Bad Belzig: Fernwärmepreise Am Kurpark steigen um fast zehn Prozent

Schlechte Nachricht für eine Reihe von Kunden der Stadtwerke Bad Belzig. Die Fernwärmepreise sollen angepasst werden. Insbesondere in der Kurparksiedlung sorgt die Post für Unruhe. Denn dort fallen die Steigerungen deutlich aus. „Die Mitteilung kommt nicht nur überraschend, sondern die angeführten Berechnungen sind auch nicht nachvollziehbar und sorgen folgerichtig für Gesprächsstoff mit den Nachbarn“, erklärt Wolfgang Biedermann. Obendrein wird der Hausbesitzer in der Eichenallee zur Unterzeichnung eines gänzlich neuen Vertrages bis 30. November aufgefordert. Dabei sind die bisherigen Kontrakte nicht gekündigt. Fünf Jahre lang stabile Preise: Anlass für die zu Monatsbeginn verschickte Post ist laut Betreff im Schreiben „die Umsetzung der Änderung des Brennstoffemissionshandelsgesetzes“ – also die Einberechnung der Kohlendioxid-Abgabe. Doch gehen die Veränderungen viel weiter. Schließlich waren die Preise seit fünf Jahren stabil, wie es in dem Schreiben ebenfalls heißt. In der Zeit sind jedoch Lohn-Index um 7,20 Prozent, Investitionsgüterindex um knapp 4 Prozent, Gaspreisindex um 2,61 Prozent und Wärmepreisindex um 6,95 Prozent gestiegen. Fünf Jahre lang ist das den Kunden nicht in Rechnung gestellt worden. Dass die in jener Zeit stets nur kurzfristige Besetzung des Geschäftsführerpostens die missliche Entwicklung begünstigt haben mag, will Hüseyin Evelek gegenüber der MAZ nicht kommentieren. „Auch jetzt ist die Kommunikation nicht optimal gewesen“, räumt der 51-Jährige ein. Er steht seit 2019 an der Spitze des städtischen Ver- und Entsorgungsunternehmens. Zwei Versorgungsgebiete: Es zeichnet für zwei Fernwärmegebiete in Bad Belzig verantwortlich. Seit 1992 werden von der Heizzentrale am Krankenhaus etwa 1700 Wohnungen und öffentliche Gebäude im Klinkengrund beliefert. Jährlich sind das dort etwa 11.000 Megawattstunden. 300 Wohnungen sind es seit 1995 in der Kurparksiedlung, wo 2000 Megawattstunden abgenommen werden. Neben Anschlussgrößen und Temperatur sind Preise mit den Kunden vertraglich zu regeln. Hier haben sich die Grundlagen zuletzt derart geändert, dass es die Stadtwerke-Geschäftsführung nunmehr für angezeigt sieht, die Vereinbarung neu abschließen zu wollen. Denn mit der Aufhebung der auf Heizöl bezogenen Preisgleitklausel durch den Bundesgerichtshof und die Streichung des sogenannten Messpreises musste eine neue Preisgleitklausel entwickelt und mit den Kunden vereinbart werden.werden. Experten haben Kosten untersucht: „Zur Ermittlung der aktuellen Kostensituation im Fernwärmesektor wurde 2018 eine umfangreiche Untersuchung durch ein spezialisiertes Ingenieurbüro vorgenommen und eine Neuberechnung für den Klinkengrund einerseits und die Kurparksiedlung anderseits vorgenommen“, erklärt Dariusz Hostmann vom Vertrieb. Dabei sei ein Preissystem entwickelt worden, „dass verursachergerecht einen Grundpreis für den Anschluss und eine Arbeitspreis für die gelieferte Menge widerspiegelt.“ Die dadurch erstmalig seit 1997 eingetretene Veränderung des Grundpreises – 61,07 statt 36 Euro –hat nicht wenigen Kunden die Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Damit sind damit nunmehr 38 statt nur 25 Prozent der Gesamtaufwandes gedeckt, heißt es von den Absendern erläuternd. Bei einem gleichbleibend durchschnittlichen Verbrauch von jährlich 10,2 Megawattstunden würde die gesenkte Mengengebühr (62,71 statt 75,57 Euro je Kilowattstunde) sogar eine kleine Ersparnis von 17 Prozent einbringen. Fast zehn Prozent mehr: Im vorgelegten Preisbeispiel sind dann unter dem Strich 44,10 Euro mehr Gebühr plus 57,52 Euro CO2-Steuer fällig. Die Jahresrechnung würde dann 1125 Euro statt 1024 Euro betragen, so Dariusz Hostmann. Die Steigerung nach Bestandsaufnahme und Neuaufteilung der Kosten trifft vor allem die Hausbesitzer Am Kurpark. Der Klinkengrund ist enger besiedelt und effektiver zu versorgen und zahlt „nur“ wegen der neuen Umweltabgabe drauf. Vor dem Hintergrund wird auch zur differenzierten Einordnung des Indexes beim Verband der Berlin-Brandenburgischen Wohnungsunternehmen gemahnt. Bad Belzig schneidet in der Rangliste traditionell schlecht ab. Größere Stadtwerke könnten optimalere Energiequellen nutzen als nur die Erdgasverbrennung, hätten mitunter bessere Verteilstruktur und meist ein größere Absatzmenge. „Aber auch in Bad Belzig sollen die Anlagen kontinuierlich optimiert werden“, so Hüseyin Evelek. Seinen Angaben zufolge sind mehr als 50 Prozent der neuen Verträge unterschrieben zurück. „In jedem Fall kommen die neuen Preise zur Anwendung“, verweist er auf die Rechtslage. Wolfgang Biedermann will sich erst noch juristisch beraten lassen. Praktisch erscheint es freilich problematisch, eine Alternative zum Monopolversorger zu finden. Von René Gaffron