Carlotta Holland machte sich am späten Dienstagnachmittag mit der Bahn auf nach Berlin zur Chorprobe. Ihr Fahrrad stellte sie am Haltepunkt Baitz ab. Natürlich angeschlossen.
Als sie gegen 22.40 Uhr wieder in Baitz ankam und mit dem Rad heimfahren wollte, entdeckte sie, dass jemand es zusammengetreten hatte. So stark, dass sie es nicht einmal mehr nach Hause schieben konnte, sondern tragen musste. Noch am selben Abend zeigte sie die Straftat bei der Polizei an.
Baitzerin fordert abschließbare Fahrradunterstellmöglichkeiten
Doch die 50-Jährige tat noch etwas: Sie hat sich an das Amt Brück gewandt und fordert unter anderem die Aufstellung von abschließbaren Fahrradunterstellgelegenheiten, wie es sie etwa in Bad Belzig am Busbahnhof gibt.
Denn die Hobbysängerin ist sich sicher, dass ihre Erfahrung mit Sachbeschädigungen am Haltepunkt Baitz kein „Einzelschicksal“ ist.
„Bad Belzig ist kein Brennpunkt“
Mit dieser Vermutung hat sie Recht: Eine Statistik dazu führe die zuständige Bundespolizei nicht, versicherte deren Sprecher Jens Schobranski. Nur so viel: „Bad Belzig ist kein Brennpunkt“, erklärt der Polizeihauptkommissar aus Berlin.
Er ergänzt, dass die Problematik Fahrradklau und Sachbeschädigung an den Haltepunkten der Bahn in den ländlichen Regionen aber durchaus bekannt ist. Für Langfinger und Randalierer scheinen die an den Haltestellen meist durch Pendler abgestellten Räder also ein „interessantes“ Ziel zu sein.
Carlotta Holland wurde bereits das zweite Rad in kürzester Zeit zerstört
Wo die Dunkelziffer liegt, vermag niemand einzuschätzen. Carlotta Holland selbst ist jedoch bereits das zweite Fahrrad innerhalb kürzester Zeit zertreten worden. Erst vor drei Monaten entdeckte sie ihr vorheriges Rad zertreten am Baitzer Bahnhof.
Die Zerstörung ihres zweiten Rades traf die 50-Jährige allerdings besonders bitter, denn sie hatte erst vor einer Woche das gebrauchtes Fahrrad mit einem neuen Tretlager ausgestattet.
Niemand ersetzt das Rad
Umso wütender macht sie die Antwort vom Polizeihauptkommissar Jens Schobranski: „Ich bin auf mein Fahrrad angewiesen und kann es mir nicht leisten, ständig neue Räder zu kaufen. Dazu bin ich auch nicht bereit. Und genauso geht es ganz vielen anderen Bewohnern, die immer wieder solche Entdeckungen machen müssen.“
Carlotta Holland sucht weitere Betroffene
Deshalb sucht die 50-Jährige nun den Kontakt zu anderen Betroffenen, denen in der Vergangenheit ebenfalls Fahrräder am Haltepunkt Baitz gestohlen oder zerstört worden sind, „um nach einer praktikableren präventiven Lösung zu suchen.“
Über eine Mail-Adresse bittet sie Betroffene, Kontakt zu ihr aufzunehmen, auch wenn keine Anzeige erstattet worden war. „Ich vermute, dass andere Betroffene gar nicht wissen, wie groß das Ausmaß an Vandalismus und Diebstahl ist“, sagt sie.
Fahrraddiebstähle sind in Bad Belzig häufiger geworden
Daniel Keip von der Pressestelle der Polizeidirektion West bestätigt, dass Fahrräder immer wieder ins Visier von Langfingern geraten. Er sagt: „Im Bereich der Fahrraddiebstähle kann ein leichter Rückgang im ersten Quartal 2018 im Vergleich zum ersten Quartal 2017 festgestellt werden.
Lediglich in Bad Belzig ist die Zahl der Fahrraddiebstähle im ersten Quartal leicht gestiegen.“ So kamen in 2017 in Bad Belzig 38 (2016: 30), in Treuenbrietzen 22 (11), in Brück 13 (8) sowie in Niemegk (3) und Wiesenburg (2) jeweils ein Fahrraddiebstahl zur Anzeige. Aufgeklärt wurden insgesamt jedoch nur vier dieser Fälle. Im Jahr davor waren es noch fünf.
Leichte Anstiege im Bereich Sachbeschädigung
Auch im Bereich der Sachbeschädigungen sind in den genannten Regionen bereits „leichte Anstiege an erfassten Taten im einstelligen Bereich im ersten Quartal 2018 im Vergleich zum ersten Quartal 2017“ festgestellt worden.
Vom zertretenen Fahrrad musste sich Carlotta Holland trennen. Derzeit ist sie also nicht mobil und muss auf ein neues Rad sparen und hoffen, dass ihr dieses dann länger erhalten bleibt.
Von Christiane Sommer