Bedenken gegen Windpark Zootzen kamen bei Filmgespräch in Wittstock auf

Der zwischen den Orten Zootzen und Schweinrich geplante Windpark hat in den vergangenen Tagen das Interesse der dort lebenden Bevölkerung geweckt. Zumindest waren am Dienstagabend zahlreiche Besucher ins Wittstocker Kino „Astoria“ gekommen, um über das Projekt und den derzeit entstehenden Bebauungsplan zu diskutieren. Die Initiative zu der Veranstaltung war von der Kinobetreiberin Viola Terzijska ausgegangen, die selbst in Schweinrich lebt. „Da soll was ganz Großes entstehen. Heute sollen Sie einen Einblick bekommen, welche Auswirkungen das haben könnte“, sagte sie zur Begrüßung. Diesen Einblick sollte der Dokumentarfilm „End of Landschaft“ ermöglichen. Darin beschäftigte sich ein Journalist mit entstandenen Windparks in Südwestdeutschland, Niedersachsen und an der Ostsee. Der Film zeigte unter anderem, dass das Interesse von Anwohnern im Zweifel wenig Gewicht gegen jenes von Betreibern und Profiteuren solcher Windparks haben kann. Selbst geschützte Arten würden ohne Skrupel aus betroffenen Gebieten vertrieben, wie es der Film an einigen Beispielen festmachte. Politiker und kirchliche Stiftungen verdienten dabei kräftig mit, entweder als Landbesitzer oder Gesellschafter von Betreiberfirmen. Der Film stellte die politisch gewollte Energiewende gleich gänzlich infrage. Gegen die relativ einseitige Darstellung taten sich im folgenden Gespräch kritische Stimmen auf. „Mit Objektivität hatte der Film wenig zu tun“, monierte etwa Stefan Schütte. Er war einer der Wittstocker Stadtverordneten, die an dem Abend an der Filmvorführung und Diskussion teilnahmen. Der Journalist Gerhard Richter, der die Diskussion moderierte, gab zu bedenken, dass auch die größeren Zusammenhänge wie der Klimawandel und die daraus entstehende, notwendige Energiewende berücksichtigt werden müssten. „Fragen Sie sich, woher Ihr Strom denn künftig kommen soll“, sagte er. Anlagen könnten bis zu 260 Meter hoch werden: Ganz so dramatisch wie im Film, wo 400 Windräder im Odenwald platziert wurden, soll es bei Zootzen aber nicht werden. 19 Windkraftanlagen, die in etwa 1,4 Kilometer von der Wohnbebauung errichtet werden, sollen laut Bebauungsplan entstehen. Sie können aber bis zu 260 Meter hoch werden. Gerade das bereitete vielen Anwesenden Sorgen. Stehen die Anlagen auch nicht direkt im Schutzgebiet der Wittstock-Ruppiner-Heide, könnten entstehende „Wirbelschleppen“ bis weit in das Gebiet hineinwirken. So zumindest die Warnung des Ornithologen Jürgen Kaatz. Er sah in den Parks eine Bedrohung für die Landschaft, die so zerschnitten werden würde. „Das wird noch mal eines ähnlichen Kampfes wie zu Zeiten der Freien Heide bedürfen“, sagte er. Zu Wort kam an dem Abend auch Charis Riemer von der Regionalversammlung Prignitz-Oberhavel. Diese gestaltet die Planung für solche Windeignungsgebiete entscheidend mit und beschließt Regionalpläne. Ihrer Erfahrung nach werden Bürger von dem Gremium zwar gehört, können aber wenig bewirken. Stadt lädt zur Informationsveranstaltung: Dennoch animierte sie Kritiker des Vorhabens, sich zu Initiativen zusammenzuschließen und sich rechtlichen Beistand zu holen. Fragen zu stellen, sei wichtig, etwa nach der Effizienz solcher Anlagen und ihren Vorteilen für die Region. Ähnliches und den Kontakt zu Land- und Bundestagsabgeordneten (denn auf dieser Ebene werde vor allem entschieden) empfahl der Naturschutzaktivist Anselm Ewert. Er gab zudem Aufschluss über die Artenvielfalt in der Vogelwelt, welchie die „Freie Heide“ heute wieder besiedelt. „Windenergie ist eine legitime Geschichte, wenn der Standort stimmt“, sagte er. Zootzen stimme wegen der Nähe zur Heide nicht. Besser würden sich ohnehin schon zerschnitte Gebiete wie am Autobahndreieck Wittstock eignen. Der Wittstocker Stadtverordnete Philipp Wacker warnte davor, die Alleinverantwortung beim Entstehen des Parks bei der Stadt zu suchen. Die Stadt lasse den Bebauungsplan erstellen, um nicht gänzlich den Einfluss in der Sache zu verlieren. Einiges könne so noch lokal gesteuert werden. Im Übrigen soll es laut Philipp Wacker bald eine Informationsveranstaltung zum Thema geben, zu dem auch der künftige Windparkbetreiber eingeladen wird. Deshalb werde die Möglichkeit der Einsichtnahme in Planentwürfe online und im Bürgerbüro sowie zur Stellungnahme durch Bürger über den 22. Oktober hinaus verlängert. Mehr zur Planung unter: www.wittstock.de/bekanntmachungen. Von Christian Bark