Regelung 15-Kilometer-Radius Erleichterung Heiligengrabe und Wittstock

Die Bewegungsfreiheit der Bürger wird eingeschränkt. Das geht aus der neuen Eindämmungsverordnung des Landes Brandenburg vom Freitag hervor. Der 15-Kilometer-Bewegungsradius gilt in Landkreisen wie Ostprignitz-Ruppin mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von über 200. Dieser Radius beginnt an der jeweiligen Landkreisgrenze und soll touristische Ausflüge, Sport und Reisen unterbinden. Arztbesuche oder der Einkauf sind auch über diesen Radius hinaus möglich. Jetzt können auch Karola Doll und ihre Mutter Ilse Wolf aus Dahlhausen aufatmen. Wenn sie zum Einkauf nach Wittstock fahren, müssen sie mindestens 16 Kilometer zurücklegen. Nach den Bund-Länder-Gesprächen am 5. Januar sorgte der 15-Kilometer-Radius für viele Diskussionen. Denn eine Fahrt zum Einkauf galt demnach nicht als triftiger Grund, um den Bewegungsradius zu überschreiten. Unklar war zu diesem Zeitpunkt, ob Brandenburg den Radius am Wohnort oder der Gemeindegrenze ansetzt. Einwohnerin aus Dahlhausen sieht hat keine Alternative für den Einkauf: „Was hätte ich machen sollen? Ich wäre dennoch gefahren“, sagt Karola Doll. Sie orientiert sich mit Arzt, Bank und Einkauf nach Wittstock. „Einmal wöchentlich hole ich Lebensmittel aus einem Laden ab, weil ich dort als Kunde angemeldet bin“, sagt sie. Und: „Eine 15-Kilometer-Grenze vom Wohnort aus wäre eine willkürlich gezogene Grenze, die an der Realität im ländlichen Raum vorbeigeht.“ Umso mehr ist sie erleichtert, dass Brandenburg nun „eine vernünftige Regelung gefunden hat.“ Karola Doll nutzt nicht den Spielraum der Bewegungsfreiheit aus. „Ich verhalte mich verantwortungsvoll und steige nur für notwendige Fahrten ins Auto“, sagt sie. Heiligengrabes Bürgermeister Holger Kippenhahn appelliert an die Vernunft: Holger Kippenhahn, Bürgermeister der Gemeinde Heiligengrabe, sieht in der Einschränkung der Bewegungsfreiheit eine Notwendigkeit: „Das ist ein Appell an die Bevölkerung, Abstände einzuhalten und Kontakte weiter zu minimieren. Denn die Infektions- und Todeszahlen sind viel zu hoch.“ Somit bittet er die Bürger: „Jeder sollte sich jetzt jeden Gang überlegen: Was ist notwendig und was nicht? Es ist nun wirklich entscheidend, wie sich die Menschen verhalten.“ Wittstock ist die flächenmäßig größte Stadt in Brandenburg: Wittstock wird von 18 Ortsteilen umschlossen. Bürgermeister Jörg Gehrmann regiert damit die flächenmäßig größte Stadt in Brandenburg. Von Freyenstein im Norden bis Rossow im Süden sind es in der Luftlinie 30 Kilometer. Und von Christdorf im Westen bis Zempow im Osten kommen 23 Kilometer hinzu. Die Einwohner in Zempow hätten ähnliche Probleme wie die Bürger in Dahlhausen gehabt, wenn die 15-Kilometer-Regelung ab dem Wohnort gelten würde. Jörg Gehrmann setzt auf die Eigenverantwortung der Bürger: „Ich setze von Anfang der Corona-Krise auf die Eigenverantwortung der Bürger“, sagt Jörg Gehrmann. „In der Mehrheit können wir uns auf unsere Bürger verlassen, dass sie sich an die Corona-Regeln halten.“ Gehrmann hält „die touristischen Ausflüge für unverantwortlich, wie die Beispiele aus dem Harz zeigen.“ Er appelliert vor allem an die Bürger, die Abstandsregeln bei den Kontakten im eigenen Umfeld einzuhalten. Von Christamaria Ruch