Protest gegen 5 G-Ausbau des Mobilfunks in Bad Belzig und Wiesenburg formiert sich

Im Hohen Fläming formiert sich jetzt der Protest gegen den 5-G-Ausbau. Gemeint ist die fünfte Generation des Mobilfunks. „Wir haben Angst um unsere Gesundheit“, erklärt Tino Aisch aus Schmerwitz. Seine Befürchtung: Elektrosmog und Stress durch die Strahlung aus einem engmaschigen Netz von Sendeanlagen werden künftig die Lebensqualität der Menschen hierzulande beeinträchtigen. Mehr als 30 Frauen und Männer haben sich inzwischen in einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen. Sie setzen sich für eine möglichst strahlungsfreie Zukunft ein und rekrutieren sich vor allem aus Bad Belzig, Wiesenburg und Umgebung. Die MAZ-Berichterstattung über das Vorhaben der Kreisverwaltung Potsdam-Mittelmark, dort schon bald fahrerlose Elektrobusse im Linienverkehr einzusetzen, hat sie aufgeschreckt. Fördergeld schon eingeworben: Dazu müssen die Fahrzeuge vernetzt sein, um die Route zu errechnen und die Tour in Angriff nehmen. Datenübertragung in Echtzeit auf den neuen Frequenzen gilt als Voraussetzung dafür. Für die Entwicklung des Angebotes hat das Landratsamt Bad Belzig – in Absprache mit beiden Kommunen – bereits 100.000 Euro aus dem Bundesinvestitionsprogramm, das den 5-G-Ausbau flaniert, akquiriert. „Wir sind nicht grundsätzlich Digitalisierungsgegner, leben und arbeiten gern im Hohen Fläming“, heißt es in einem Brief der Initiative. Er ist an die Stadtverordnetenversammlung Bad Belzig und an die Gemeindevertretung Wiesenburg/Mark sowie die Bürgermeister Roland Leisegang (parteilos) und Marco Beckendorf (Linke) adressiert. Sie werden gebeten, sich ausführlich über die Chancen und Risiken des modernen Mobilfunks zu informieren. Ferner ist in dem Schreiben zu lesen, dass von den Unterzeichnern durchaus der Ausbau eines flächendeckenden Breitbandnetzes mittels Glasfaserkabel und anderer strahlungsarmer und -freier Technologien unterstützt wird. Gutachten mit Simulation gefordert: „Verhindern Sie aber den vorschnellen und potenziell massiv gesundheitsgefährdenden Aufbau des 5-G-Netzes in unserer naturgeschützten Region und setzen Sie sich für die Anwendung von Alternativen ein“, lautet die Forderung an die Kommunalpolitik. Außerdem wird die Erarbeitung eines Gutachtens empfohlen. In dem Papier soll die aktuelle Strahlenbelastung dargestellt und die Wirkung nach Installation eines 5-G-Netzes simuliert werden. Die Gemeinde Wiesenburg/Mark setzt zunächst auf Aufklärung. Demnach wird eine Informationsveranstaltung „als Beginn eines Dialoges“ vorbereitet, kündigt Ratsvorsitzende Marion Gante an. Auch Interessierte aus Bad Belzig sind dazu eingeladen. Information zum Breitbandausbau erwartet: Allgemeine Informationen zum Lückenschluss bei der Internetversorgung im Landkreis, zur 5-G-Aufrüstung darüber hinaus und zur Einführung des Roboterbusses soll der Kreis Potsdam-Mittelmark einerseits beisteuern. Andererseits werden die Gefahren angesprochen, die die Gegner in der Innovation sehen. Dann soll ein jeder seine Position abwägen können. Neue Frequenzen zwischen 3,5 und 3,7 GHz für 5-G-Anwendungen sind im vergangenen Jahr an Netzbetreiber versteigert worden. Bisher wurden für den Mobilfunk lediglich Frequenzen von 800 MHz bis 2,6 GHz benutzt. Auf diese Weise soll es möglich sein, mehr Daten gleichzeitig senden zu können. Doch die Mikrowellen haben eine geringere Reichweite und durchdringen Gebäude weniger gut. Deshalb müssten laut Experten der Bewegung „Diagnose: Funk“ mehr Sender wohnungsnah installiert werden. Darin sehen manche Menschen ein Problem. Sie leiten daraus Risiken für die Gesundheit ab. Die „Bürgerinitiative für den strahlungsarmen Hohen Fläming“ erreicht man über Tino Aisch in Schmerwitz unter 033849/90469. Von den Verwaltungen erwartet der Wiesenburger Gemeindevertreter Johannes Blatt, dass sie erklären, wo überhaupt die Handlungsspielräume liegen. „EU- und Bundesgesetze werden umgesetzt“, ist dem Abgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen klar. Aber von der symbolischen Willensbekundung bis hin zur Verweigerung der Bereitstellung von Grundstücken, auf denen womöglich Sender postiert werden, reicht seiner Einschätzung nach das Spektrum der Möglichkeiten, die es danach abzuwägen gilt. Von René Gaffron

Hoher Fläming - Angst vor zuviel Strahlung: Protest gegen 5-G-Ausbau formiert sich