Premiere in Bad Belzig: Busse mit Hybridtechnologie auf der Stadtlinie

Seit Freitagmittag rollt auf der Stadtlinie in Bad Belzig der Fortschritt. Erstmals setzt die Verkehrsgesellschaft Regiobus dort Hybridfahrzeuge mit besonderer Technologie ein. Damit ist das kreiseigene Unternehmen einmal mehr Vorreiter. Als erster Dienstleister im Land Brandenburg und als zweiter bundesweit habe Regiobus diese Hybridfahrzeuge im Einsatz. „Das Besonderer daran ist die Kombination mit Dieselmotoren der Norm Euro 6, die mit dem synthetisch aus Erdgas hergestellten Kraftstoff GTL statt herkömmlichem Diesel angetrieben werden“, erklärt Hans-Jürgen Hennig, der Geschäftsführer von Regiobus bei der Präsentation der Busse am Freitag vor Vertretern der Kreisverwaltung sowie der Stadt Bad Belzig. Durch diese neue Technologie sollen einerseits zusätzlich schädliche Emissionen vermieden werden. Andererseits rechnet das Unternehmen mit einer deutlichen Einsparung an Kraftstoff. Waren bisher um die 30 Liter Diesel pro 100 Kilometer üblich, „sind es nun zehn bis zwölf Prozent weniger“, rechnet der Manager vor. „Um die 20 Liter pro 100 Kilometer Stadtverkehr sollten möglich sein“, so Hennig. Strom aus Brems-Energie: Rein elektrisch fahren können die neuen Stadtbusse nicht. Die Hybridtechnik unterstützt jedoch im Antriebsstrang und kann Brems-Energie umwandeln in Strom. Die neuen Busse der Stadtlinie sind wie ihre Vorgänger zehn Meter lang. Die Wagen bieten 28 Sitzplätze, 57 Stehplätze sowie einen Stellplatz für Rollstühle, Kinderwagen oder Rollatoren. An Bord sind Wlan-Netz für die Fahrgäste, Abbiegeassistent sowie Videoüberwachung. Als Corona-Konsequenz sind die Busse mit einer speziellen Hygienebeschichtung auf Oberflächen und Schutzscheiben am Fahrerplatz versehen. „Wir freuen uns über die leisere und umweltfreundlicher Technologie auf der Stadtlinie“, sagt Bad Belzigs Bürgermeister Roland Leisegang (parteilos) bei der Einweihung am Freitag. „Schön wäre es, wenn die bisher schon gut angenommenen Busse noch stärker auch von Leuten genutzt werden, die heute noch einzeln im Auto durch die Stadt fahren“, sagt der Rathauschef. Mehrkosten bald wieder raus: Investiert werden bei Regiobus für die beiden Neuwagen jeweils 250.000 Euro. Die Mehrkosten von rund 10.000 Euro für die modernen Technologie-Bausteine sollen sich durch die Einsparungen nach gut drei Jahren amortisieren. Anders als die bislang üblichen zehn bis zwölf Jahre Nutzungsdauer sind die Hybrid-Busse diesmal allerdings nur auf fünf Jahre ausgelegt im Betrieb bei Regiobus. „Deshalb haben wir sie erstmals auch nicht gekauft, sondern leasen sie“, erklärt Hans-Jürgen Hennig. Gewappnet für Zukunftstechnik: Damit wolle Regiobus gewappnet sein für den Einsatz anderer Zukunftstechnologien und für Auflagen der EU für lokal emissionsfreies Fahren. „Wer weiß, was in fünf Jahren vorgeschrieben und möglich ist, vielleicht können wir dann ja schon auf Wasserstoff umsteigen, was immer mehr zum Thema wird in der Branche“, erklärt der Manager. Die beiden neuen Busse lösen ihre zwei Vorgänger ab, die zwölf beziehungsweise 14 Jahre Dienst auf dem Buckel haben. Sie haben jeweils rund 700.000 Kilometer abgespult. Neu an Bord der Stadtlinienbusse ist erstmals eine Ausrüstung mit eigenem WLAN-Netz zur bequemeren Nutzung von Smartphones und Computern durch die Fahrgäste. Fahrer ist begeistert: Giso Gutewort war einer der ersten Fahrer, die mit den neuen Hybrid-Bussen auf Tour gehen durften bei der Abholung vom Hersteller. „Jedes neue Fahrzeug fährt sich natürlich gut, aber die Hybride sind für uns und die Fahrgäste deutlich leiser“, erzählt der Chauffeur nach den ersten Eindrücken. Stadtmotive Bad Belzigs rollen mit: Gut erkennbar als Stadtlinie sind auch die neuen Busse an Motiven aus der Kreisstadt an ihrem Heck und den Flanken. „Die Burg Eisenhardt, die Stein-Therme und die Reha-Klinik fahren wieder mit“, erklärt Hans-Jürgen Hennig. Er registriert eine gute Auslastung der Stadtlinie. Vor allem an den Markttagen Dienstag und Donnerstag sind sie gut besetzt. Allerdings habe die Corona-Pandemie zuletzt insgesamt bei Regiobus zum Einbruch der Fahrgastzahlen und Defiziten bei den Einnahmen geführt. „Deshalb aber auf Investitionen in Zukunftstechnologien zu verzichten, wäre der falsche Weg“, sagt Hans-Jürgen Hennig. „Mit dem Landkreis haben wir einen guten Träger, der uns auskömmlich finanziert.“ Lesen Sie auch: Durch Werders Altstadt rollt der erste elektrische Linienbus im Land Brandenburg Azubi-Projekt: Für mehr Hygiene in den Bussen Regiobus setzt auf 100 Prozent Ökostrom Regiobus testet den neuen Wunder-Kraftstoff Von Thomas Wachs