Vortrag in Wittstock über Polarforscher Alfred Wegener und seine Wurzeln in der Ostprignitz

Polarforscher, Meteorologe, Naturforscher und sogar Entdecker der Kontinentalverschiebung war Alfred Wegener. Obwohl er 1880 in Berlin das Licht der Welt erblickt hatte, verband ihn und seine Familie doch vieles mit der Ostprignitz und dem Ruppiner Land. Über seine Beziehung zu der Region referierte am Sonntagnachmittag Rainer Herrmann. Er ist für das Alfred-Wegener-Museum in Zechlinerhütte tätig und beschäftigt sich seit gut zwei Jahren mit dem Leben des Wissenschaftlers. „Alfred Wegener dürfte die wohl bedeutendste wissenschaftliche Persönlichkeit sein, die mit der Region verbunden ist“, sagte Rainer Herrmann. Sein Vortrag fand in der Wittstocker Bibliothek beim bundesweiten Tag des offenen Denkmals statt. Das Thema war laut Bibliotheksleiterin Georgia Arndt nicht zufällig gewählt, hat doch die Familie Wegener eine besondere Beziehung zum Bibliotheksgebäude. Dort hatte Alfred Wegeners Großvater, der Tuchfabrikant Friedrich Wilhelm Wegener, ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts seinen Kontor. Im Präsentationsraum des bis 2012 restaurierten und denkmalgeschützten Gebäudes befindet sich auch die Ahnengalerie der Familie Wegener und Polthier. Die Tochter Friedrich Wilhelm Wegeners, also Alfreds Tante, hatte in die Familie Polthier eingeheiratet. Entsprechend interessiert waren auch die Nachkommen der Polthiers, die am Sonntag aus Berlin nach Wittstock angereist waren, auf den Vortrag. Alfred Wegeners Vater Richard stammte aus Wittstock, seine Mutter Anna (geborene Schwarz) aus Zechlinerhütte bei Rheinsberg. Im dortigen Direktorenhaus hatte sich die Familie später ihr Sommerdomizil eingerichtet. Von dort aus hatte auch Alfred Wegener mit seinen Geschwistern Ausflüge zu den umliegenden Seen unternommen. Sein kleines Segelboot „Edda“, mit dem er bis auf die Mecklenburger Seen rausgefahren war, dürfte den späteren Meteorologen nachhaltig geprägt haben. „Er musste dabei ganz genau das Wetter beobachten und seine Schlüsse daraus ziehen“, erklärte Rainer Herrmann. Wissenschaftlich relevant war für Alfred Wegener ein Fund im Garten des Familiensitzes in Zechlinerhütte 1918. Dort hatte er einen Stock, der von sogenanntem „Haareis“ umringt war, gefunden. Schon damals hatte der Forscher vermutet, dass zur Entstehung des Phänomens ein Pilz nötig gewesen war. „Belegt werden konnte das aber erst fast 90 Jahre später“, sagte Rainer Herrmann. Der Pilz löse die Holzstrukturen nämlich auf, die sich dann unter anderem in Wasser verwandeln würden und tröpfchenförmig aus dem Stock fließen würden. Bei entsprechender Temperatur gefriere das Wasser und bilde besagtes Haareis. In seinem Vortrag kam Rainer Herrmann, der lange Zeit als Pädagoge gearbeitet hatte, auch immer wieder auf das Alfred-Wegener-Museum in Zechlinerhütte zu sprechen. Das feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Auf dem Friedhof im Dorf ruhten nicht nur die Eltern und Geschwister Alfred Wegeners, auch ein Gedenkstein erinnert an den Polarforscher, der 1930 auf Grönland starb und dort beerdigt wurde. „Alfred Wegener war sicher ein Weltbürger, aber wenn er irgendwo hingehört, dann in die Ostprignitz und Zechlinerhütte“, so das Resümee von Rainer Herrmann. Von Christian Bark

Wittstock - Polarforscher mit Wurzeln in der Ostprignitz