Julia Klöckner übergibt eine Million Euro für mobile Zukunft auf dem Lande

Mobilität lässt sich nicht nur in der Metropole effektiv organisieren. Ungeachtet der recht individuellen Bedürfnisse können die Angebote an der Peripherie ökonomisch und ökologisch verbessert werden. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark will als „smarte Landregion“ vor den Toren von Berlin den Beweis antreten. Er gehört zu den sieben Landkreisen, die bundesweit als Vorreiter ausgesucht wurden. 68 hatten sich laut Verwaltung um die Teilnahme am gleichnamigen Förderprogramm beworben. Das Bundeswirtschaftsministerium unterstützt demnach die Erprobungen von Angeboten der kommunalen Daseinsvorsorge mit einer Million Euro in den nächsten vier Jahren. Kooperation mit Fraunhofer-Institut: Bei einer virtuell inszenierten Scheckübergabe konnte Vizelandrat Christian Stein (CDU) das Geld entgegen nehmen. „Dass Potsdam-Mittelmark als Modellregion ausgewählt wurde, macht uns sehr stolz. Wir sind uns aber auch der Verantwortung bewusst, die wir damit übernehmen“, sagt er. Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Experimentelle Software-Entwicklung wird das Ziel verfolgt, Distanzen nach Bedarf zu überwinden, um letztlich den ländlichen Raum lebenswerter zu machen. „Die tägliche Herausforderung besteht darin, einen wirtschaftlichen und ausreichenden öffentlichen Personen-Nahverkehr zu gewährleisten und dabei das starke Gefälle der Einwohnerdichte zu berücksichtigen.“ Bei der zu entwickelnden Anwendung für das Smartphone geht es nach Angaben des Landratsamtes Bad Belzig darum, alle Dienstleister auf einer Plattform sichtbar zu machen, zu vernetzen und dadurch Mobilitätsketten darzustellen, zu buchen und idealerweise zu bezahlen, ohne Dutzende von Apps auf dem Handy zu haben. Lokale Anbieter werden eingebunden: Zur Zielgruppe gehören demnach alle, die sich vom Individualverkehr lösen wollen, oder selbst eine Lösung anbieten. Insbesondere ist geplant, lokale Lösungen sichtbar zu machen, welche dem Gelegenheitsnutzer nicht sofort einfallen (Mitfahrlösungen, Verleihstationen, Car-Sharing), heißt es zum Auftakt der Verwaltung. Es gilt ein System zu erarbeiten, das sich später bundesweit bewährt. Deshalb wird Austausch und Zusammenarbeit mit dem Landkreis Bernkastell-Wittlich (Rheinland-Pfalz) angestrebt, so dass verschiedenen Strukturen beachtet werden. Den Beteiligten geht es darum, passende Schnittstellen zu definieren und so viele Anbieter wie möglich als Partner zu denken. Aktive Mitwirkung und -nutzung durch die Bürger sind wünschenswert. Für die Initiative „Share 1 Car“ fehlte es 2019 noch an genügend Resonanz. Nicht gemeint ist die seit einem Jahr in Rede stehende Erprobung von autonom fahrenden Bussen. Ob Bad Belzig und Wiesenburg/Mark zur Teststrecke werden, ist noch offen. Von René Gaffron