Bad Belziger Band Keimzeit nutzt die Zeit ohne Konzerte für Album-Produktion

Die anhaltende Ruhe fördert die Kreativität von Norbert Leisegang. „Die Tatsache, dass ich momentan vergleichsweise häufig und lange ungestört bin, hilft mir bei der Konzentration auf das Schreiben neuer Lieder“, berichtet der Frontmann der Gruppe Keimzeit von seiner produktiven Phase. „Material für mehr als ein Album ist dabei zusammen gekommen“, so der 60-Jährige. Wobei Anfang des nächsten Jahres genau festgelegt werden soll, welche Titel schlussendlich eingespielt und produziert und wann sie veröffentlicht werden. Schon zwei Jahre liegt es zurück, dass die Kapelle mit „Das Schloss“ ihr bislang zwölftes Werk vorgelegt hat. Doch wegen der Covid-19-Pandemie geprägten jüngeren Vergangenheit, darf die Nachfolge-Edition wohl mit besonderer Spannung erwartet werden. Austausch mit Publikum fehlt: Denn andererseits fehlt gerade Austausch mit dem Publikum, räumt Norbert Leisegang im MAZ-Gespräch ein. Um so mehr lässt er sich nach eigener Aussage von Literatur, Kunst und Filmen beeinflussen. Die Band tauscht sich musikalisch vor allem über digitale Kanäle aus und hat – zumindest solange es regelkonform möglich war - das eine oder andere Stück im Studio von Keyboarder Andreas „Spatz“ Sperling in Wiesenhagen (Teltow-Fläming) erprobt. Die Übertragung von Auftritten im Internet stellt für die Band bislang keine Alternative dar, heißt es. „Für einen qualitativ guten Stream müssen hier wie da für die Beteiligten gewisse technische Ansprüche erfüllt sein“, lautet die Erklärung, warum dieser Aufwand bislang nicht betrieben wurde. Ausnahme war ein Gastspiel im Studio des Deutschlandfunks in Berlin am 14. Dezember. „Aber fast ohne Interaktion mit den Zuhörern, ist und bleibt es schwierig“, lautet das Resümee der Künstler. Sie wollten es aber nicht unversucht lassen. 55 Mal war die Band gebucht: Die Hoffnung liegt bei einer baldigen Rückkehr auf die Bühne. Immerhin jeweils rund 50 Konzerte hat Keimzeit 2018 und 2019 absolviert. Für das Jahr 2020 waren schon 55 Termine an bewährten Stationen und in neuen Kulissen vereinbart, wie Manager Dirk Tscherner berichtet. Ab der elften Kalenderwoche verlief jedoch alles anders. Selbst in der scheinbar entspannten Zeit des Spätsommers konnte kein Konzert nach üblichen Maßstäben organisiert und gespielt werden. „Veranstalter, Musiker und Techniker sowie das Publikum müssen sich komplett neu aufeinander einlassen“, berichten die Keimzeit-Protagonisten. In Erinnerung ist ihnen das Doppel-Konzert im Oktober im Mau-Klub Rostock vor 2 x 110 Personen. Der Saal hat in Corona-freien Zeiten eine Kapazität von 800 Leuten, die das Sextett aus Lütte dann auch bejubeln. Rittersaal soll feste Adresse bleiben: Im Sommer ließ sich auch das Heimspiel der Band auf der Burg Eisenhardt in Bad Belzig nicht realisieren. Jetzt muss auch der musikalischen Jahresauftakt mit dem Keimzeit-Akustik-Quintett entfallen. Der aktuelle Lockdown geht nämlich einher mit dem Pächterwechsel auf der Burg Rabenstein. Dort gibt es sonst am ersten Januar-Wochenende drei Tage lang ein Stelldichein in trauter Runde. Das soll in Zukunft so bleiben. „Denn gerade rustikale Rittersaal versprüht immer einen besonderen Zauber“, weiß Norbert Leisegang die Atmosphäre dort zu schätzen. Stets begegnen sich Einheimische und Besucher aus der Ferne in dem historischen Gemäuer. „Insofern wären wir froh, wenn sich eine Allianz bildet, die es zulässt, diese zehn Jahre währende Tradition fortzuführen“, so der Sänger. Nicht zuletzt sprüht er auch für die kleine Besetzung voll Ideen. Der Film „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ hat ihn hier inspiriert und ist mit den Kollegen im Lütter Studio von Jürgen Block teilweise schon zur Bühnenreife avanciert. Album-Produktion ebenfalls wahrscheinlich. Von René Gaffron