Wittstocks Einzelhändler leiden unter Corona-Krise

Die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus in Deutschland treffen auch Wittstocks Einzelhandel hart. Läden, die nicht Lebensmittel, Hygieneartikel, medizinische Produkte oder gesundheitsrelevante Dienstleistungen erbringen, sind seit der vergangenen Woche größtenteils geschlossen. „Betroffen sind davon etwa 80 Prozent der Einzelhändler und Gewerbetreibenden in unserer Stadt“, sagt Detlef Beuß, Vorsitzender des Wittstocker Mittelstandsvereins. Reparaturservice bleibt vor Ort: Der Uhrmachermeister selbst hat sein Geschäft in der Poststraße für reguläre Kundenbesuche geschlossen. Er bietet aber weiter einen Reparaturservice an. „Maximal ein Kunde darf mir vor dem Geschäft die Ware überreichen und umgekehrt“, erklärt Detlef Beuß. Ebenfalls bietet er seinen Kunden die Möglichkeit, sich Uhren oder Schmuck im Schaufenster auszusuchen, diese dann zu fotografieren und bei ihm zu bestellen oder die Bestellung über das Telefon durchzuführen. „Mal sehen, wie das angenommen wird“, sagt der Uhrmachermeister. Letztlich sei es aber nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“. Wie Detlef Beuß haben fast alle der besagten Unternehmen ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müssen. So auch Marlies Köhler, die in Wittstock und Kyritz den Spielzeugladen „Lilalustig“ betreibt. „Die Leute können bei mir weiter bestellen und sich die Ware an der Tür abholen“, berichtet sie. Das nutzten auch einige Kunden. Marlies Köhler macht sich darüber hinaus Gedanken, wie sie ihr Onlinegeschäft verbessern kann. „Im Augenblick beschäftigen mich aber mehr die angekündigten Soforthilfen vom Land“, sagt sie. Soforthilfen müssen nicht zurückgezahlt werden: Ab dem morgigen Mittwoch können Anträge diesbezüglich gestellt werden, wie Detlef Beuß informiert. Die Soforthilfe sei für Unternehmen und Freiberuflicher mit bis zu 100 Beschäftigten eingerichtet worden. Die Unterstützung aus dem neuen Soforthilfeprogramm werde nach der Zahl der Erwerbstätigen gestaffelt. So erhielten Unternehmen mit bis zu zwei Beschäftigten bis zu 5000 Euro, mit bis zu fünf Beschäftigten bis zu 10 000, mit bis zu 15 Beschäftigten bis zu 15.000, mit bis zu 50 Beschäftigten bis zu 30.000 und mit bis zu 100 Beschäftigten bis zu 60.000 Euro. Bei den Soforthilfen handele es sich um Zuschüsse an bedürftige Unternehmen, die nicht zurückgezahlt werden müssten. „Hoffentlich funktioniert das alles schnell und unbürokratisch“, sagt Marlies Köhler und blickt besorgt auf die wohl große Flut von Anträgen ab dieser Woche. Die Hilfen könnten ihr Geschäft aber nur eine kurze Zeit über Wasser halten. Situation ist beängstigend: „Im Moment ist es beängstigend, vor allem weil wir nicht wissen, wie lange das alles dauern wird“, so die Spielzeugladen-Inhaberin. Zumindest ihr Vermieter sei ihr in der Situation entgegengekommen und lasse die Miete nun stunden. „Die Vermieter dürften auch ein Interesse daran haben, dass die Geschäfte überleben“, sagt Detlef Beuß. Er lobt in dem Zusammenhang auch die Hilfsangebote der Stadt Wittstock und des Wasser- und Abwasserverbands. Letzterer biete über einen formlosen Antrag Gewerbetreibenden an, die Zahlung von Abschlägen für Wasser und Abwasser bis Ende Mai auszusetzen. Die Stadt verzichte zudem auf die Kitagebühren für den April und stehe im engen Kontakt mit der Wirtschaftsförderung des Landes. Detlef Beuß zeigt sich optimistisch, dass Wittstocks Einzelhändler die Krise überstehen werden, wenn sie denn zusammenhalten. „Die aktuell leeren Straßen und geschlossenen Geschäfte führen bei der Bevölkerung vielleicht zu einem Umdenken, doch mehr im stationären Handel zu kaufen“, so Detlef Beuß’ Hoffnung auf eine breite Solidarität nach Corona. Von Christian Bark

Geschäftsleben - Wittstocks Einzelhandel leidet unter der Corona-Krise