Kein Konsens über möglichen Solarpark in Sewekow

Regenerative Energien stehen gerade hoch im Kurs. Und so erarbeitet die Stadt Wittstock seit einigen Jahren eine „Flächenkulisse“ für mögliche Eignungsgebiete, wie Sewekows Ortsvorsteher Martin Schäfer erklärte. Der Ortsbeirat hatte am Mittwochabend als Teil seiner Sitzung zu einer Informationsveranstaltung in die Max-Schmeling-Halle geladen, bei der über einen möglichen Photovoltaik-Naturpark in Sewekow diskutiert werden konnte. Martin Schäfer begründete die Sewekower Überlegungen, der Stadt mögliche Flächen vorzuschlagen, unter anderem damit, dass von dem Bau und den Stromerträgen auch gemeinnützige Vereine wie etwa der Sewekower Heimatverein profitieren könnten. Darüber hinaus werde so vor Ort ein Beitrag zur Energiewende geleistet. Idee hinter der Errichtung eines Solarparks war auch, diesen durch weitere landwirtschaftliche Nutzung – etwa als Weidefläche für Schafe – zu einer Art Naturpark zu gestalten. „Die bisherigen Pächter könnten die Flächen weiter bewirtschaften und würden dafür eine Aufwandsentschädigung erhalten“, sagte der Ortsvorsteher. Mögliches Eignungsgebiet auf Agrarflächen: Wie so ein Park entstehen kann, darüber gab Jürgen Wills von der Berliner Solar-Firma „Parabel“ Auskunft. Unweit in der Prignitz, nämlich bei Krempendorf, hatte die Firma bereits einen Solarpark errichtet. Im Gegensatz zu Sewekow sei der Park dort aber auf einem Truppenübungsplatz gebaut worden. „Auf bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen ist eine Installation natürlich viel einfacher“, erklärte Jürgen Wills. Aber genau da lag der Knackpunkt in der Diskussion: Das für den Park ins Auge gefasste, rund 200 Hektar große Gebiet umfasste landwirtschaftliche Nutzflächen mit passablen Bodenwerten. Wenngleich, wie Martin Schäfer anmerkte, der dort zum Teil angebaute Mais weniger profitabel sei als Solarenergie. „Die Eigentümer würden zehnmal soviel Pacht bekommen“, sagte der Ortsvorsteher. Zudem behielt sich der Ortsbeirat das Mitbestimmungsrecht Bürger bei dem Projekt vor. Neben Geld für den Heimatverein sollte sich der Betreiber auch verpflichten, die dortigen Wanderwege in Schuss zu halten. Martin Schäfer war es mit der Initiative wichtig, dass „die Wertschöpfungskette im Ort bleibt“. Von den Ortsbeiratsmitgliedern profitiere übrigens keiner von dem Park, weil dort keiner von ihnen Land besitze. „Wenn wir hier und heute aber keinen Konsens herstellen können, wird der Ortsbeirat das auch nicht weiter verfolgen“, betonte der Ortsvorsteher. Imageschaden für das Urlauberdorf? Und genau dieses Bild zeichnete sich während der Sitzung mehr und mehr ab: „Für mich ist es eine Industriefläche“, bemerkte einer der Anwesenden. „Die Dimensionen sind für mich unvorstellbar. Ich weiß nicht, wo ihr mit dem ganzen Strom hinwollt“, sagte ein anderer. Es wurde sogar die Zukunft und Attraktivität des „Urlauberdorfes Sewekow“ in Frage gestellt. Für zusätzliche Bedenken sorgten Ausführungen einer Besucherin aus Krempendorf, die berichtete, dass ihre Gemeinde nach acht Jahren noch nicht viel Geld von dem Solarpark gesehen habe. „Und was ist in 40 Jahren? Wer entsorgt die Fundamente, falls es die Betreiberfirma nicht mehr gibt?“, fragte sie in den Raum. Auch Martin Schäfers Appell, sich Gedanken über alternative Flächen für den Photovoltaik-Naturpark zu machen, wurde von vielen Anwesenden abgelehnt. Und so blieb dem Ortsbeirat nichts anderes übrig, als zu entscheiden: „Wir können den Beschluss heute nicht fassen.“ Das war aus Sicht des Ortsvorstehers aber auch nicht weiter schlimm. „Dafür haben wir ja zur Diskussionsrunde geladen“, sagte Martin Schäfer. Darüber hinaus habe der Ortsbeirat noch viele „weiter schöne Dinge“ in Sewekow vor. Von Christian Bark