Studie zum Einsatz von Lieferdrohnen in Wusterhausen

Was mal Science-Fiction war, wird zunehmend zur Gegenwart. Ein Teil dessen spielt sich nun erneut in Wusterhausen ab, wo zuletzt schon ein autonom fahrender Bus für viel Aufmerksamkeit sorgte. Jetzt geht es um eine Machbarkeitsstudie zum Einsatz von Lieferdrohnen, für die das Gemeindegebiet vorgesehen ist. Für das Projekt, mit dem sich die Stadt beworben hatte, gab es am Freitag einen Förderbescheid vom Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft über fast 50 000 Euro. Das große Thema lautet „bessere Nahversorgung im ländlichen Raum“, teile Bundesministerin Julia Klöckner (CDU) am Freitag mit. Dorfladen-Thematik spielt wichtige Rolle: An dem Tag übergab sie an die ersten acht von insgesamt 15 solchen Projektakteuren die Förderbescheide in einer Videokonferenz. In Brandenburg werden zwei Vorhaben gefördert. Neben dem in Wusterhausen ist es eines in Steinhöfel (Oder-Spree). Was in dem Ort geplant ist, dürfte wiederum die Wusterhausener Nachbarn aus Dreetz aufhorchen lassen, wo sie an einem Dorfladen arbeiten: In Steinhöfel sollen unter dem Namen „DorfMarkt24“ drei bis fünf Multifunktions-Dorfläden in leerstehenden Gebäuden entstehen, die rund um die Uhr geöffnet sind. Mittels digitaler Vernetzung soll die Abrechnung automatisiert und die Produktpalette an die Wünsche der Verbraucher angepasst werden. Auch können Kunden online sehen, welche Waren im Angebot sind. Warenlieferung an zentrale Orte oder Testhaushalte: In Wusterhausen indes geht es darum, Waren mittels Drohnen an zentrale Orte oder auf Grundstücke von Testhaushalten zu liefern. „Geprüft wird das Vorhaben nicht nur unter Sicherheitsaspekten. Es soll auch aus ingenieurs-, sozial-, rechts- und wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive evaluiert werden, welche Chancen und Herausforderungen im Einsatz von Lieferdrohnen aktuell und perspektivisch für eine Verbesserung der Nahversorgungssituation im ländlichen Raum bestehen“, so der Wortlaut der entsprechenden Mitteilung aus dem Ministerium. Dieses hat nun gemeinsam mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund das Modellvorhaben „LandVersorgt – Neue Wege der Nahversorgung in ländlichen Räumen“ gestartet. Zu dem Aktionsbündnis „Leben auf dem Land“ gehören aber noch sehr viel mehr Partner. Gleichwertige Lebensverhältnisse unabhängig vom Wohnort: „Mit dem Vorhaben werden Kommunen bei der Entwicklung innovativer Projekte zur Nahversorgung unterstützt“, heißt es. Julia Klöckner sagt dazu: „Für die Lebensqualität auf dem Land ist auch entscheidend, dass man ohne große Wege erreicht, was man zum täglichen Leben braucht. Geschäfte, das spontane Treffen beim Einkauf machen Ortskerne attraktiv und lebendig. Sehr gern unterstütze ich deshalb die vielen tollen Ansätze, mit denen die Kommunen neue Wege bei der Nahversorgung gehen wollen. Das soll Schule machen.“ Gerd Landsberg sagt als Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes: „Gleichwertige Lebensverhältnisse und zukunftsfeste Perspektiven für alle Menschen zu schaffen, unabhängig davon, wo sie leben, muss weiterhin herausragendes Ziel von Politik und Gesellschaft sein.“ Technische Universität Berlin und Wusterhausen weiter in Kontakt: Fast 60 Kleinstädte und Gemeinden hatten sich beworben. Entsprechend riesig ist die Freude in Wusterhausen, berücksichtigt worden zu sein. Bürgermeister Philipp Schulz spricht von einer „großen Ehre“. Die Idee, sich als Gemeinde nach dem „Robobus“ für dieses nächste Zukunftsprojekt zu bewerben, sei zusammen mit der Technischen Universität Berlin entstanden. Diese wie auch die TU Dresden stellten schon die Wissenschaftler rund um das Bus-Projekt. Nur ein Konzept, kein Drohnenflug: In der Machbarkeitsstudie werde nun auch der Hofladen der Stephanus-Stiftung in Heilbrunn eine zentrale Rolle spielen. „Es ist aber zunächst nur ein Konzept. Hier wird also keine Drohne gekauft und losgeflogen“, erklärt Philipp Schulz: „Die Prüfung aller Rahmenbedingungen für solche Lieferdrohnen steht im Mittelpunkt.“ Dass die Region im Bundesprogramm Ländliche Entwicklung unter dem Titel „Landversorgt“ berücksichtigt ist, freut auch den zuständigen Bundestagsabgeordneten Sebastian Steineke (CDU): „Es ist ein Experimentierfeld und offen für visionäre Ideen, um das Thema Nahversorgung im ländlichen Raum zukunftsfähig zu machen.“ Die SPD-Bundestagsabgeordnete für Brandenburgs Nordwesten, Dagmar Ziegler, erklärt dazu: „Funktionierende Nahversorgungsstrukturen sind ein wesentliches Element einer guten Daseinsvorsorge und sozialen Teilhabe. Ich freue mich sehr, dass Wusterhausen Unterstützung bekommt.“ Von Matthias Anke