Corona: Toben mit Einschränkung in der Kita Lögow

„Was singen wir jetzt immer beim Händewaschen?“, fragt Annika Dürr in die Runde und die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Happy Birthday. Zweimal.“ Für die Kinder in der Lögower Kita „Krümelkiste“ haben die vergangenen Wochen und das Corona-Virus viele Veränderungen mit sich gebracht. Wie überall läuft auch in dieser Einrichtung nur ein Notbetrieb. Nur Familien, in denen beide Eltern in „systemrelevanten“ Branchen arbeiten und die sonst keine Betreuungsmöglichkeit haben, dürfen ihre Kinder betreuen lassen. In Lögow müssen deshalb viele Spielkameraden zu Hause bleiben. Statt wie sonst von 37 Mädchen und Jungen wird die Einrichtung derzeit nur von zehn besucht. Mit Kreativität in Kontakt bleiben: Um den Kontakt zu den zu Hause bleibenden Kindern zumindest symbolisch aufrecht zu erhalten, startete die Kita einen kleinen Kreativ-Wettbewerb. Bis Ende April sind sie eingeladen, mit Kartoffeldruck und Fingerfarben, Fotoschnipseln und Buntstiften Postkarten zu gestalten. Die schönsten sollen prämiert werden. „Wir grüßen alle Kinder und Eltern und hoffen, dass wir uns bald gesund wiedersehen“, erklärt Kita-Leiterin Annika Dürr. Ansonsten zählt derzeit vor allem Vorsicht. „Wir haben unsere Eltern per Aushang informiert, dass zum Beispiel das Holen und Bringen möglichst kurz gehalten wird“, berichtet Annika Dürr. „Sonst ist es ja üblich, dass wir uns austauschen. Aber jetzt versuchen wir, auf Kontakte zu verzichten.“ Und bei geringsten Symptomen einer Erkältung sei der Kita-Besuch ausgeschlossen. Weniger Begegnung, mehr Hygiene: Zugleich legen die Mitarbeiterinnen noch größeren Wert auf Hygiene. Mehrfach am Tag kommt Desinfektionsmittel zum Einsatz. Noch seien Reserven da, ist zu erfahren. Nachschub werde aber wohl schwierig. Auch die sonst üblichen Spaziergänge durchs Dorf oder hinaus in die Natur müssen die Kleinen verzichten. „Zum Glück haben wir den großen Garten“, sagt Annika Dürr. Auch das trockene, sonnige Wetter komme gerade recht. „Wenn wir jetzt nur Regen hätten, wäre das für die Kinder schlimm.“ Doch so steht dem Toben draußen wenig im Weg. Kleine Lögower lernen, was Vorsicht ist: Zu anderen dabei Abstand zu halten, das ist für die Drei- bis Sechsjährigen allerdings nicht drin. „Wir versuchen, die Kinder spielerisch zu belehren“, versichert Annika Dürr. Im Internet beispielsweise gebe es da jetzt viele neue, tolle Videos. „Auch darüber, dass Treffen mit anderen Kindern jetzt nicht so gut sind.“ Das tägliche MAZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Brandenburg täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Doch vom Konzept „Kontaktverbot“ sind die Kleinen definitiv überfordert. Außerdem stellt die Kita-Leitern klar: „Wir werden sie auch weiter trösten und in den Arm nehmen, wenn sie traurig sind. Die Kinder brauchen doch unsere Nähe.“ Noch sind die Gruppen deutlich kleiner als üblich und damit auch eher überschaubar. Etwa ein Drittel der Lögower Erzieherinnen bleibt aktuell zu Hause und arbeitet dort an der Dokumentation, an erzieherischen Konzepten oder an der eigenen Weiterbildung. Steigende Nachfrage in der Gemeinde Wusterhausen: Schon ab nächste Woche könnte sich das ändern. Mit der Lockerung der Corona-Regeln erhalten mehr Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder wieder betreuen zu lassen. Und voraussichtlich werden viele das nutzen, um endlich wieder ihrem Beruf nachgehen zu können. In den Kita- und Hort-Einrichtungen der Gemeinde Wusterhausen wurde die Notbetreuung bislang in 80 Fällen gewährt. „Stand heute liegen 25 weitere Anträge auf Notbetreuung vor“, teilte Bürgermeister Philipp Schulz am Donnerstag mit. „Weitere Anträge werden höchstwahrscheinlich folgen. Es ist von einer steigenden Tendenz auszugehen.“ In Kyritz und im Amt Neustadt zeichnet sich ähnliches ab. Mehr Kinder bedeuten mehr Risiko: „Das Interesse der Eltern nimmt zu“, schätzt auch Annika Dürr ein, die das absolut verstehen kann und zugleich mit durchaus gemischten Gefühlen betrachtet. „Damit steigt eben auch das Risiko.“ Alle Erfahrung zeige, dass sich eventuelle Infektionen in Kindergruppen schnell verbreiten. „Daran sollten die Eltern denken.“ Die Lögower Kinder sind übrigens davon überzeugt, dass das böse Corona-Virus einfach platzt, wenn es im Sommer so richtig heiß wird. Mal sehen, wie es wirklich kommt. Von Alexander Beckmann

Lögow - Toben mit Einschränkung in der Kita Lögow