Warum Bauern und Imker im Dialog sein sollten

Mit dem Frühjahr beginnt für die Landwirte wieder die Arbeit auf den Feldern und auch die Imker warten darauf, dass ihre Saison und damit die Arbeit mit den Bienen beginnt. Die Bienenpopulation wächst kontinuierlich an. An den ersten warmen Tagen, an denen die Menschen die Sonne genießen, machen die Bienen ihren Reinigungsflug und fliegen zum Pollensammeln aus. Noch geht es mit den Temperaturen auf und ab. Die Imker müssen sich noch etwas gedulden, denn jeder Eingriff stört den Wärmehaushalt im Bienenvolk. Noch ist es im Land Brandenburg recht kalt, erst ab 15 bis 20 Grad Celsius tragen die Bienen Nektar ein. „Momentan verbrauchen sie mehr Futter als sie eintragen“, sagt der Barsikower Imker Oliver Schulze. Die Bedingungen für die Bienen sind innerhalb Deutschlands recht unterschiedlich. Für 500 Gramm Honig brauchen die Bienen etwa drei Millionen Blüten: Während im Süden schon frühlingshafte Temperaturen herrschen und die Ahornbäume Tracht versprechen, gibt es in Brandenburg nur Weidenkätzchen und die Blüten der frühen Pflaume sind zum großen Teil erfroren. „Diese Unterschiede gibt es auch innerhalb unserer Region“, sagt der Imker. „Wenn die Robinien in Nauen verblüht sind, beginnt die Blüte in Wittstock erst. Der Eintrag für unseren Honig beginnt erst mit der Blüte von Ahorn, Obstgehölzen, Raps und Löwenzahn. Für 500 Gramm Honig brauchen die Bienen etwa drei Millionen Blüten.“ So wie Oliver Schulze hat auch der Barsikower Thomas Kiesel einen Landwirtschaftsbetrieb und ist gleichzeitig Imker. Die Landwirte düngen jetzt ihre Felder, lockern den Boden oder arbeiten Blühmischungen, die sie als Zwischenkultur ausgesät haben, unter. Bodenvorbereitung: Mechanische Verfahren oder in besonders hartnäckigen Fällen verträgliche Pflanzenschutzmittel: Für den Landwirt Oliver Schulze ist das eine der nächsten Arbeiten, die jetzt ansteht, damit dort demnächst die Sonnenblumen wachsen können. „Trotz des milden Winters habe ich festgestellt, dass die Zwischenfrüchte auf den Äckern in unserer Region weitestgehend abgefroren sind“, sagt der Landwirt. Sie haben also ihre Funktion erfüllt und können untergemulcht werden – das Wachstum von Beikräutern wurde unterdrückt und der Acker vor Erosion geschützt. Von der Brandenburger Bienenweide – eine Mischung aus Buchweizen, Winterwicken, blauen Lupinen, Ölrettich, Phacelia, weißem Senf, Sonnenblumen und Seradella – sind nur noch Reste zu sehen. Um die Felder für Sommerkulturen vorzubereiten, muss jeder Landwirt abwägen, ob mechanische Verfahren ausreichen oder ob in besonders hartnäckigen Fällen verträgliche Pflanzenschutzmittel erforderlich sind. Dies muss natürlich auch im Frühjahr unter Beachtung des Bienen- und Insektenschutzes geschehen. Doppelrolle als Imker und Landwirt verpflichtet: Für Thomas Kiesel und Oliver Schulze ist ihre Doppelrolle als Imker und Landwirt maßgebend. „Wenn sich noch blühende Unkräuter auf dem Feld befinden, dürfen nur bienenungefährliche Mittel verwendet werden“, sagt Thomas Kiesel und holt ein grünes Buch hervor. „Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland“ lautet der Titel der Broschüre, die die Pflanzenschutzdienste der Länder Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen jährlich herausgeben, um die Landwirte über gesetzliche Vorgaben, Wirkstoffe und deren Anwendung zu informieren. Noch bis 2023 dürfen glyphosathaltige Mittel verwendet werden: „Für mich ist das mein wichtigstes Buch“, sagt Thomas Kiesel. „Wir müssen immer informiert sein und bekommen kontinuierlich neue Informationen vom Pflanzenschutzamt, denn viele Mittel, die vor Jahren noch Gang und gebe waren, dürfen heute nicht mehr verwendet werden.“ In der Öffentlichkeit wird der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln immer kritischer beobachtet und auch die Diskussionen über den Glyphosateinsatz sind keineswegs verstummt, auch wenn gegenwärtig die Coronakrise viele andere Themen verdrängt. Noch bis zum 31. Dezember 2023 dürfen glyphosathaltige Mittel in der Bundesrepublik angewendet werden. Viele Landwirte in Brandenburg betreiben gleichzeitig Imkerei: Um einwandfreie Nahrungsmittel zu produzieren, sind gezielte Pflanzenschutzmaßnahmen für die Landwirte notwendig. „Doch das muss nach guter fachlicher Praxis geschehen“, sagt Thomas Kiesel. „Auch in der Landwirtschaft gibt es wie überall schwarze Schafe.“ Der Landwirt, der 450 Hektar Fläche bewirtschaftet und Gerste, Weizen, Roggen, Wintererbsen und Raps anbaut, hat im vergangenen Jahr auf zwei Prozent seiner Fläche mit dem Herbizid Quecken bekämpft. Viele Landwirte in Brandenburg betreiben gleichzeitig Imkerei. „Nur durch vernünftige Landwirtschaft gibt es auch Bienen“, sagt Oliver Schulze. Er ist Vorsitzender des Imkervereins Kyritz, der rund 50 Mitglieder zählt. Beide Landwirte sind sich einig: „Imker und Bauern müssen miteinander reden und zusammenarbeiten. Das klappt bei uns in der Region sehr gut, auch zwischen den Verbänden“, sagt Oliver Schulze, der wie Thomas Kiesel Mitglied im Bauernbund ist. Für sie ist es selbstverständlich, dass ein Imker, der seine Bienen in der Nähe eines Ackers aufgestellt hat, auch vom Landwirt informiert wird, wenn dieser dort Düngemittel oder Pflanzenschutzmittel ausbringt. Imker müssen sich an die Honigverordnung halten: Vorausgesetzt, dass sich auch der Imker gesetzestreu verhält und den Standort seiner Bienen dem Imkerobmann meldet. Diese Verpflichtung ist durch die Tierseuchen-Allgemeinverfügung des Landkreises Ostprignitz-Ruppin geregelt. Gegenseitige Absprachen und Anerkennung der Arbeit sind der Idealfall in der Zusammenarbeit zwischen Imker und Landwirten. Auch die Imker die ihren Honig verkaufen, müssen sich an Gesetze und Verordnungen halten. „Dafür gibt es die Honigverordnung“, sagt Oliver Schulze. „Sie regelt die Zusammensetzung und gibt einzuhaltende Grenzwerte vor.“ Doch all die strengen Vorschriften für einen Honig von bester Qualität nutzen den Imkern nichts, wenn sie den Honig nicht verkaufen können, weil Geschäfte und Gaststätten geschlossen sind. „Aber einen Trost haben wir; der Honig hält sich, den können wir auch nach der Corona-Krise noch verkaufen“, sagt Oliver Schulze. Lesen Sie dazu auch: Bauern und Imker bilden Whatsapp-Gruppe Nutztiere mit sechs Beinen Bei den Bienen herrscht jetzt Winterruhe Von Cornelia Felsch

Barsikow - Warum Bauern und Imker im Dialog sein sollten