbrauchertäuschung“. „Das als deutsches Ökoprodukt ausgewiesene Pulver ist zwar in Deutschland abgeführt, allerdings im EU-Ausland unter schwächeren Ökokriterien angebaut und verarbeitet worden“, sagt Matthias Kollhoff. Gerstengrasprodukte sind nach Expertenaussagen in vielerlei Hinsicht gut für den Darm. So fördern sie etwa die Darmflora, wirken entzündungshemmend und zellerneuernd und regulieren den Wassergehalt des Stuhlgangs, was Durchfälle seltener werden lässt. Allerdings wird in Onlineforen und Ernährungsportalen auch vor mit Pestiziden und Schwermetallen belastetem Superfood gewarnt, weil es eher die Gesundheit schädigt statt genesungsfördernd zu wirken. Das ist auch ein Kritikpunkt von Matthias Kollhoff, weshalb er, als Chef des Landwirtschaftsbetrieb Ökohof Müritzwiesen, und Rafael Dulon, Chef der Hanf Farm im mecklenburgischen Melz, ein gemeinsames Projekt auf die Beine gestellt haben: sie bauen jetzt Ökogerstengras in Mecklenburg und Brandenburg an und verarbeiten es in der Region zu Pulver. Pulver wird zu Smoothie vermischt: „Das geschieht ohne Pestizide und besondere Behandlung des Produkts“, erklärt Matthias Kollhoff. Mit der Hanf Farm Melz kooperiert der Wulfersdorfer schon bei anderen Projekten wie der Herstellung von weißem Senf und Hanf-Produkten, wie Hanf-Schokolade, Hanf-Tee und schmerzlindernden Medikamenten für Krebspatienten. 2020 haben die beiden „Ökovisionäre“ das Gerstengras probeweise bei Priborn in Mecklenburg angebaut. In diesem Jahr soll es auch in Wulfersdorf auf einer Fläche von rund fünf Hektar wachsen. Verarbeitet wird es von der Hanf Farm, bisher vertrieben in der Ölmühle Katerbow und dem Laden „Herr Fontane“ in Neuruppin. Matthias Kollhoff weiß um die skeptischen Beurteilungen des sogenannten Superfoods durch viele Experten. Weil das Rohprodukt wegen der Ökoanbauweise unbehandelt bleibt, kann es bestimmte Bakterien enthalten. „Solche Nahrungsergänzungsmittel können für den Menschen gefährliche Krankheitserreger enthalten, insbesondere wenn die Rohwaren nicht ausreichend behandelt wurden“, heißt es hierzu von der Verbraucherzentrale. Besondere Nebenwirkungen sind dem Wulfersdorfer aber bisher noch nicht bekannt, im Gegenteil. „Mir hat es bisher gut getan und meinen Darm beruhigt“, berichtet Matthias Kollhoff. Er selbst verrührt das Pulver täglich in Teelöffelmenge zu einem Smoothie. Auch seiner Mutter gehe es durch die Anwendung besser. Für das soeben angebrochene Jahr plant der Wulfersdorfer noch den Anbau von Öko-Hagebutten. „Wir wollen daraus Öko-Hagebuttentee herstellen, der aus unserer Region kommt“, sagt Matthias Kollhoff. Denn solche Tees stammten zumeist immer aus dem Ausland. Von Christian Bark