Sewekow: Kay-Michael Thonack hat sich eine eigene Sternwarte auf die Scheune gebaut

Der Weltraum, unendliche Weiten. Mit diesen Worten begann die legendäre Fernsehserie „Raumschiff Enterprise.“ Und genau dorthin blickt Kay-Michael Thonack von seinem Logenplatz. Seit Ende Juni thront auf dem Scheunendach seiner Familie in Sewekow eine Sternwarte Marke Eigenbau. Ziemlich spektakulär verlief damals das Einschwenken der weißen Sternwartenkuppel. Nachbarn und Freunde tummelten sich auf dem Grundstück, starrten gebannt nach oben und sahen, wie aus der Idee etwas Handfestes wurde. Dachdecker- und Zimmermeister Johannes Schläfke aus Wittstock jonglierte mit zwei Mitarbeitern die Technik und platzierte die Halbkugel wie bei einer Punktlandung. „Dann begann die Feinarbeit, alles musste verkleidet werden. Der Innenausbau war ebenfalls Millimetersache, damit alles passt“, sagt Kay-Michael Thonack. Zwei Monate gingen dabei ins Land. Sternwarte in Sewekow sitzt in elf Meter Höhe auf einem Scheunendach: Die Kuppel thront in elf Meter Höhe, besteht aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) und hat einen Durchmesser von 2,2 Meter. Direkt darunter befindet sich ein Terrassenzimmer – ideal für laue Weinabende im Sommer mit unverstelltem Blick in die Natur. Wer zur Kuppel will, muss den Aufstieg durch die Scheune nehmen. Leitern, Treppen und am Ende hilft nur der beherzte Schritt vom Terrassenzimmer in die Kuppel. Höhenangst muss dabei über Bord geworfen werden. Kuppel kann 90 Grad geöffnet werden: Schon setzt Kay-Michael Thonack die Öffnungsklappe der Kuppel in Gang. Bis zu 90 Grad bewegt sich der sogenannte Shutter. Die Aussicht wird bei Tageslicht mit einem Rundblick über Sewekow belohnt. Mühelos dreht Thonack die Kuppel und verändert so die Position der Öffnungsklappe. Wenn der Sternenhimmel zu sehen ist, taucht Kay-Michael Thonack in unendliche Weiten des Weltraums ein. Sterne, Planeten und Satelliten am Himmel unterscheiden: „Alles, was funkelt, sind Sterne. Planeten leuchten gleichmäßig und das, was sich schnell bewegt und leuchtet, sind Satelliten“, zählt Kay-Michael Thonack die Unterschiede für den Laien auf. Seit September hat das Teleskop seinen endgültigen Platz gefunden. Es ruht auf einem Stativ und in der Datenbank stecken 40.000 Voreinstellungen. Wie im Katalog kann Thonack aus dem Vollen schöpfen und sich aussuchen, was er am Sternenhimmel ansehen möchte. Sternenhimmel im Fadenkreuz: Das Teleskop ist mit einer Nachführeinrichtung ausgestattet. Diese sorgt dafür, dass sich das Instrument mitbewegt und die angepeilten Planeten oder Sterne immer im Bild bleiben. „Die Kuppel kann sich auch drehen, das kann ich unabhängig von dem Nachführeinrichtung am Teleskop einstellen“, sagt Kay-Michael Thonack. Möchte er Bilder aus dem Weltall auf den Computer übertragen, stellt er die Okularkamera an. Schaut er nur mit dem bloßen Auge, reicht der Blick in das Okular. Wie ein Scharfschütze justiert er das Fadenkreuz am Nachthimmel, um die gewünschten Himmelskörper anzupeilen. Die Technik macht`s möglich, dass er mit 200facher Vergrößerung den Weltraum ins Visier nimmt. Sternschnuppenregen wegen schlechter Sicht verpasst: Immer wieder gibt es Spektakel am Himmel, wie etwa Mitte Dezember der Sternschnuppenregen. Pünktlich zum Neumond sollten zum Höhepunkt stündlich bis zu 150 Meteore zu beobachten sein. Die Vereinigung der Sternfreunde kündigte dieses Schauspiel als den reichsten Sternschnuppenstrom in diesem Jahr an. Der Grund für dieses Himmelsphänomen: Die Erde durchquerte zu diesem Zeitpunkt eine kosmische Staubwolke. „Pustekuchen“, sagt Kay-Michael Thonack. Er hatte sich darauf gefreut und malte sich die Nächte in seiner Sternwarte in den schönsten Farben aus. Doch die Witterung ließ das Ereignis nur erahnen: „Es war bewölkter Himmel und ich konnte nichts sehen“, so der 56-Jährige. Der Dezember war kein Freund für Sternekieker: Überhaupt bleibt der Dezember mit überwiegend trüben Aussichten am Himmel bei ihm im Gedächtnis. „Ich hatte mir viel vorgenommen und wollte das alles auch fotografieren, aber nur selten war ein sternklarer Himmel.“ Ebenso nahm er die Große Konjunktion am 21. Dezember nur schemenhaft wahr. Damit ist die Annäherung zwischen den Planeten Jupiter und Saturn gemeint. Ein Ereignis, das ungefähr alle 20 Jahre zu beobachten ist. Es gibt sogar Vermutungen, dass der Stern von Bethlehem zu der Zeit von der Geburt Jesu eine Große Konjunktion gewesen sein könnte. Jupiter und Mars sind gut zu unterscheiden: Trotz der trüben Aussichten hat Kay-Michael Thonack schon wiederholt Planeten wie Jupiter und Mars deutlich am Himmel beobachtet. „Der Mars schimmert rötlich und bei Jupiter kann man die vier größten Galileischen Monde sehen“, so der Hobbyastronom. Diese beiden Planeten faszinieren auch Kay-Michael Thonacks Frau Ellen: „Das ist spannend zu sehen.“ Mondkrater in 400.000 Kilometer Entfernung deutlich zu sehen: In gut 400.000 Kilometer Entfernung ist der Mond vom Nachthimmel nicht wegzudenken. Egal ob halb, voll oder nur als dünne Sichel – jeder kennt diesen Himmelskörper. Kay-Michael Thonack holt sich die Mondkrater dicht vors Auge. Auf der erdzugewandten Seite befinden sich mehr als 300.000 Krater mit mehr als einem Kilometer Durchmesser – der Mond ist damit förmlich übersät. Einen Sternekiekerwunsch hat Kay-Michael Thonack für die nächsten Wochen: „Ich freue mich auf schöne und klare Winternächte.“ Von Christamaria Ruch