LPDG Biesen hofft bei Milchproduktion auf höhere Preise

Wer mit Burkhard Schultz über Milchpreise spricht, blickt in ein sorgenvolles Gesicht. Der Vorstandsvorsitzende der Landwirtschaftliche Produktions- und Dienstleistungsgenossenschaft (LPDG) in Biesen malt die monatlichen Milcherlöse wie eine Fieberkurve in die Luft. Die Werte zeigen hin und wieder nach oben, aber überwiegend nach unten. Von einer kostendeckenden Milchproduktion kann Schultz seit Jahren nur träumen. „In den vergangenen vier Wochen hat sich ein enormer Kostendruck aufgebaut“, sagt Burkhard Schultz. Im Bereich Futtermittel sind die Preise um gut 30 Prozent in die Höhe geschossen. „Das Angebot bei den Futtermitteln ist derzeit verknappt“, so Schultz. Bei den Mineral- und Zusatzstoffen bis hin zu Schmierstoffen und Ölen gehen die Preise seit acht Wochen nach oben. „Damit haben wir aktuell eine Erlösstruktur, die so nicht bleiben kann“, räumt Schultz ein. Und: „Wir hoffen, dass sich die Milchpreise den wachsenden Kostenstrukturen wieder anpassen.“ LPDG setzt bei Milchproduktion auf motivierte Mitarbeiter: Sieben Mitarbeiter um Leiterin Daniela Lehmann sind in der Milchproduktion beschäftigt. Sie sorgen sich um die 320 Milchkühe der Rasse Holsteinfriesian. „Alle Mitarbeiter leisten sehr gute Arbeit und überzeugen mit Pflichtbewusstsein“, sagt Lehmann. Mensch und Tier stehen im Einklang miteinander. Das zeigt sich auch in der jährlichen Milchleistung je Milchkuh. Diese lag 2020 bei der LPDG bei 10.300 Kilogramm. Zum dritten Mal in Folge konnte die Genossenschaft im vergangenen Jahr mit Milchleistungen über dem Brandenburger Landesdurchschnitt überzeugen. Die durchschnittliche Milchleistung einer Milchkuh in der deutschen Landwirtschaft lag 2019 bei 8250 Kilogramm. Milchleistung in der LPDG Biesen ist überdurchschnittlich hoch: Die herausragenden Milchleistungen bei der LPDG in Biesen sind nur eine Seite der Medaille - die Kehrseite sieht anders aus. „40 Cent pro Kilogramm Rohmilch sind für eine kostendeckende Produktion notwendig“, sagt Burkhard Schultz. Die LPDG liegt derzeit deutlich darunter. Sie liefert seit drei Jahren an das Deutsche Milchkontor (DMK), die größte Molkereigenossenschaft in Deutschland. Über weitere Details zur möglichen Milchpreisentwicklung kann Burkhard Schultz derzeit keine Aussage machen. Erlöse ab 40 Cent pro Kilogramm Rohmilch sind existenziell notwendig: Erst wenn der Erlös bei mehr als 40 Cent pro Kilogramm Rohmilch liegt, tritt ein Unternehmen in die gewinnbringende und nachhaltige Phase. „Wenn wir Investitionen planen, können wir diese nur mit höheren Rohmilchpreisen realisieren“, sagt Burkhard Schultz. Zum Vergleich: Im August 2015 erhielten die Milchbauern nur 24 Cent für ein Kilogramm Rohmilch. Ende 2018 erzielte die LPDG Biesen kurzzeitig 38 Cent pro Kilogramm Rohmilch. Seitdem war der Preis wieder rückläufig und fiel im Jahresdurchschnitt 2019 unter 34 Cent. „Wenn wir Investitionen planen, können wir diese nur mit höheren Rohmilchpreisen realisieren“, sagt Burkhard Schultz. LPDG Biesen setzt auf Futter aus eigenem Grünland: Trotz der niedrigen Rohmilchpreise hält die LPDG Biesen an der Milchproduktion fest. „Wir haben mehr als 500 Hektar Grünland im Bereich der Dosse und Glinze und sehen eine effektive Verwertung des Grünlands nur als Futter. Die Futterqualität ist gut, weil wir die Gewässer bei Trockenheit anstauen können und somit die Flächen mit Wasser versorgt sind“, so Burkhard Schultz. Grünland ist auch für den Klimaschutz wichtig, weil die Pflanzen und der Humus im Boden Kohlendioxid speichern. Die Bullen der Agrar GmbH Biesen sind weiteres Standbein: Ein anderes Standbein bildet die Agrar GmbH Biesen. Dort ist Burkhard Schultz als Geschäftsführer tätig. Diese Agrargesellschaft züchtet sehr erfolgreich Rinder der Rassen Hereford und Uckermärker – 185 Tiere befinden sich derzeit im Bestand. Gerade erst erzielte der Herefordbulle „Samori“ aus Biesen bei der 20. Fleischrind-Bullenauktion in Groß-Kreutz einen Spitzenerlös. 9500 Euro war „Samori“ wert. „Das ist der höchste Auktionswert, den ein Herefordbulle jemals in Deutschland erzielt hat“, sagt Burkhard Schultz. Marcus Fritz ist das neue Züchter-Ass bei der Agrar GmbH Biesen: Mit Marcus Fritz hat Burkhard Schultz ein neues Züchter-Ass im Ärmel. Der 34-Jährige Landwirt ist seit 2017 bei der Agrar GmbH in Biesen tätig und Herdenmanager für die Mutterkühe. Fritz trat in die Fußstapfen des Rinderzüchters Manfred Knaut. Der heute 82-jährige Knaut machte die Bullen von Biesen seit Ende der 1990er Jahre zum Exportschlager und holte viele Preise auf Messen. „Die Nachfolge mit Marcus Fritz ist für uns ein Glücksgriff“, sagt Burkhard Schultz. Von Christamaria Ruch