Initiativen in Bad Belzig und Treuenbrietzen nähen Mund-Nase-Masken

Lina Elisath-Block und ihre Eltern wohnen fast nebeneinander. Und haben sich vor der Ausbreitung der Corona-Pandemie nahezu täglich gesehen – auch, um die Entwicklung der dreijährigen Enkeltochter hautnah mitzuerleben. „In der jetzigen Zeit ist es natürlich schwer, dass meine Eltern unsere Tochter sehen können“, erzählt Lina Elisath-Block. „Meine Mutter hatte mich deshalb gefragt, ob ich mir nicht eine Lösung überlegen könnte, damit wir uns zum Beispiel mal im Garten treffen und der Kleinen beim Spielen zusehen können.“ Anfrage aus der Notaufnahme: So sei schließlich die Idee entstanden, als Vorsichtsmaßnahme und zum gegenseitigen Schutz Mund-Nase-Masken zu tragen – und nähen konnte die junge Mutter diese selbst, denn sie ist seit etwa sechs Jahren nebenberuflich als Schneiderin tätig, näht unter anderem Dekoartikel, Kissen und vor allem viel Kinderkleidung. „Ich habe mir ein Schnittmuster überlegt und geschaut, wie es passen könnte“, erzählt Elisath-Block weiter, die sich das Nähen selbst beigebracht hat. Schließlich seien dann eher durch Zufall Freunde und Bekannte auf die Masken aufmerksam geworden – und wollten ebenfalls welche haben. „So ist das ins Rollen gekommen, nach und nach kamen Anfragen von Arztpraxen und auch aus der Notaufnahme des Bergmann-Klinikums.“ Die gelernte Erzieherin vernetzte sich daraufhin mit anderen Näherinnen. Mittlerweile besteht die Gruppe aus 30 Frauen, die sich alle auf Elisath-Blocks Aufruf im Internet gemeldet haben. Die Bad Belzigerin selbst ist aktuell nach einer OP außer Gefecht gesetzt und kann erst wieder aktiv werden, wenn sie genesen ist. Aber ihre Mitstreiterinnen setzen alles daran, so viele Masken wie nötig herzustellen. Neben weiteren Helfern würden nun vor allem Materialspenden gebraucht. „Das Originalmaterial von Schutzmasken wäre natürlich gut, aber dem gleich kommt kochfeste Baumwolle“, erläutert Lina Elisath-Block. „Und innen rein legen wir Taschentücher, Kaffeefilter – alles, was Tropfen aufsaugt.“ Der Landkreis Potsdam-Mittelmark hat sich in dieser Woche ebenfalls mit einem Aufruf an die Einwohner gewandt und bittet um Unterstützung bei der Herstellung von Mund-Nase-Masken. Fertige Masken sollen am Feuerwehrtechnischen Zentrum in Beelitz-Heilstätten, Straße nach Fichtenwalde 10, abgegeben werden. Die Abgabe ist von Montag bis Sonntag in der Zeit von 8 bis 16 Uhr möglich. Die Masken werden anschließend an die entsprechenden Einrichtungen verteilt. Wer die Näherinnen rund um Lina Elisath-Block unterstützen oder mit einer Materialspende helfen möchte, kann sich über die Facebook-Gruppe „Wir nähen Behelfsmasken für andere“ melden oder unter: knilchart@web.de Benötigt wird: weißes Allesnäher-Garn, Hutgummi, Baumwollstoff (waschbar bei mindestens 60 Grad) und Filtrationsvlies. „Stoff Weltzling“ ist erreichbar unter: 033841/449788, Antje Pieper vom Husap-Laden unter: 0152/22517091. Etwa 100 Masken seien bereits genäht und verteilt worden. Unter anderem an Praxen in Brandenburg und Bad Belzig – weitere Anfragen von Ärzten und Privatpersonen seien eingetroffen, berichtet Elisath-Block. „Wir konzentrieren uns jetzt aber auf die Praxen, Notärzte und Rettungswagen.