Ein gutes Storchenjahr in Wittstock und Heiligengrabe

2020 ist offensichtlich ein gutes Storchenjahr. In den Nestern in Wittstocker und Heiligengraber Ortsteilen wuchsen verhältnismäßig viele kleine Adebare heran. Fast überall drei Junge: In den allermeisten Horsten sitzen drei Junge – etwa in Klein Haßlow, Siebmannshorst, Dranse, Eichenfelde und Zaatzke. In Berlinchen sind es zwei oder drei und in Babitz wohl zwei. Diese Zahlen nennt Ornithologe Jürgen Kaatz aus Dranse, der in diesem Jahr wieder etliche Jungstörche beringt hat. Im Nest in Freyenstein gibt es ebenfalls drei Junge, die bereits erste Flugversuche unternehmen, berichtet Thomas Koppermann aus dem Ort. In Wulfersdorf sei immerhin ein Junges aufgewachsen. Dort wurde erst im März eine neue Nisthilfe aufgebracht, die Thomas Koppermann gebaut hat. Das Wetter spielte mit: Das Wetter habe in diesem Jahr eine wichtige Rolle gespielt. Die Abwechslung zwischen Regen und Sonne am Himmel bedeutete auch Abwechslung auf dem Speiseplan der majestätischen Vögel. „Durch die ausgewogenen Niederschläge und das Ausbleiben von großen Unwettern gab es keinen Futtermangel. Alle sind satt und zufrieden.“ So ausgewogen wie selten: Durch die gute Versorgung waren die Jungen seit ihrem Schlupf in einem etwa gleichen erfreulichen Entwicklungsstadium. „So eine ausgewogene Situation hatten wir bisher wirklich selten“, so Kaatz. Das freute auch die Menschen vor Ort. Denn die Beringungsaktionen des Ornithologen sind immer wieder sehr beliebt und ziehen viele Besucher an. Vor allem die Kinder haben großen Spaß, die kleinen Störche streicheln zu dürfen. Gerade in den beiden vergangenen Dürrejahren war es oft so, dass große Unterschiede beim Entwicklungsstand der Jungvögel zu beobachten waren, was an der schwierigeren Nahrungssituation lag. Auch habe es in diesem Brutjahr nur wenige sogenannte Abwürfe gegeben. Das heißt, dass Jungtiere aus dem Nest gestoßen werden, wenn nicht genug Futter für alle da ist. Dies war offenbar in diesem Jahr kein Problem – im Gegensatz zu den beiden vorangegangen Dürrejahren, in denen das Futter für die Jungtiere knapp wurde. Gerangel um Futter bleibt: Trotzdem gibt es natürlich Gerangel zwischen den Jungen um die besten Happen. Jürgen Kaatz berichtet von einem hartnäckigen Kampf um eine Ringelnatter im Nest in Dranse. „Eine viertel Stunde lang haben zwei Junge um die Beute gerungen. Jedes wollte sie dem anderen wieder aus dem Schlund ziehen. Da geht es richtig hart zur Sache“, berichtet Kaatz. Letztlich hatte das Junge am dünneren Ende der Schlange das Nachsehen. Positiv ausgewirkt hätten sich außerdem die Nisthilfen, die der Stromversorger Edis auf Masten aufbringt – zuletzt in Blandikow. Dadurch sei die Zahl der Störche, die einen tragischen Stromtod erleiden, inzwischen spürbar zurückgegangen. Störche oft Opfer von Verkehrsunfällen: Einen Wermutstropfen gibt es aber doch: Die Zahl der Störche, die bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen, sei stark angestiegen. Jungvögel suchen gern an gemähten Straßenrändern nach Futter, weil sich Beute dort besser ausmachen lässt. Doch gleichzeitig herrscht Lebensgefahr. Denn Autos rauschen in unmittelbarer Nähe vorbei. „Gerade junge Störche sind sehr unerfahren. Sie erkennen diese Gefahr nicht“, sagt Kaatz und richtet gleichzeitig eine Bitte an alle Kraftfahrer. Wer einen Storch am Straßenrand sieht, sollte vorsichtig sein und darauf achten, dass es zu keiner Kollision kommt. Von Björn Wagener