Corona: Wie Nackel weiter gemeinsam betet

In der Coronazeit vermissen auch die Nackeler die Gemeinsamkeit. Seit dem Verbrennen der ausgedienten Weihnachtsbäume am 11.Januar treffen sich mehr als zwei Leute höchstens noch beim Fleischer im Dorf - und das diszipliniert mit dem geforderten Abstand. Der Frühjahrsputz, in jedem Jahr immer auch mehr Spaß als Stress, ist ausgefallen. Vom Osterfeuer muss man sich die Fotos vom Vorjahr angucken. Neue gibt es wegen Verbots für 2020 keine. Der Trödelmarkt findet vielleicht im August statt: Ein anderes Event ist indes noch nicht ganz gestrichen. Der geplante Trödelmarkt zu Pfingsten soll jetzt eventuell im August stattfinden. Aber für das Parkfest am 11.Juli sieht Karin Gülde aktuell ziemlich schwarz. Ein geordneter Veranstaltungsplan im Kasten mit den Aushängen hat im Moment keinen Sinn. Schließlich sind auch Feuerwehrdepot und Vereinsräume dicht, der Sportplatz ist verwaist. Trotzdem schwört Ortsvorsteherin Katrin Gülde auf das Wir-Gefühl, das gerade 2019 bei der 700-Jahr-Feier gestärkt wurde. „Was wir damals gemeinsam auf die Beine gestellt haben, tut uns heute noch gut“, ist sie sicher. Der Schnack über den Gartenzaun geht noch: Was für das Kontakt-Halten bleibt, sind Handynachrichten, Mails und Skypverbindungen, als Krönung der Schnack übern Gartenzaun, an warmen Abenden das Feierabendbier mit einem Nachbarn. Der Ist-Zustand dokumentiert sich auch darin, dass in der Kindertagesstätte des Ortes kaum mehr als ein halbes Dutzend Kinder betreut werden - als Ausnahme von der verordneten Regel. Seit dem 23. März und bis zum Gründonnerstag läuten an jedem Abend um 19 Uhr die Kirchenglocken. Was früher die Aufgabe des unermüdlichen Fred Granzow war, übernimmt mittlerweile eine Automatik. Das pünktliche Signal vom Turm ist Bestandteil von Andachten. Sie sollen die Christen vereinen. Das tägliche MAZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Brandenburg täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Wenn die Glocken erklingen, sind die Menschen aufgerufen, gemeinsam mit der in Nackel lebenden Pfarrerin im Ruhestand Sylvia von Kekulé und mit Pfarrer Lars Haake aus Sieversdorf zu beten. „Sie können Ihre Bibel und das Gesangbuch bereitlegen und eine Kerze anzünden“, hieß das Angebot in einem Aushang. Auf Facebook und Youtube sind die Andachten in etwa zeitnah zu finden. Das Ziel ist klar: „So sind wir auf Distanz, aber trotzdem miteinander verbunden!“ Nach der Andacht möge jeder seine Kerze ins Fenster stellen. Von Wolfgang Hörmann

Covid19 - Nackel: Alle beten gemeinsam – jeder bei sich zu Hause