Rund 250 Feuerwehrleute haben am Freitag gegen den Waldbrand bei Potsdam weiter angekämpft. Dabei waren auch Löschpanzer und ein Hubschrauber der Bundeswehr im Einsatz. Zwar gebe es derzeit keine Gefahr mehr für die Ortschaft Fichtenwalde, teilte das Innenministerium mit. Die weitere Entwicklung hänge aber stark vom Wetter ab.
Der Waldbrand unweit der Spargelstadt Beelitz (Potsdam-Mittelmark) führte auch am Freitag zu massiven Staus. Am Vormittag waren noch die A9 vom Dreieck Potsdam in Richtung Süden und die A10 vom Dreieck Werder bis zum Dreieck Potsdam gesperrt, wie die Polizei mitteilte. Damit war auch die wichtige innereuropäische Ost-West-Achse weiter nicht befahrbar. Auto- und Lastwagenfahrer wurden gebeten, den Bereich weiträumig zu umfahren. Erst am Nachmittag konnte die A10 komplett freigegeben werden.
Die Ereignisse des Freitags zum Nachlesen:
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Die Feuerwehr wird unterstützt durch Kräfte des Technischen Hilfswerks, der Rettungsdienste und der Polizei. Die Einsatzkräfte würden sich ablösen in einem rotierenden System, heißt es. So hätten in der Nacht freiwillige Feuerwehren aus dem Landkreis Havelland die Flammen bekämpft, die am Vormittag von Einsatzkräften aus Dahme-Spreewald abgelöst wurden, die wiederum von einer Einheit aus Oberhavel abgelöst wurde.
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Laut Innenministerium sind mehr als 300 Feuerwehrleute im Kampf gegen die Flammen. Es brennt nicht nur in Fichtenwalde; bei Reetz (Potsdam-Mittelmark) ist eine Obstplantage in Brand geraten, das Feuer sei unter Kontrolle hieß es. Außerdem brennt es weiter in Altes Lager.
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Der Kampf gegen den Waldbrand an sich geht aber weiter. Noch mindestens bis morgen sollen die Löscharbeiten andauern.
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Nicht nur in den sozialen Netzwerken werden die Einsatzkräfte gelobt, Dank gibt es nun auch von offizieller Stelle. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) dankte den Rettern von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Rettungsdiensten, Bundespolizei und Bundeswehr: "Diese Frauen und Männer, viele davon im Ehrenamt, verdienen unsere größte Bewunderung und Anerkennung. Sie setzen ihr Leben aufs Spiel, um andere zu schützen."
Innenstaatssekretärin Katrin Lange erklärte: "Bei den weiteren notwendigen Einsatzmaßnahmen wünsche ich weiter viel Erfolg und auch das nötige Glück, das hier das Glück der Tüchtigen ist. Denn noch ist die Lage nicht bereinigt und die Gefahr nicht vorbei. Erst wenn das Feuer ganz aus ist, ist die Lage zu Ende." -
Auch Heidrun Schröter fand nicht viel Schlaf. "Wir mussten alle Fenster schließen wegen des starken Geruchs. Wir konnten sowieso nicht schlafen, weil die Hubschrauber ständig über uns hinwegflogen", sagt sie. Ihr Mann feiere morgen seinen 70. Geburtstag. "Ich hoffe, dass unsere Gäste dann überhaupt zu uns kommen können."
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Für die Anwohner in Fichtenwalde dürften die Nachrichten Erleichterung bedeuten. Einige von ihnen hatten sich nach dem gestrigen Abend Sorgen gemacht – und eine unruhige Nacht verbracht. "Wir haben unruhig geschlafen und waren selbst im Schlaf immer in Alarmbereitschaft", sagte etwa Fichtenwalder Hans-Jürgen Reichert. "Ich habe Angst, dass ich alles verliere wegen der Gasleitung im Brandfeld." Die Explosionen der Munition, die im betroffenen Waldgebiet liegt, hat ihn wachgehalten. "Ich habe zwei, drei große Explosionen gehort und drei oder vier kleine, die verdächtig nahe klangen", schildert er seine Erlebnisse.
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Vor allem bleibt die Gefahr der explodierenden Munition. Kampfmittelexperten haben ausgeschlossen, dass im betroffenen Gebiet großkalibrige Weltkriegsmunition oder Fliegerbomben liegen. "Ganz sicher liegt dort aber noch Gewehrmunition", sagt Sprecher Schwinzert. "Wir müssen weiterhin vorsichtig sein."
