Jobstartdigital Fazit Gymnasium WIttstock Verein Wachstumskern

Eine Premiere gibt es seit Anfang September in der Prignitz und in Ostprignitz-Ruppin. Die Ausbildungsmesse Jobstart läuft in diesem Jahr nicht nur an einem, sondern an 30 Tagen. Wegen der Corona-Krise stellte der Verein Wachstumskern Autobahndreieck Wittstock/Dosse schon Anfang Mai die Weichen und plante eine digitale Variante. Sie ersetzt die für 12. September in Kyritz geplante 15. Jobstartmesse. „Wir wollten es bei Jobstartdigital allen Beteiligten so einfach wie möglich machen und die Barrieren so reduzieren, dass nur noch der Bildschirm die Leute voneinander trennt“, sagt Mike Blechschmidt, Vorsitzender des Vereins Wachstumskern. Am Mittwoch, 30. September, enden die Online-Angebote. Digitale Ausbildungsmesse hat größere Reichweite: Für Blechschmidt fällt schon jetzt die Bilanz positiv aus: „Wir haben 1032 registrierte Teilnehmer gehabt, vor allem aus Schulen. Damit haben wir mehr junge Leute erreicht als bei den Jobstartmessen in den Vorjahren.“ 167 Webmeetings standen und stehen zur Auswahl. Unter den 68 Ausstellern befinden sich 53 Unternehmen, zehn Hochschulen und Universitäten sowie fünf sonstige Einrichtungen, wie etwa die Handwerkskammer. 92 Ausbildungsberufe sowie 24 duale Studiengänge und 34 Fachbereiche bundesweit wurden den Interessenten präsentiert. Gymnasium Wittstock bereitete sich seit Sommerferien auf Jobstartdigital vor: Auch das Städtische Gymnasium in Wittstock meldete sich als eine von 22 Schulen beider Landkreise für dieses neue Format an. Ab Jahrgangsstufe 9 nutzen Schüler die digitalen Angebote. Silvana Hentschke, stellvertretende Schulleiterin, sondierte seit den Sommerferien die Webmeetings. „Wir konnten im Vorfeld unsere Wünsche äußern, für welche Berufe oder Studienrichtungen wir uns interessieren“, sagt Lucy Seedorf aus der 12. Klasse. 25 Online-Angebote standen den Gymnasiasten während des Unterrichts zur Auswahl. Schüler sehen Vorteile: „Das war eine sehr gute Möglichkeit, sich zu informieren“, sagt Vanessa-Marie Brigzinsky. Sie sieht in Jobstartdigital „eine gute Alternative, allgemeine und spezielle Informationen zu erhalten.“ Die Schülerin hat ein Lehramtsstudium für die Grundschule im Blick. „Wir hatten jetzt vier bis fünf Pflichtveranstaltungen bei Jobstartdigital und wurden dann immer vom Unterricht freigestellt“, sagt Vanessa-Marie Brigzinsky. Webmeetings mit Chat: Bei den 30 bis 45 Minuten langen Webmeetings haben die Schüler zudem die Chance, im Chat Fragen zu stellen. „Sonst geht die Jobstartmesse einen Tag und alles ist dort dicht gedrängt, jetzt konnten wir uns in Ruhe über Studiengänge, duales Studium oder Ausbildung informieren“, sagt Lucy Seedorf. Sie möchte sich im medizinischen Bereich orientieren: Logopädie, Hebamme oder Radiologie. „Überall sind noch Fragen offen“, räumt sie ein. Berufliche Zukunft steht fest: Für Tom Blechschmidt aus der 12. Klasse steht fest, langfristig in das Unternehmen seines Vaters einzusteigen und weiterzuführen. „Das kenne ich von klein auf, habe regelmäßig in den Ferien dort gearbeitet und plane ein Studium der Ingenieurwissenschaften oder Betriebswirtschaftslehre.“ Sein Fazit zu Jobstartdigital ist eindeutig: „Das ist besser als die Jobstartmesse, wir konnten alles intensiver nutzen.“ Polizei, Studium und Ausbildung – Schüler haben die Qual der Wahl: Kevin Beckmann sieht seine Zukunft bei der Landespolizei in Mecklenburg-Vorpommern. Daher wählte er sich auch in das Online-Angebot der Bundespolizei ein. „Seit ein bis zwei Jahren steht die Polizeiarbeit für mich fest“, sagt Kevin Beckmann. Im Gegensatz dazu schwankt seine Mitschülerin Merle Deike noch: „Lehramt, Wirtschafts- oder Medieninformatik, auf jeden Fall ein Studium.“ Der 17-jährige Max plant hingegen eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten, möglichst in der Region. „Ich habe mich aber noch nicht beworben“, sagt er. Jobstartdigital setzt Austausch unter den Schülern in Gang: Alle sechs Schüler zeigen den Daumen hoch, wenn sie die Jobstartdigital bewerten. „Wir haben uns dadurch auch untereinander viel ausgetauscht“, sagt Vanessa-Marie Brigzinsky. Gabriele Hein ist Tutorin in der 12. Klasse am Wittstocker Gymnasium. In den zwei neuen Tablet-Unterrichtsräumen sieht sie beste Voraussetzungen für die Jobstartdigital. „15 Minuten vor jedem Webmeeting wird der Zugang zum digitalen Konferenzraum freigeschaltet“, sagt Lehrerin Astrid Haag. Schulleiter Uwe Ronneburg wertet Jobstartdigital als „perfekte Zeit für die Berufsorientierung.“ Viele Schulen können mitmachen, nutzen aber die Chance nicht: Das freut Mike Blechschmidt. Dennoch sieht er auch Probleme in der Umsetzung. „Es gibt Schulen, die können, aber wollen nicht und Einrichtungen, die wollen, aber haben dafür keine Voraussetzungen.“ Für den Verein Wachstumskern steht trotzdem fest: Jobstartdigital geht perspektivisch weiter. Wichtig ist, dass Unternehmen und Schulen zusammengebracht werden. Auf jeden Fall wird „Jobstartdigital dauerhaft als ständige Ausbildungsplattform etabliert“, sagt der 54-jährige Mike Blechschmidt. Unternehmen geben Feedback zu den Webmeetings: Von einzelnen Unternehmen weiß er: „Die Schüler sind besser vorbereitet und mit zielgerichteten Informationen in die Webmeetings gegangen als zur herkömmlichen Jobstartmesse.“ Blechschmidt geht mit einem Wunsch aus der digitalen Ausbildungsmesse: „Wenn die Schulämter es in Zukunft schaffen, eine Berufsorientierungswoche für alle 11. und 12. Klassen gleichzeitig zu organisieren, können sich Unternehmen, Hochschulen und Universitäten gezielter und effizienter präsentieren.“ Weitere Informationen unter www.jobstartdigital.de Von Christamaria Ruch