Wenn jeder in Zukunft überall online sein kann, hat sich das Geschäftsmodell der Telekom – nämlich Anschlüsse zu verkaufen – womöglich bald erledigt. Wie es danach für den Konzern weitergehen könnte, haben sich führende Entwickler im Gutshof Klein Glien überlegt. International ist die Gruppe junge Leute zusammengesetzt, die am Fuß des Hagelberg gerade die Auswirkungen des Klimawandels im Himalaya erforscht. Das Internet macht es möglich.
„Es gibt einen Anschluss mit 50 Mbit/Sekunde. Diese liegen – anders als in Berlin, wo meist viele Nutzer darauf angewiesen sind – fast immer zu 100 Prozent an!“, erklärt Janosch Dietrich. Das ist schließlich wichtig für das Geschäftsmodell seiner Kokosnuss OHG. Sie bietet alternativ zum Alltagsstress in der Metropole, die angenehme Atmosphäre für die Arbeit gepaart mit den Entschleunigung und Entspannung im Hohen Fläming an. Nach Aussage des Geschäftsführers geht das im Mai gestartete Vorhaben den Erwartungen entsprechend auf. „Das 38-Betten-Haus ist in der Regel zur Hälfte belegt. Die Verweildauer liegt bei 4,5 Tage“, sagt er. Das ist – selbst für den Sektor der Bildungs- und Geschäftsreisen – für die Mark überdurchschnittlich, bestätigt Daniel Sebastian Menzel vom Tourismusverband Fläming.
Mit Preis „Demografieprojekt des Monats“ geehrt
Die Staatskanzlei nimmt es gleich zum Anlass, die noch junge Anlaufstelle für digitale Nomaden als „Demografieprojekt des Monats“ zu würdigen. Die Urkunde wurde in dieser Woche im Beisein von Günter Baaske (SPD), Wahlkreisabgeordneter im Landtag Brandenburg, überreicht.
Mit dem sperrigen Titel würdigt die Landesregierung Brandenburg regelmäßig Initiativen, die sich für den Erhalt und die Verbesserung der Lebensqualität auf dem Lande widmen. Bürgerbusverein „Hoher Fläming“ und die Bahnhofsgenossenschaft Wiesenburg haben die Anerkennung, mit der keine Prämie verbunden ist, ebenfalls schon erhalten. „Hier wird eine Chance der Digitalisierung genutzt“, betonte Thomas Kralinski. „Die Coconat-Offerte ist ein Beitrag zum Imagewandel wider das Abgehängtsein“, so der Chef der Staatskanzlei.
80 Prozent der Besucher kommen aus Berlin
Mithin scheint die Integration ins Dorf gelungen und das nicht nur wegen der zwei Hoffeste in diesem Jahr. Bestenfalls ist die Gartenpflege ein Thema, das kontrovers erörtert wird. Die neuen Hausherren machen keinen Hehl daraus, dass sie nicht den Aufwand betreiben können, die Anlage so akkurat wie einst angelegt zu erhalten.
„Es gibt für die Nachbarn bislang keinen Grund sich über etwas zu beschweren“, bekräftigt indes Wolfgang Wagner. „Aber es ist auf jeden Fall interessant, wie viele Gäste jetzt im Dorf sind, die fremde Sprachen sprechen“, so der Ortsvorsteher. Tatsächlich kommen 80 Prozent der Besucher aus Berlin – die Hälfte davon ist freilich ausländischer Herkunft. Für all jene, die vor Ort arbeiten, ist die Mittagspause mit dem vegetarischen Menü vor allem der Zeitpunkt, das Miteinander zu pflegen. Außerdem wird vor allem an Wochenenden das Café gern besucht, wie es heißt. Neben den Kooperationspartnern bei Freizeit und Erholung gibt es noch mehr Interesse an der Nutzung regionaler Erzeugnisse, so Janosch Dietrich.
Verkauf ist jetzt perfekt
Für 360 000 Euro haben Janosch Dietrich und Julianne Becker den Gutshof Klein Glein erworben. Das Geld ist im September auf dem Konto der Stadt Bad Belzig eingegangen, wie die Verwaltung jetzt mitgeteilt hat.
Schon im März war – nach mehrjährigem Leerstand – der Verkauf des kommunalen Gebäudes an den einzigen ernsthaften Bewerber beschlossen worden. Doch kam es bei der Abwicklung zu Verzögerungen bei Gutachtern und Banken, wie seinerzeit berichtet wurde. Deshalb war ein Ultimatum bis zum Ende des dritten Quartals gestellt worden. Außerdem war bis zur Erfüllung ein monatliches Nutzungsentgelt von 1000 Euro gefordert worden.
Für Unmut bei einigen Stadtvätern hatte gesorgt, dass dennoch schon im Frühjahr die Schlüsselgewalt gewechselt hatte, ohne dass vom Rathaus auf Sicherung seiner Interessen geachtet wurde.
Dabei setzt er selbst auf Vielfalt. Neben großen Unternehmen mit Budget nutzen auch Freiberufler oder gemeinnützige Organisation das inspirierende Flair hierzulande, um ihre Ideen voranzubringen.
Von René Gaffron