Ostprignitz-Ruppin: Hochzeiten wegen Corona verschoben

Es war alles bis aufs Letzte geplant – die Trauung am 5. September in der Neuruppiner Siechenhauskapelle, die Adventshochzeit im Neuruppiner Hangar am 12. Dezember mit einer extra bestellten Band, die tatsächlich für diesen Sonnabend noch nicht ausgebucht war. Doch am 19. April mussten die Neuruppiner Jördis Flachsbarth (47) und Dirk Fechner (48) schweren Herzens ihre Pläne begraben und allen Gästen wegen der Corona-Pandemie absagen. Jördis Flachsbarth, die als Freiberuflerin in der Beautybranche arbeitet und normalerweise etwa 200 Kosmetikstudios in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern berät, ist seit Mitte März ohne Aufträge. Dabei arbeitet sie als Visagistin sonst auch bei Abibällen, Hochzeiten und Tanzveranstaltungen. Aber diese wurden wegen des Virus, das weltweit grassiert, ebenfalls abgesagt. Eine begrenzte Zahl an Gästen ist wieder erlaubt: Zwar hat das Land kürzlich beschlossen, dass bei Trauungen nun auch wieder Gäste dabei sein dürfen. Allerdings bleibt deren Zahl beschränkt – und richtet sich nach der Größe der jeweiligen Trauräume, denn die Abstandsregeln müssen weiterhin eingehalten werden, damit sich möglichst niemand mit dem neuartigen Virus infiziert. Für den Trauraum im Neuruppiner Rathaus bedeutet dies, dass neben dem Brautpaar bis zu acht Gäste bei der Trauung dabei sein dürfen, sagt Rathaussprecherin Michaela Ott. Zu den erlaubten Gästen zählen demnach die Eltern, Kinder und Geschwister des Brautpaares sowie, wenn gewünscht, zwei Trauzeugen. Trotz der Corona-bedingten Einschränkungen wurden im Neuruppiner Standesamt seit Mitte März 13 Ehen geschlossen, sagt Ott Allerdings seien auch fünf abgesagt oder verschoben worden. Eine Trauung mit Mundschutz? Ähnlich sieht es auch in Rheinsberg aus, wenngleich Standesbeamtin Andrea Baudis nicht genau sagen kann, wie viele Paare ihr Ja-Wort auf einen späteren Zeitpunkt verschoben haben. „Die meisten sind froh, dass sie überhaupt jemanden zur Trauung mitbringen können.“ In Rheinsberg sind derzeit sechs Gäste neben dem Brautpaar erlaubt. Vier Paare haben sich bereits in der vergangenen Woche in der Prinzenstadt trauen lassen, bis Monatsende sind vier weitere Termine angemeldet, die bisher auch noch nicht abgesagt wurden, sagt Baudis. Die Standesbeamtin hat 1994 ihr erstes Paar in Rheinsberg getraut und inzwischen wohl ungefähr 1500 Ehen geschlossen. Dass im Umgang mit dem Virus besondere Regeln eingehalten werden müssen, steht für Baudis außer Frage. Dennoch kann sie sich nicht vorstellen, einen Mundschutz tragen zu müssen, wenn sie ein Paar traut Die Rheinsbergerin setzt stattdessen auf das Einhalten des Mindestabstands. Kommt eine zweite Corona-Welle? Jördis Flachsbarth und Dirk Fechner, der Fliesenleger ist, haben noch keinen neuen Termin für ihre Hochzeit. Sie wollen erst mal abwarten, ob womöglich noch eine zweite Corona-Welle kommt. „Keiner traut sich so Recht, in die Zukunft zu blicken.“ Schließlich ist derzeit noch völlig offen, wie viele Gäste im nächsten Jahr zu einer Hochzeitsfeier kommen dürfen, zehn, 50, 100 oder sogar mehr? Für den Kränzliner Christopher Arndt (35) steht hingegen fest, dass er seine Lebensgefährtin, die wie er bei der Sparkasse arbeitet, im nächsten Frühjahr heiraten wird. Eigentlich war die Trauung schon in diesem Jahr für Ende März in der Temnitzkirche in Netzeband geplant, mit anschließender Feier im Kornspeicher in Neumühle bei Alt Ruppin. Vorfreude auf die zweite Tochter: Während die Feier wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, hätte die Trauung noch stattfinden dürfen – allerdings nur mit dem Paar selbst und der Standesbeamtin. Nicht einmal die vierjährige Tochter hätte dabei sein dürfen. Deshalb soll die Hochzeit nun kurzerhand auf das nächste Jahr verschoben werden, der Tag ist eigentlich egal. „Wir sind nicht an einen bestimmten Termin gebunden“, sagt Arndt. Der Kränzliner freut sich derzeit auf einen ganz anderen Termin: Anfang Juni wird in den Ruppiner Kliniken die zweite Tochter geboren Von Andreas Vogel

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