Belziger Landschaftswiesen: Wasser- und Bodenverband warnt vor Naturschutz um jeden Preis

Der in Rede stehende Moorschutz treibt den Anrainern die Sorgenfalten auf die Stirn. Denn die Nutzer der Belziger Landschaftswiesen sind gebrannte Kinder. 2005 wurde per Verordnung exakt geregelt, wie die Bauern ihre Flächen in dem Naturschutzgebiet zu bewirtschaften und wie die Kollegen des Wasser- und Bodenverbandes Plane-Buckau das Kraut aus der Grabenpflege zu entsorgen haben. Abtransportieren und deponieren, lautete die bedingungslose Forderung der Unteren Naturschutzbehörde damals. Erst beim Verweis auf die dann wenig rühmliche Ökobilanz gab es ein Einlenken für eine lokale Lösung. Sie wird jährlich neu ausgehandelt. Interessenausgleich wird nötig: Die Episode gibt Ronald Hoffmann als Geschäftsführer des Verbandes zum Besten, wenn er die Machbarkeitsstudie zur Gewässerentwicklung in den Belziger Landschaftswiesen bewerten soll. Ein Interessenausgleich muss geschafft werden, lautet die Forderung des 56-Jährigen, dessen Mitarbeiter am Ende wesentlich in der Verantwortung sein werden. Demnach soll mit Verweis auf einer Richtlinie der Europäischen Union ein altes Niedermoor wieder hergestellt werden. „Ziel ist es, dass die Wasserspiegel im Sommer nicht unter 40 Zentimeter unter Flur fallen, um die Austrocknung des Oberbodens zu vermeiden“, erklärt Lukas Landgraf, federführender Bearbeiter im Landesamt für Umwelt. Die Reaktionen fallen skeptisch aus. Viel Geld steht in Rede: Es gilt als offenes Geheimnis, dass die Behörde in Größenordnungen das Geld für den Moorschutz in Brüssel akquirieren und maßgeblich zwischen Bad Belzig und Brück umsetzen will, weil dort bereits Eigentum an Flächen besteht. Die geplante Vernässung des Bodens und Bepflanzung von Ufern mit Gehölzen würde womöglich sogar die Großtrappe aus dem Revier vertreiben, fürchten die Vogelschützer und legen deshalb ihr Veto ein. „Viele Vorschläge aus dem Gutachten sind nicht schlecht und im Sinne der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie nachvollziehbar“, findet Ronald Hoffmann. Natürliche Umgehungsfließe an den Wehren als Fischtreppen, um die Vielzahl und Vielfalt der Wasserlebewesen zu erhöhen, zählen laut Einschätzung des Fachmannes dazu. Plane sollte höher eingestuft werden: Ob wirklich der Aufwand betrieben werden kann und soll, müssten die Beteiligten erst jedoch miteinander verhandeln. Gewässer-Ökologen und Vogelschützer wie Landwirte und Anwohner sollten sich kompromissbereit zeigen. „Wenn die Plane zu den zehn Flüssen mit höchster Priorität gehören soll, wäre es konsequent als, sie als Gewässer erster statt zweiter Ordnung einzustufen“, findet Ronald Hoffmann, der selbst in Damelang zu Hause und damit ein Anlieger ist. Schon seit geraumer Zeit schreibt die Wasserrahmenrichtlinte dem Wasser- und Bodenverband die Ziele der Entwicklung vor. Sie müssen bis 2027 umgesetzt werden, Demnach sind Eingriffe in Fauna und Flora absolut gering zu halten. Zum Zweck der Gewässerpflege wird zumindest eine einseitige Befahrung an den Fließen zugesichert. Verständnis für die Bauern: „Wenn aber weitere Maßnahmen der Machbarkeitsstudie 1:1 umgesetzt werden, wie zum Beispiel die Schaffung von Entwicklungskorridoren mit einer Breite von 30 bis 130 Metern, erleichtert es nicht die Pflegearbeit des WBV und die Bauern gehen wegen des Flächenverlustes auf die Barrikaden “, lautet die Ahnung von Ronald Hoffmann. Die Stützung des Wasserstandes war in den vergangenen drei Sommern wegen der Trockenheit schon nicht zu gewährleisten. Insofern braucht es regulierende Eingriffe. Dazu zählt auch der Schutz vor Überschwemmungen – eine Gefahr, die wegen des Klimawandels gerade nicht so präsent erscheint. Doch wenn die Wiesen unter Wasser stehen, wendet sich der Bauer mit seinen Regressforderungen nicht an die Naturschützer, sondern an den Verband, sagt Hoffmann. Von René Gaffron