“ Zu den Unterstützern gehört auch Andrea Syring, die hauptberuflich im Repomarkt in Bad Belzig arbeitet. „Natürlich stand zunächst die Gesundheit meiner Familie und meiner Eltern im Vordergrund – auch meine eigene, weil ich ja täglich von Berufswegen mit so vielen Menschen in Kontakt komme. Aber dann hat es auch Spaß gemacht und der Aufruf von Lina auf Facebook hat mich überzeugt, mitzumachen“, sagt Syring zu ihrer Motivation. Lesen Sie auch: Ein „Zaubermoment“ in schweren Zeiten „Wir weisen darauf hin, dass die Masken kein Allheilmittel oder Alternative zu den originalen Schutzmasken sind“, macht Lina Elisath-Block deutlich. „Sie sind kein medizinisches Produkt. Die Masken sollen zum Eigen- und Fremdschutz dienen und zu hygienischen Zwecken verwendet werden. Wir wollen helfen, die Ansteckung zu verlangsamen.“ Inzwischen haben sich auch anderswo im Hohen Fläming Initiativen gegründet, die in Eigenregie Mund-Nase-Masken nähen. Zu ihnen gehört beispielsweise eine Gruppe rund um Anke Weltzien, die das Unternehmen „Stoff Weltzling“ in Bad Belzig betreibt. „Eine befreundete Mitarbeiterin aus dem Bergmann-Klinikum hatte bei mir angefragt, so ist das Projekt gestartet – und hat Kreise gezogen“, sagt Anke Weltzien. „Wir nähen hauptsächlich für das Klinikum, aber es sind auch Anfragen von anderen Einrichtungen gekommen, darunter Feuerwehren, Physiotherapeuten, Jugendämter und Pflegeheime.“ Das Engagement der Menschen sei großartig, sagt Anke Weltzien weiter. „Die Hilfsbereitschaft ist total toll, es sind auch alle Generationen vertreten. Wir haben viele Anrufe für Stoffspenden oder von Menschen die uns zum Beispiel unterstützen wollen, indem sie Stoffe schon mal zuschneiden.“ Lesen Sie auch: Anke Weltzien führt jetzt den Förderverein der Scholl-Schule Förmlich überhäuft mit Anfragen wurde auch Antje Pieper vom Treuenbrietzener Husap-Laden, wie sie im Gespräch mit der MAZ erzählt. „Darunter waren das Seniorenheim in der Stadt, Masseure, Arztpraxen und ich stehe auch in Verbindung mit dem Johanniter-Krankenhaus.“ Sie könne aber natürlich nicht überall sein und versuche daher, vor allem vor Ort zu helfen, sagt Pieper weiter. „Ich habe mir eine Anleitung rausgesucht und sie für mich verfeinert und angepasst. Damit ich so effektiv wie möglich arbeiten kann.“ Näherinnen in den Waldgemeinden: „Bei uns werden jetzt Nase-Mund-Schutzmasken genäht“, berichtet am Freitag auch Angelika Emmrich aus Borkwalde, die die Hilfsaktion „Corinna“ ins Leben gerufen hat. „Unsere virtuelle Nähstube heißt ,Näh(t)raum Borkwalde’ und es nähen unterdessen insgesamt neun Borkwalderinnen und Borkheiderinnen diese Masken. Ich habe heute alle Ärzte und unsere Physiotherapie in Borkwalde und Borkheide angerufen und gefragt, wer Masken benötigt.“ Einige hätten das Angebot dankend angenommen, weil sie kaum oder gar nichts mehr an Bord haben, eine Praxis verfüge noch über Material, sagt Emmrich weiter. „Die Masken, die nicht in unseren beiden Orten benötigt werden, gehen an eine Sammelstelle zur Verteilung. Wir selbst haben im Ort eine Sammelstelle für Stoffe eingerichtet, damit das passende Material nicht erst eine Rundreise bis nach Bad Belzig macht, sondern gleich beim ,Näh(t)raum’ landet.“ Mehr zum Thema: Freundinnen aus Havelland nähen Masken zum Schutz vor Corona Von Josephine Mühln

Bad Belzig/Treuenbrietzen - Wie fleißige Schneiderinnen beim Schutz vor Corona helfen wollen