Die Landlust der Städter auffangen und sie bei ihrem Wunsch, der Stadt den Rücken zu kehren, unterstützen. Das will das Gründungsprogramm „Landwärts“, das kürzlich nach Klein Glien einlud.
In Zeiten des demografischen Wandels ist das eine gute Idee. Nicht wenige Dörfer haben Angst auszusterben, weil Zuzügler fehlen. Und anstatt immer nur in Hochglanzmagazinen zu blättern und sich nur theoretisch vorzustellen, wie das Leben auf dem Land wohl so ist, sollte man sich vor Ort selbst ein Bild davon machen. Das Wochenende mit „Landwärts“ ist dafür zumindest ein Anfang.
Die Organisatoren haben verschiedene Gründe ausgemacht, warum junge Menschen beim Schritt aufs Land zögern. Die Angst vor Vereinsamung wird da genannt. Aber ist diese Gefahr in der Stadt nicht viel größer? Wenn jeder nur vor sich hin lebt, man seinen Nachbarn über Wochen nicht sieht und einfach keine Zeit für Freizeit bleibt?
Die Dörfer dagegen überzeugen mit einer aktiven Gemeinschaft, die Feste organisiert und Traditionen pflegt. Das Vereinsleben ist ausgeprägt und bietet eine Anlaufstelle für unterschiedliche Interessen. Die Frage ist, ob die Städter sich dessen bewusst sind – und diese Art der Gemeinschaft wollen – raus aus der Anonymität und rein in die Gespräche am Gartenzaun.
Attraktive Jobs fehlen noch
Ein weiterer Grund, der die potenziellen Zuzügler hadern lässt, sind fehlende attraktive Jobmöglichkeiten. Hier will „Landwärts“ Abhilfe schaffen, indem es die Städter unterstützt, eine eigene Geschäftsidee zu entwickeln – um einen Arbeitsplatz für sich selbst und andere zu generieren.
Hilfe zur Selbsthilfe, sich nicht auf andere verlassen, sondern seinen Erfolg selbst herbeiführen. Im Grunde kein schlechter Ansatz. Nur ist es von der Geschäftsidee bis zum gewinnbringenden Unternehmen ein langer und arbeitsintensiver Weg, Scheitern nicht ausgeschlossen.
Kann es die Lösung sein, zig neue Start-ups aus dem Boden zu stampfen, wenn bei den hiesigen Firmen Stellen offen bleiben, weil Fachkräfte fehlen? Vielmehr sollten die Zuzügler auch mit Arbeitgebern aus der Region vernetzt werden. Was erwarten die Städter von den Unternehmern und was sind die bereit zu geben?
An das Wochenende mit „Inspirations- und Mutmach-Abend“ sollte also angeknüpft werden. Vielleicht lassen sich Möglichkeiten für eine Art Probewohnen entwickeln – inklusive Probearbeiten. Um ein noch besseres Gefühl dafür zu bekommen, wie das Leben auf dem Land aussieht. Dann klappt es vielleicht, dem Großstadt-Trubel den Rücken zu kehren.
Von Josephine Mühln