Sternsinger-Aktion in Wittstock geht wegen Corona-Krise andere Wege

Keine Kinder; keine Lieder; kein Segen. Auch die alljährliche Sternsingerbewegung ist von der Corona-Krise ausgebremst. Mädchen und Jungen der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden aus Wittstock und Umgebung müssen in diesem Jahr pausieren. Sie dürfen nicht von Haus zu Haus ziehen und dort den Segen des Dreikönigssingens spenden. Doch die Gemeindereferentin Edeltraud Richter von der katholischen sowie die Katechetin Carmen Paul von der evangelischen Kirche in Wittstock geben sich damit nicht zufrieden. Beide haben eine Alternative gefunden, um den Segen 20*C+M+B+21 in die Häuser zu bringen. Hinter den Buchstaben verbergen sich die lateinischen Worte Christus mansionem benedicat, das bedeutet „Christus segne dieses Haus.“ Allein im vergangenen Jahr kamen in Wittstock bei dieser Aktion 1800 Euro zusammen. „Ein sehr gutes Spendenergebnis“, findet Edeltraud Richter. Kinder sind beim Sternsingen in Wittstock anders dabei: Schon im Herbst stand für Edeltraud Richter wegen der Coronaentwicklung fest, dass die Sternsinger im Januar ihrer Tradition nicht folgen können. „Die Kinder waren darüber traurig, aber wir haben gemeinsam Plätzchen für die Hausbesuche gebacken, und damit grüßen sie die Familien“, sagt die Katholikin. Diese stecken nun in Tüten und werden mit einem ebenfalls verpackten Segensgebet, Stern, Engel und Schokolade verteilt. Gemeindereferentin ist allein unterwegs und spendet den Segen: 54 Haushalte zwischen Wittstock und Pritzwalk, Putlitz und Meyenburg hat Edeltraud Richter auf ihrer Liste und ist seit dem 29. Dezember unterwegs. „Ich habe von vielen Leuten erfahren, dass sie traurig wären, wenn alles ausfallen muss. Sie haben sich den Segen gewünscht“, sagt Edeltraud Richter. Somit macht sie sich allein auf den Weg und klingelt unter Einhaltung aller Corona-Auflagen an den Türen. „Auf meine Gitarre und Lieder muss ich auch verzichten“, sagt sie. Benachteiligte Kinder weltweit profitieren von der Sternsingerbewegung: Unter dem diesjährigen Motto „Kindern Halt geben – in der Ukraine und weltweit“ rückt das Sternsingen benachteiligte Kinder in den Mittelpunkt. In der Ukraine sind viele Kinder über lange Zeit von ihren Eltern getrennt, weil diese im Ausland arbeiten. Bindungen und Geborgenheit bleiben dabei auf der Strecke. Heilige Drei Könige und Sternträger haben in diesem Jahr Pause: Normalerweise würden die Sternsinger in Wittstock und Umgebung das Licht der Hoffnung hinaustragen. Jede Gruppe ist mit den heiligen Drei Königen Caspar, Melchior und Balthasar (die Bibel spricht lediglich von „weisen Männern aus dem Morgenland“) und einem Sternträger unterwegs. Die Sternsinger stimmen Lieder an, sammeln Spenden und heften den Segen an die Türen. Nun lastet die Verantwortung allein auf den Schultern von Edeltraud Richter und Carmen Paul. „Es ist wichtig, dass der Kontakt in die Gemeinde gehalten wird, das macht die Menschen froh“, sagt Edeltraud Richter. Der Segen ist das Zeichen der Verbundenheit – auch in der Krisenzeit. Carmen Paul sucht den Kontakt zu 30 Familien: Carmen Paul nimmt Anfang Januar telefonisch Kontakt zu den 30 Familien in Wittstock und Biesen auf, die jedes Jahr den Segen erhalten. Diese entscheiden, ob Carmen Paul bei ihnen vorbeikommt oder ob sie sich die Sternsingerbriefe mit dem Segenswunsch im Büro der Gesamtkirchengemeinde abholen. „Die Sternsingeraktion wird bis Ende Februar verlängert – damit verbinde ich die Hoffnung, am Ende doch noch mit Kindern an vier Orten den Segen zu spenden“, sagt Carmen Paul. Wenn die Schulen wieder geöffnet und Kinder unterwegs sind, wird sie bei der Kinderkirche einen Sternsingernachmittag gestalten. Damit sollen die Mädchen und Jungen auch in diesen Zeiten etwas von der Atmosphäre dieser Aktion mitbekommen. Von Christamaria Ruch