Kassenbonpflicht wird in Wittstock auch handschriftlich umgesetzt

Seit einem Jahr gilt in Deutschland die Bonpflicht. Die seit Januar 2020 geltende Ausgabepflicht für Belege ist eine Regelung des schon seit 2016 geltenden Kassengesetzes, womit der massenhafte Betrug durch Manipulation elektronischer Registrierkassen bekämpft werden soll. „ Vor der Einführung hatte der Bundesrechnungshof auf hohe Steuerausfälle durch Registrierkassenbetrug hingewiesen “, sagt Thomas Vieweg, Sprecher des Potsdamer Finanzministeriums. Diese Steuerausfälle seien jährlich mit zehn Milliarden Euro beziffert worden. So ist etwa in der Registrierkasse des neuen Rioladens in der Wittstocker Innenstadt ein Chip eingebaut, der die Daten direkt den Finanzbehörden mitteilt. „Die meisten Kunden nehmen die Kassenbons gerne mit“, sagt Aimee Fenech, die Vorsitzende des Rioladen-Vereins. Das geschehe auch zur Kontrolle des Rabattsystems. Denn wer Vereinsmitglied ist, erhält einen Rabatt von 20 Prozent. „Dafür gibt es auf der Registrierkasse eine spezielle Taste“, erklärt Aimee Fenech. Die habe es übrigens auch für die verminderte Mehrwertsteuer gegeben. „Ein Glück, dass wir nur eine einfache Kasse haben“, sagt die Vereinsvorsitzende. Geschäfte mit moderneren, hochtechnisierten Kassensystemen hätten für die Umstellung oft technische Unterstützung gebraucht. Gerne würde der Rioladen statt der herkömmlichen, mit dem Plastikzusatzstoff Bisphenol S, der auch als hormoneller Schadstoff gilt, versetzte Kassenzettel lieber blaue, umweltfreundliche Bons verwenden, die im Gegensatz zu den weißen Kassenzetteln ganz bedenkenlos im Altpapier entsorgt werden können. Diese neuen Bons nutzt etwa der Buchladen „Bücherquelle“. „Das Papier besteht aus mehreren Schichten, beim Druck wird die oberste durch Hitzeeinwirkung transparent. Dadurch kommt die darunterliegende dunkle Schicht zum Vorschein – und die Buchstaben werden sichtbar“, erklärt Inhaberin Katinka Richter. Aber die Kasse des Rioladens ist nicht dafür ausgelegt. Die Bonpflicht gilt laut Thomas Vieweg lediglich für Händler und Gastronomen, die elektronische Registrierkassensysteme nutzen. Das macht Thomas Risse, der seit 2018 die Kneipe „Ausspann 27“ betreibt, nicht. Er hat eine einfache Metallkasse. „Ich schreibe regelmäßig meine Kassenberichte, das genügt dem Finanzamt“, sagt der 69-Jährige. Weil er sich mit der Kneipe als Rentner einen Traum erfüllt habe, werde er jetzt nicht mehr auf ein elektronisches Kassensystem umsteigen. „Wer eine Quittung haben möchte, kann sie handschriftlich bekommen“, so der Gastwirt. Handschriftliche Quittungen gibt es im Rioladen übrigens für Kunsthandwerk. „Das läuft auf Kommission und deshalb nicht über unser Kassensystem“, erklärt Aimee Fenech. Das befürchtete Papierentsorgungsproblem ist laut Thomas Vieweg bisher ausgeblieben. Das könnte auch daran liegen, dass Gastronomen und viele Händler wegen Corona derzeit geschlossen haben. Sie würden wahrscheinlich lieber Bons ausstellen und öffnen dürfen, als eine Zwangspause einlegen zu müssen. So wie derzeit auch Thomas Risse. Von Christian Bark