Mehr Kita-Plätze in Bad Belzig? Das sagen die Stadtverordneten zu einer Erweiterung

Mehr Kita-Plätze für Bad Belzig: Die von der SPD-Stadtverordneten Anne Baaske geforderte Aufstockung der Kapazitäten in dem geplanten Containerbau in der Martin-Luther-Straße stößt bei den Lokalpolitikern auf ein geteiltes Echo. Während einige dem Vorschlag der Erweiterung um zehn auf 50 Plätze zustimmen würden, zeigen sich andere eher skeptisch. Mangel an Kita-Plätzen ist großes Problem: „Grundsätzlich müssen wir genau hinsehen, wie viele Plätze wir haben und künftig brauchen“, sagte die Vorsitzende des Sozialausschusses der Bad Belziger Stadtverordnetenversammlung, Ursula Schwill (Bündnisgrüne) am Donnerstag auf Anfrage der MAZ. Sie sei einer Erweiterung aber nicht abgeneigt, so Schwill. „Der Kita-Platz-Mangel in der Stadt ist ein großes Problem, das ärgert uns schon eine ganze Weile sehr.“ Schwill kündigte an, gemeinsam mit den Ausschussmitgliedern „in enger Abstimmung mit der Stadtverwaltung“ den Erweiterungsvorschlag zu prüfen. Anne Baaske hatte ihn am Dienstagabend beim jüngsten SPD-Bahnhofsgespräch unterbreitet. Sie ist im Sozialausschuss die Stellvertreterin von Ursula Schwill. „Wir wollen unbedingt Zuzug“: Der CDU-Fraktionschef Tobias Paul zeigte sich überrascht von dem Vorschlag. „Denn wir hatten uns in der Stadtverordnetenversammlung auf 40 Plätze geeinigt“, sagte er. „Wir sollten auch auf den Haushalt achten.“ Paul wies auf den laufenden Bau der neuen Kita des Brandenburger Wir-Vereins in der Bahnhofstraße hin, der im kommenden Sommer fertig werden soll. Dennoch sei er einer Erweiterung nicht abgeneigt, wenn diese nötig sei. „Wir wollen unbedingt Zuzug, und alle Eltern sollen einen Platz bekommen“, so der CDU-Fraktionschef. „Wenn der Zuzug so anhält, müssen wir uns Gedanken machen.“ Das sieht auch sein Stellvertreter Jürgen Gottschalk so. „Lieber größer bauen, als zu klein“, sagte er. „Wir wollen ja Zuzug haben.“ Den Vorschlag von Anne Baaske bezeichnete Gottschalk als „total in Ordnung“. Vorschlag vom Betreiber prüfen: Die Vorsitzende der Fraktion Wir vom Dorf/Gewerbeverein, Simone Lüdicke, sagte, sie finde es traurig, dass ein Beschluss im Nachhinein jetzt wieder debattiert werde. Der Bedarf sei ja von der Verwaltung errechnet worden. „Ich wünsche mir, dass man diese Diskussion im Vorfeld führt“, sagte Lüdicke. Doch auch sie schloss eine Erweiterung nicht aus. „Wenn der Betreiber es anbietet, sollten wir noch einmal darüber reden“, erklärte sie. „Mehr Plätze sind für den Zuzug natürlich gut.“ Die Anregung zur Aufstockung auf 50 Plätze war von Judith Langner, Projektleiterin beim Oberlinhaus Potsdam, gekommen. Das christliche Unternehmen hatte im März den Zuschlag für den Bau der als Provisorium Anfang Februar dieses Jahres lagen der Stadt Bad Belzig 62 Anträge auf einen Betreuungsplatz für das Kita-Jahr 2020/2021 vor. Alle Betroffenen erhalten einen Bescheid zur Feststellung des Rechtsanspruchs auf Kindertagesbetreuung. Zum 1. März verfügte die Kommune lediglich über 26 freie Plätze. 44 Ansprüche waren nicht erfüllt. Deshalb mussten am Ende 18 Absagen erteilt werden. Unter den Betroffenen waren zahlreiche Berufstätige, heißt es in einem Informationspapier für die Stadtverordneten. gedachten Container-Kita erhalten. Er ist bisher für 40 Kinder gedacht und soll auf der ehemaligen Eisbahn in der Martin-Luther-Straße entstehen. Die Einrichtung soll im nächsten Jahr in Betrieb gehen. Gleichzeitig ist das Oberlinhaus für den Neubau der Kita an der Ernst-Thälmann-Straße mit 80 Plätzen verantwortlich. Diese soll 2023 fertig sein. Anne Baaske bekräftigt ihren Vorschlag: Anne Baaske bekräftigte am Donnerstag noch einmal ihren Vorstoß. „Die SPD-Fraktion ist hier klar: mehr ist besser! Hoffen wir, dass sich die Verwaltung überzeugen lässt! Und wenn alles gut läuft, dann gehen diese 50 Plätze im Januar 2022 an den Start“, schreibt sie auf Facebook. Doch wer ist nun schuld an der Misere? „Uns wurde immer signalisiert, es reicht, ein anderes Signal haben wir lange Zeit nicht bekommen“, erklärte die Sozialausschusschefin Ursula Schwill mit Blick auf die Verwaltung. Dieser Meinung ist auch Anne Baaske. „Ja, die Zeit wurde tatsächlich in den letzten Jahren nicht gut genutzt. Lange Zeit wurde dem Sozialausschuss und auch der SVV erzählt, es gäbe keinen Platzmangel“, heißt es in ihrem Post. Eltern kritisieren Platzmangel: Der Kita-Bedarfsplan wird vom Kreis in Abstimmung mit der Stadt erarbeitet. Bürgermeister Roland Leisegang (parteilos) gab am Donnerstag trotz schriftlicher Anfrage der MAZ keine Auskunft zu dem Thema. In der Kreisverwaltung war die zuständige Mitarbeiterin nicht erreichbar. Wie dringend mehr Kita-Plätze nötig sind, zeigen die Reaktionen betroffener Eltern, die vergeblich auf einen Platz warten. „Bei der Frage nach einem Kitaplatz in Bad Belzig für den September 2022 wurden wir bereits jetzt vertröstet, dass es unter aktuellen Voraussetzungen keinen Platz in Belzig geben wird“, schrieb Christian Angermünde am Donnerstag auf Facebook. „Dies finde ich äußerst traurig, da man der Meinung ist, in einer infrastrukturstarken Region zu leben. Beim Thema Erziehung wurde scheinbar die Zeit verschlafen?!“ Von Hermann M. Schröder