Wittstock will auch 2021 als Laga-Stadt attraktiv bleiben

Corona-Lockdowns, geschlossene Geschäfte aber auch eine Belebung des Inlandtourismus hat Wittstock 2020 zu spüren bekommen. Bürgermeister Jörg Gehrmann gibt sich, was das vergangene Jahr angeht, nachdenklich – zugleich aber optimistisch für 2021. MAZ:Die Corona-Pandemie war 2020 auch für Wittstock eine große Belastung. Sind sie stolz darauf, was Ihre Mitarbeiter aus der Stadtverwaltung und die Bürger dieser Stadt in der Krise bisher geleistet haben? Jörg Gehrmann: Es war ein außergewöhnliches Jahr, dessen Verlauf niemand so vorhersehen konnte. Bereits bei den ersten Zeichen der Corona-Pandemie haben die Bürger und die Mitarbeiter der Stadtverwaltung sowie der nachgeordneten Einrichtungen diese Herausforderung angenommen. Wir alle mussten uns in vielen Bereichen neu aufstellen und unsere bisherigen Handlungsweisen zumindest überdenken. Bei allem Verzicht auf vielen Ebenen haben wir in Wittstock vor allem erreicht, dass bei der Mehrheit der Bürger die Vernunft bei Entscheidungen beratend zur Seite stand. Gibt es irgendetwas in diesem Corona-Jahr, das Sie in der Rückschau anders gemacht hätten? Sätze mit „hätte“ kenne ich nicht. Die Erfahrung ist für mich erkenntnisbringend. Wie gesagt, es war und ist eine Situation, die es zuvor so in dieser Form nicht gab. Im Rückblick Sachen zu ändern ist unmöglich, und es bringt uns auch nicht weiter. Ich bin eher froh darüber, dass wir unsere Entscheidungen im Hinblick auf Corona mit Besonnenheit getroffen haben. Mein Motto in dieser Hinsicht hat der Dichter Simon Dach bereits vor mehr als 350 Jahren mit „Geduld, Vernunft und Zeit macht möglich die Unmöglichkeit“ treffend formuliert. Welches einzelne Ereignis hat Sie im Jahr 2020 in Ihrer Kommune am meisten bewegt? Ein einzelnes Ereignis gab es eigentlich nicht. Das vergangene Jahr war geprägt von der Suche nach Alternativen, um beispielsweise kulturelle Veranstaltungen trotz der Pandemie zu organisieren. Es war ja lange ungewiss, ob es überhaupt Veranstaltungen geben wird. Zu sehen, wie die Wittstocker dann etwa die Fête de la Musique und die Open-Air-Gallery auf dem Bleichwall angenommen haben, habe ich positiv wahrgenommen. Zudem wird die Bedeutung der Vereine seit dem Ausbruch der Pandemie wieder mehr wertgeschätzt. Auch wenn diese beiden Bereiche zurzeit wieder ruhen müssen, sind das für mich angenehme Erkenntnisse aus dem vergangenen Jahr. Hat sich in diesem Jahr Ihr persönlicher Blick auf die Dinge geändert, und wenn ja, wie? Ich denke, das Jahr 2020 hat für jeden Menschen den persönlichen Blick auf die Dinge verändert. Wir leben in einer schnellen und unübersichtlichen Welt. Das war bereits vor Corona so, doch die Pandemie hat uns die Auswirkungen schonungslos vor Augen geführt. Es sollte für jeden von uns wieder wichtiger werden, Meldungen und Informationen zu hinterfragen und nicht blind zu konsumieren. Jeder kann heute über die sozialen Medien Einfluss nehmen und seine Sicht der Dinge ungefragt der ganzen Welt mitteilen. Das ist eine gefährliche Entwicklung. Unabhängig davon müssen wir uns für die Zukunft so aufstellen, dass Online-Unterricht und Videokonferenzen nicht nur in den Schulen zur Normalität gehören. Wie groß wird nach der Corona-Krise der finanzielle Spielraum für die Kommune sein? Werden Projekte deshalb nicht oder nur teilweise umgesetzt werden können? Bis jetzt halten sich die finanziellen Auswirkungen noch in Grenzen. Allerdings müssen wir die Langzeitwirkung abwarten. Ich habe nicht vor, geplante Projekte deshalb nicht zu realisieren – natürlich immer mit der Gesamtlage im Blick. Was sind die wichtigsten investiven Vorhaben 2021? Ein wichtiger Punkt ist die technische Ausstattung unserer Schulen. Damit haben wir bereits im vergangenen Jahr angefangen und werden das natürlich weiterführen. Außerdem werden wir mit der Sanierung des Lokschuppens auf dem Gelände des ehemaligen Bahnbetriebswerkes beginnen. Im Hinblick auf die Mobilität freue ich mich auch auf den Baustart für den Radweg von Wittstock in Richtung Mirow. Die Zusage für die Fördermittel erwarten wir im März 2021. Stichwort Tourismus: glauben Sie, dass das positive Image der Laga-Stadt Wittstock auch zwei Jahre nach der Gartenschau strahlen und mehr Touristen in die Region locken wird (sobald die Gastronomie wieder öffnen darf)? Davon bin ich überzeugt. Wir hatten auch in 2020 verstärkt Gäste, die sich nach der Landesgartenschau unsere Stadt ansehen wollten. Dabei haben wir natürlich wie viele andere Regionen von den eingeschränkten Reisemöglichkeiten profitiert. Als Laga-Stadt möchten, wollen und müssen wir attraktiv bleiben, um die Besucher für uns zu begeistern. Dann sollte es kaum eine Rolle spielen, wie lange die Laga vergangen ist. Ich wünsche mir für die Stadt und die Einzelhändler und Unternehmen, besonders aber für unsere Gastronomen und die vielen touristischen Anbieter, dass auf diesem Sektor bald wieder Normalität einkehrt. Von Christian Bark