Die Feuerwehr hält derweil weiter den Radweg R1, der die Grenze zu Fichtenwalde sichert. Dort wurden Barrieren mit Löschschaum errichtet. Das Teilstück mit Munition wird vom Hubschrauber und vom Löschpanzer gelöscht.
"Wir hoffen nun auf ruhigen Wind und natürlich einen kräftigen Gewitterguss", sagt Schwinzert.
Löscharbeiten die ganze Nacht
Die ganze Nacht und am Freitag waren etwa 250 Feuerwehrleute im Einsatz. Gefahr drohte nicht nur durch die Hitze des Brandes, sondern auch noch durch vermutete Munition aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden. Im grellen Scheinwerferlicht tastete sich deshalb auch ein Löschpanzer durch den trockenen Kiefernwald, um Glutnester auszulöschen. Tagsüber spritzte ein Wasserwerfer der Polizei direkt von der gesperrten Autobahn aus Wasser in den Wald. Und die Bundeswehr half mit einem Hubschrauber, der jeweils 5000 Liter Wasser auf die Flammen werfen konnte.
Die zunächst angedachte Evakuierung der Ortschaft Fichtenwalde wurde noch am Donnerstagabend abgesagt. „Die Gefahr ist erstmal gebannt“, sagte der Vize-Landrat von Potsdam-Mittelmark, Christian Stein (CDU). Am Freitag gab es dann endgültige Entwarnung, der Brand wurde unter Kontrolle gebracht, die Anwohner waren außer Gefahr.
Fichtenwalde, ein Ortsteil der für ihre Spargel bekannten Stadt Beelitz, zählt rund 2800 Einwohner. Von einer Evakuierung wären laut Ortsvorsteher Tilo Köhn etwa 200 bis 300 Bewohner betroffen gewesen.
Der Waldbrand hatte umfangreiche Autobahnsperrungen notwendig gemacht - sowohl an der Autobahn 9 von Berlin nach Leipzig als auch zeitweise am Berliner Ring, wie die Polizei mitteilte. Am späten Abend meldete die Polizei, die Fahrbahn in Richtung Berlin sei wieder freigegeben worden. „Die Gegenrichtung bleibt aber nach wie vor gesperrt.“ Eine Sperrung gebe es auch noch auf der A10. Die Staus zogen sich bis zur Autobahn 2, die Magdeburg mit Berlin verbindet.
Nach Angaben des Vize-Landrats versorgten am Abend Helfer des THW Autoinsassen, die teils stundenlang im Stau steckten. Auch die Potsdamer Innenstadt war am Abend weitgehend dicht. Die Sperrungen wurden notwendig, weil dichte Rauchschwaden eine Gefahr darstellten. Zudem sollte der Weg für die Einsatzkräfte frei gehalten werden.
Das Innenministerium in Potsdam hatte einen Krisenstab eingerichtet, wie Sprecher Ingo Decker mitteilte. Die Federführung liege aber weiter beim Landkreis. Das Besondere an dem Feuer sei, dass eine Ortschaft und eine große Autobahn angrenzten. Es sei deshalb nicht mit Bränden in jüngster Zeit auf ehemaligen Truppenübungsplätzen vergleichbar, die meist abgelegen sind.
Schon mehr als 230 Brände in Brandenburg
Nach Angaben des Waldbrandschutzbeauftragten Raimund Engel war das Feuer aus unbekannter Ursache an der Autobahn 9 entstanden. Anschließend habe es sich westlich vom Beelitzer Ortszentrum rasend schnell ausgebreitet. Zunächst war von rund 90 Hektar betroffenem Wald die Rede.
Bereits seit Tagen herrscht in weiten Teilen Brandenburgs höchste Waldbrandgefahr. Auch am Freitag sei flächendeckend mit einer sehr hohen Gefahr zu rechnen, sagte Engel.
Abkühlung ist vorerst nicht in Sicht: In Berlin und Brandenburg soll es auch am Freitag wieder hochsommerlich heiß werden. Die Temperaturen können in der Region auf bis zu 34 Grad klettern, wie der Deutsche Wetterdienst auf seiner Internetseite mitteilte.
Von Rochus Görgen