Sieben Kandidaten für die Landtagswahl stellten sich beim Wahlforum in Blumenthal den Fragen der MAZ

Schon bei der Landtagswahl vor fünf Jahren hatte die Gemeinde Heiligengrabe zu einem Kandidatenforum in das Bürgerhaus nach Blumenthal geladen. „Wir wollten unsere Bürger durch diese Veranstaltung politisch auf dem Laufenden halten und sie dabei unterstützen, sich eine Meinung über die Kandidaten zu bilden“, sagte Heiligengrabes Bürgermeister Holger Kippenhahn. So sollte es auch am Mittwochabend sein, als die Gemeinde wieder zum Forum mit den insgesamt sieben Kandidaten, die für den Wahlkreis 2 in den Potsdamer Landtag einziehen wollen, geladen hatte. Dieser umfasst Pritzwalk, Putlitz, Meyenburg, Groß Pankow, Heiligengrabe, Wittstock und Kyritz. Die Moderation der Veranstaltung übernahm MAZ-Chefreporter Bernd Atzenroth. Seinen Fragen stellten sich Dieter Groß (Linke), Christa Pfeifer (BVB/Freie Wähler), Matthias Dittmer (Bündnis 90/Die Grünen), Katrin Lange (SPD), Tom-Morten Theiß (FDP), Jan Redmann (CDU) und Arnd Heymann (AfD). Zunächst hatten die Kandidaten aber die Möglichkeit, sich und ihre politischen Ambitionen dem Publikum vorzustellen. Nur ein Kandidat zieht direkt in den Landtag: „Von den sieben Kandidaten wird es nur einer direkt in den Landtag schaffen“, erklärte Bernd Atzenroth. Weiteres hänge dann von den Zweitstimmen ab. Fragen aus insgesamt sechs Themenkomplexen wollte der MAZ-Chefreporter ursprünglich an die Politiker richten. Im Komplex „Natur, Umwelt, Klima“ wollte Bernd Atzenroth von den Kandidaten wissen, wie sie persönlich ihr Leben für die Umwelt und das Klima geändert haben. So vermeide Christa Pfeifer beispielsweise Plastiktüten und engagiere sich in der Bürgerinitiative „Pro Hainholz“ in Pritzwalk, die ein Wäldchen vor der Rodung bewahren möchte. Tom-Morten Theiß versucht, weitgehend auf Fleisch zu verzichten, wie er sagte. Vor seinem elterlichen Haus in Rheinsberg gebe es einen Blühstreifen für Insekten und zudem passe er seine Fahrweise an. Arnd Heymann begrüßte es zwar, nachhaltig zu denken und zu handeln, bezweifelte aber, dass sich das Klima durch Einzelaktionen in Deutschland beeinflussen lasse. Für den ländlichen Raum sei die Debatte um eine CO2-Steuer sogar schädlich, da hier viele Menschen auf das Auto angewiesen seien. Auf sein Auto kann auch Matthias Dittmer aus Zempow nicht verzichten. In Wittstock steige er dann aber in die Bahn um. Katrin Lange setzt persönlich auf den Kauf regionaler Produkte. Sie warnte aber auch vor „Panikmache“ bezüglich des Klimawandels. „Panik war noch nie ein guter Ratgeber“, sagte sie. Jan Redmann leistet seinen Beitrag für die Umwelt, indem er nicht ständig neue Sachen kauft, wie er sagte. Auch kein neues Auto. Im Gegenteil, bei der Diesel-Debatte forderte er mehr Augenmaß. Dieter Groß fand es schon wichtig, auf die Probleme aufmerksam zu machen. So wie Jugendliche bei „Fridays for Future“. Und da könne der Wähler der Politik ruhig immer mal wieder „in den Hintern treten“. Zum Thema „Mobilität“ wollte Bernd Atzenroth unter anderem wissen, wie Bürger im ländlichen Raum künftig unkompliziert von A nach B gelangen können. Hierbei verwies Matthias Dittmer auf sein Engagement zur Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken, wie jene von Wittstock nach Mirow. Für den Anschluss nach Berlin forderte er einen Halbstundentakt und Züge, die auch nachts fahren. „Es kann nicht sein, dass nur Neuruppiner am kulturellen Leben Berlins teilhaben können“, sagte er. Bahn muss zuverlässiger werden: Den Forderungen schlossen sich weitgehend alle Kandidaten an. Katrin Lange verwies darauf, dass Rufbusse und Mitfahrzentralen bekannter gemacht werden müssten, Arnd Heymann zeigte sich davon überzeugt, dass bald autonom fahrende Busse Realität in der Region werden. Das bezweifelte Jan Redmann, er brachte das Zusammenwirken mehrerer Akteure wie Taxis, Bus und Bahn ins Spiel. Eine bessere Abstimmung der Akteure forderte auch Christa Pfeifer. Tom-Morten Theiß betonte, dass Bahnfahren attraktiver werden müsse – das gelinge nur, wenn die Bahn zuverlässiger sei, was auch von der Infrastruktur abhänge. Für günstigere Tickets muss laut Dieter Groß künftig „mehr Geld in die Hand genommen werden“. Auch das Publikum konnte Fragen stellen und Anmerkungen machen. So wurde ein ordentlicher Radweg, der von Blumenthal nach Wittstock führt, gefordert. Eine Anwohnerin gab zwar zu, dass das Wort „Carsharing“ für ältere Leute befremdlich wirke. „Es muss jetzt aber mal etwas gestartet werden“, sagte sie. Die Bedienung der Fahrkartenautomaten am Bahnhalt sei zudem nicht einfach. Darüber hinaus wäre laut Dieter Groß ein Abdruck von Fahrplänen im Amtsblatt gut. Aufgrund von Fragen und Diskussionen war die Zeit im Forum soweit vorangeschritten, dass nur noch das Thema „Windenergie“ behandelt werden konnte. Hierbei forderte Jan Redmann, dass die Wertschöpfung in der Sache vor Ort stattfinden müsse, um Akzeptanz zu schaffen. Einig waren sich alle Kandidaten darin, dass Kommunen hierbei mehr Mitspracherecht erhalten sollten. Arnd Heymann befürwortete keine weiteren Windkraftanlagen, sofern die Infrastruktur noch nicht fertig sei. Katrin Lange verwies auf den Vorstoß der Landesregierung, dass für jede neue Anlage 10.000 Euro an die Kommunen zu zahlen sind. Aus dem Publikum kam wiederum Kritik an zu viel Bürokratie. Am Ende des Forums konnten alle Kandidaten ihre politischen Ziele vorstellen. Themen wie Bildung und Betreuung wurden dabei angesprochen. Matthias Dittmer lobte das Forum als eine Veranstaltung, die auch nach der Wahl wiederholt werden sollte. Das plant Heiligengrabe auch, wie Holger Kippenhahn im MAZ-Gespräch ankündigte. Von Christian Bark

Forum zur Landtagswahl - Kandidaten stellen sich den Fragen der MAZ