Wittstocks Künstler feiern die Renaissance auf Burg Goldbeck

Der Kunstepoche der Renaissance, was so viel wie Wiedergeburt antiker Schönheiten bedeutet, war die schreckliche Epidemie der Pest im Spätmittelalter vorangegangen. Nun rafft derzeit nicht gerade der „Schwarze Tod“ ein Drittel der europäischen Bevölkerung dahin, wie einst im 14. Jahrhundert, aber die aktuelle Corona-Pandemie ist schrecklich genug, wie Jörg Schürer sagt. Er ist Künstler und Imker, der auf Burg Goldbeck wohnt. Zusammen mit der Papenbrucher Künstlerin Heike Kropius und anderen Kreativen aus der Region erdacht, soll eine zweite Renaissance nach der Corona-Krise den Menschen wieder Hoffnung und Freude bringen. Das Team aus insgesamt neun menschlichen Künstlern und einem tierischen will zu den Tagen des offenen Ateliers am 1. und 2. Mai in die Burg Goldbeck einladen. Sie ist seit Jahrzehnten Wohn- und Wirkungsort zahlreicher kreativer Köpfe. Mit dabei sind unter anderem der Bildhauer Zoyt, die Malerin Helena Hör-Hitzschke, die Zeichnerin Rita Thiele, der Holzbildhauer Karl Kropius sowie der Zeichner Klaus Doll. Letzterer lernt bei Jörg Schürer gerade das Imkern, beide wollen die Imkerei mit der Kunst verbinden. In ihrer „VEB-ienenwirtschaft“ sollen die Burgbesucher zwischen Bienenkörben Malereien, Zeichnungen und Radierungen entdecken können. Zoyt wird Holzskulpturen präsentieren, Helena Hör-Hitzschke Landschaftsmalereien in Acryl und Öl. Karl Kropius will sich vornehmlich dem Realismus in Form von Büsten widmen. Rita Thiele zeigt Graffiti und Kratztechniken. Jüngster Künstler in der Runde ist Andreas Schürers 13-jähriger Sohn Johannes-Aron Griesbach. Seine Werke werden Zeichnungen mit Bleistift sein, wie er ankündigt. Abstands- und Hygieneregeln werden gewahrt: Die „Hommage an die Renaissance“ orientiert sich nicht nur an deren Architektur, wie sie teilweise die alte Burg selbst bietet, sondern auch an deren Künstlern, etwa an Albrecht Dürer und dessen realistischen Stichen und Zeichnungen von Tieren. „Denkbar wäre etwa die Darstellung von Bienen oder Bienenbeinen“, sagt Klaus Doll. Ideen haben die Künstler viele. In den kommenden Monaten sollen daraus Werke erwachsen. Hier und da soll man den Künstlern natürlich über die Schulter blicken können. Jörg Schürer hofft, dass der Lockdown bis dahin beendet ist, weiß aber auch, dass entsprechende Abstands- und Hygieneregeln weiterhin gelten werden. „Bei zehn Ateliers können wir das schon ganz gut steuern, dass nicht zu viele Leute beieinander stehen“, sagt der Künstler. Die Besucher sollen aber auch aktiv mit einbezogen werden. Geplant ist ein szenisches Spiel zweier fiktiver Figuren, die in die jeweiligen Themen hineinführen. Sie sollen mit den Zuschauern ins Gespräch kommen. Mit Musikern sei man derzeit im Gespräch, welche das Programm kulturell noch weiter aufwerten. Kulinarisch ist laut Heike Kropius und Jörg Schürer ein Renaissance-Brunch denkbar. Dieser könnte die Speisen der damaligen mit der heutigen Zeit verbinden. Es sei auch möglich, dass Besucher das Buffet mitgestalten und Speisen mitbringen. „Wir sind optimistisch, dass wir unser Projekt durchziehen können“, sagt Jörg Schürer. Der Grundstein sei gelegt, jetzt könne sich jeder Teilnehmer seine Gedanken machen. Bei diesem Prozess will die MAZ die Künstler begleiten. In den kommenden Monaten sollen einzelne Teilnehmer oder Gruppen vorgestellt werden. Von Christian Bark