Hier ist ein Kirchenmusiker schon über ein Jahr lang krankgeschrieben, dort wird ein erkrankter Pfarrer nicht mehr in den Dienst zurückkehren.
Die Personalnot war am Sonnabend bei der Frühjahrssynode des Kirchenkreises Wittstock-Ruppin wieder ein Thema, auf das Superintendent Matthias Puppe in seinem Arbeitsbericht ausdrücklich hinwies. Derzeit fehlten von insgesamt neun Stellenanteilen im ortsbezogenen Dienst 4,25. „Das bedeutet, dass fast jede zweite Pfarrstelle nicht besetzt oder nicht arbeitsfähig ist“, erklärte der Superintendent.
„Wenn alle Aufgaben wie bisher weitergeführt werden sollen, müssten die noch im Dienst Befindlichen das doppelte an Arbeit leisten“, betonte Mathias Puppe. Das sei aber unmöglich.
Dementsprechend müsse man sich damit beschäftigen, wie eine zukunftsfähige Kirche auch in einer Flächenregion aussehen könne. Womöglich müssten einige Aufgaben dann professioneller organisiert und auch einige Dinge ganz sein gelassen werden. Die Fragen bearbeite der Konvent derzeit.
Es gibt auch Lichtblicke
Der Superintendent stellte daraufhin die Frage an die Synode: „Was halten Sie von einem Sabbat-Jahr?“ Dieses könne, gut vorbereitet, eine Konzentration auf das Wesentliche zufolge haben – also nur noch das Wichtigste. „Aber was das ist, kann nur gemeinsam herausgefunden werden“, so der Superintendent weiter.
Immerhin gebe es aber auch personelle Lichtblicke. So sei der Wittstocker Pfarrer Nikolai Jünger am Ende seines Entsendungsdienstes umbesandt und mit der Verwaltung der dortigen Pfarrstelle beauftragt worden. „Seiner Frau Linda Jünger werden wir nach ihrem Babyjahr das gleiche Angebot machen“, kündigte Matthias Puppe später im MAZ-Gespräch an.
Ab August wird in Neuruppin Gabriele Zieme-Diedrich eine Pfarrstelle besetzen. Weil sie aus der Auslandspfarrstelle in Japan kommt, erhofft sich der Kirchenkreis eine Verstärkung der ökumenischen Kontakte zur „United Church of Christ in Japan“, wie der Superintendent sagte. „Wir haben schon über Jahre hinweg eine gute Beziehung nach Japan aufgebaut“, so Puppe.
Um die angespannte Personalsituation etwas zu lösen, erarbeitet die Personalplanungskommission im Kirchenkreis derzeit weitere Stellenausschreibungen.
750 000 Euro für Bauprojekte
Fünf werden es sein, wie Matthias Puppe sagte. Wichtig seien aber nicht nur Ausschreibungen allein. Damit sich auch darauf Leute bewerben würden, müsse man in den eigenen Reihen damit beginnen, Nachwuchs zu fördern, um so später mögliche Lücken schließen zu können.
Nachwuchsfördernd agiere die Kirche beispielhaft in ihren Kindergärten. Dabei verwies der Superintendent auch auf den Neubau der Kita Radensleben, in den 80 000 Euro aus dem Strukturanpassungsfonds und 270 000 Euro aus dem Baufonds fließen würden. Für die Umgestaltung und Erweiterung des Evangelischen Kindergartens in Wittstock würden aus besagten Fonds 55 000 und 352 000 Euro fließen.
Insgesamt erhalte der Kreis von der Landeskirche für diese Projekte 750 000 Euro, so der Superintendent. „Es hat sich gezeigt, dass rechtzeitige Antragstellung und Beharrlichkeit diese Bewilligung ermöglicht haben“, sagte Matthias Puppe. Nach einer Kriterienänderung seien Kitas inzwischen nämlich nicht mehr förderfähig.
Von Christian Bark